03 - Winnetou III
sind sicher bei ihnen. Haben gute Empfehlungen, sehr gute. Mr. Santer ist der Freund ihres Häuptlings Tangua.“
Santer! Man kann sich denken, daß mich dieser Name förmlich elektrisierte. Ich hatte Mühe, meine Überraschung unter einer gleichgültigen Miene zu verbergen. Diese Leute kannten Santer. Nun stand es fest, daß ich mich ihnen anschließen würde. Ein anderer Santer als der, welcher uns wiederholt entkommen war, konnte nicht gemeint sein, denn er war ja der Freund des Häuptlings Tangua genannt worden.
„Ist dieser Santer ein so einflußreicher Mann?“ erkundigte ich mich.
„Will es meinen! Wenigstens bei den Kiowas. Aber sagt, wollt Ihr nicht absteigen? Der Abend ist nahe, und Ihr wollt doch am Fluß übernachten, wo es Wasser und auch Futter für Euer Pferd gibt?“
„Hm! Ich kenne euch nicht, und ihr selbst sagtet vorhin, daß man vorsichtig sein müsse.“
„Sehen wir aus wie schlechte Kerls?“
„Nein; aber ihr habt mich zwar ausgefragt, aber mir noch nicht gesagt, wer ihr seid.“
„Das könnt Ihr sogleich erfahren. Wir sind Westmänner und treiben bald dieses und bald jenes. Man nährt sich, wie man kann. Ich heiße Gates; hier neben mir steht Mr. Clay, und der dritte da ist Mr. Summer. Seid Ihr nun zufrieden?“
„Yes.“
„So steigt endlich ab, oder reitet weiter, ganz wie Ihr wollt.“
„Wenn ihr erlaubt, werde ich bei Euch bleiben; es ist in dieser Gegend immer besser, wenn mehrere beisammen sind.“
„Well. Bei uns seid Ihr sicher aufgehoben. Der Name Santer schützt uns alle.“
„Was ist dieser Santer eigentlich für ein Gentleman?“ erkundigte ich mich, indem ich abstieg und mein Pferd anhobbelte.
„Ein Gentleman im wahrsten Sinn des Wortes. Wir werden ihm viel zu verdanken haben, wenn es wirklich so kommt, wie er uns gesagt und versprochen hat.“
„Kennt ihr ihn schon lange?“
„Nein. Wir haben ihn erst vor einiger Zeit zum erstenmal gesehen und getroffen.“
„Wo?“
„In Fort Arkansas. Aber warum fragt Ihr so nach ihm? Ist er Euch bekannt?“
„Würde ich mich nach ihm erkundigen, wenn er mir bekannt wäre, Mr. Gates?“
„Hm, das ist richtig!“
„Ihr sagtet, sein Name gebe euch Sicherheit, und da ich bei euch bin, befinde ich mich, sozusagen, auch unter seinem Schutz. Da muß ich mich doch für ihn interessieren. Nicht?“
„Yes. Setzt Euch nun zu uns her, und macht es Euch bequem! Habt Ihr zu essen?“
„Ein Stück Fleisch.“
„Wir haben mehr. Wenn Ihr nicht genug habt, könnt Ihr noch von uns bekommen!“
Erst hatte ich diese drei für Landstreicher angesehen; nun, da ich sie beobachten konnte, war ich mehr und mehr geneigt, sie für ehrliche Leute zu halten, das heißt, was man im Westen, wo es einen anderen Maßstab gibt, noch so knapp ehrlich nennt. Wir schöpften uns an einer klaren Stelle des Flusses Wasser und aßen unser Fleisch. Dabei betrachteten sie mich von oben bis unten. Dann meinte Gates, der für die andern überhaupt das Wort zu führen schien:
„Also um Eure Fallen und Felle seid Ihr gekommen? Das ist bedauerlich. Wie wollt Ihr Euch nun nähren?“
„Zunächst von der Jagd.“
„Sind Eure Gewehre gut? Ihr habt nicht nur eins, sondern sogar zwei, wie ich sehe.“
„Sie sind leidlich. Diese alte Donnerbüchse schießt mit Kugeln, und für Schrot habe ich das kleine Gewehr.“
Ich hatte den Stutzen im selbstgefertigten Überzug stecken. Hätte ich die beiden Namen Henrystutzen und Bärentöter gesagt, so hätten sie sofort gewußt, wer ich war.
„Da seid Ihr ein sonderbarer Heiliger. Ihr schleppt zwei Gewehre mit Euch, das eine für Kugeln und das andere für Schrot. Man nimmt doch ein Doppelgewehr, ein Lauf für Schrot und der andere für die Kugel!“
„Ist richtig; bin aber einmal an dieses alte Schießzeug gewöhnt.“
„Und was habt Ihr da unten am Rio Pecos vor, Mr. Jones?“
„Nichts Besonderes. Es soll dort leichteres Jagen sein als hier.“
„Wenn Ihr meint, daß die Apachen Euch dort jagen werden, so hat man Euch gut berichtet. Glaubt doch diesen Unsinn nicht! Hier habt Ihr nur die Fallen und Felle verloren; dort aber könnt Ihr leicht um Euern eigenen Pelz kommen. Müßt Ihr denn partout hin?“
„Nein, das gar nicht.“
„So kommt mit uns!“
„Mit euch?“ stellte ich mich erstaunt.
„Ja.“
„Nach den Mugworthills?“
„Ja.“
„Was soll ich dort?“
„Hm! Ich weiß nicht, ob ich es Euch sagen darf. Was meint ihr dazu, Clay und Summer?“
Die beiden Gefragten sahen
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