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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verschlingen?“
    „Nur eines.“
    „Und wie viele Häuptlinge der Apachen, um diese Mücken von Racurroh zu töten? Wenn Winnetou den Kriegspfeil ausgräbt, so nimmt er nicht seine Männer mit, sondern er geht allein; er kennt keinen einzelnen Stamm, dessen Häuptling er ist, sondern er ist der König aller Apachen; er mag die Hand ausstrecken hier oder dort, so eilen tausend Krieger herbei, um seine Befehle zu vollbringen. Er hat viele Zungen, die ihm erzählen, was die Söhne der Comanchen tun, und er hat viele Messer und Tomahawks, um seine Feinde zu vertilgen von der Erde.“
    Dann wendete er sich mir zu:
    „Der Mann soll sprechen mit der Faust; aber mein Bruder erzähle mir, was er mit diesen Männern will, die bei ihm sind!“
    Ich gab ihm einen kurzen, aber genauen Bericht über die Ereignisse, welche uns an den Rio Pecos geführt hatten. Er hörte aufmerksam zu und blickte dann eine Weile zu Boden. Den letzten Rauch aus seiner Pfeife blasend, erhob er sich und steckte das Calumet wieder in die Tasche.
    „Meine weißen Brüder mögen mir folgen!“
    Er nahm sein Pferd, führte es hinaus und schwang sich auf; ich hielt mich ihm zur Seite, und im scharfen Schritt setzten wir unseren Ritt fort. Er ritt einen braunen starkknochigen Klepper, den ich schon von früher her kannte. Dieses Tier hatte ganz das Aussehen eines abgetriebenen Karrengaules, und nur ein Kenner, wie Winnetou, konnte sich entschlossen haben, es als Reitpferd zu gebrauchen. Es war unerreichbar im Galopp, ruhig im Trab, ausgiebig und unermüdlich im Schritt und kerngesund auf der Lunge. Seine Klugheit stand keineswegs hinter derjenigen von Sams Stute zurück, und mit seinen scharfen, stahlharten Hufen hatte es nicht nur einmal den gefährlichen grauen Wolf oder gar den Puma in die Flucht geschlagen. Wenn Winnetou aufsaß, so schien Roß und Reiter ein Leib und eine Seele, ein Wille und ein Entschluß zu sein, und niemals kam es vor, daß ihm die Kraft und Ausdauer, der Mut und die Gewandtheit dieses unvergleichlichen Tieres versagten.
    Als wir die Spuren der Comanchen erreichten, erkannten wir, daß sich die Horde ganz und gar sicher gefühlt haben mußte, denn man hatte sich auch nicht die geringste Mühe gegeben, die Fährte weniger kenntlich werden zu lassen. So ritten wir wohl eine Stunde weit, bei jeder Biegung des Weges haltend, um das vor uns liegende Terrain zu überblicken. Eben waren wir wieder an eine Ecke des Waldes gekommen und standen schon im Begriff, dieselbe zu umreiten, als der Apache sein Pferd zurückriß.
    Er deutete mit dem rechten Arm vorwärts, während die geschlossene linke das Zeichen zur Schweigsamkeit und Vorsicht geben sollte. Ich streckte den Kopf vor und strengte meine Augen an, konnte aber nicht das Mindeste bemerken. Winnetou hing seine Büchse an den Sattelknopf, zog das Bowiemesser, stieg ab und verschwand zwischen den Bäumen, ohne ein Wort zu verlieren.
    „Was mag es geben, Charley?“ fragte Sam.
    „Weiß es nicht.“
    „Ist ein närrischer Kauz, dieser Apache! Konnte er uns nicht erst sagen, was er vorhat?“
    „Hast du nicht gehört, daß er sagte, der Mann soll mit Taten sprechen! Er hat etwas Verdächtiges bemerkt und ist gegangen, um sich zu überzeugen. Das hast du aus seinem Tun erkannt, und darum brauchte er keine Rede zu halten.“
    „Aber sagen konnte er, welcher Art dieser Gegenstand war!“
    „Das werden wir bald sehen.“
    „Aber wir wüßten doch zum Beispiel, wonach wir uns zu richten und wie wir uns zu benehmen hätten!“
    „Das wissen wir ohnedies. Wir haben hier hinter der Ecke zu warten, bis er zurückkehrt oder uns ein Zeichen gibt, vorwärts zu gehen; das ist doch einfach.“
    „Massa, oh, ah, haben hören Massa?“ unterbrach Bob den kleinen Wortwechsel.
    „Was?“
    „Haben schreien ein Mann!“
    „Wo?“
    „Da, hinter Ecke!“
    Ich blickte die anderen fragend an, aber keiner hatte etwas gehört, doch konnte der Neger trotzdem recht haben. Da erscholl – und jetzt hörten wir es alle – der Lockruf des Spottvogels. Jeder andere hätte diese Töne wirklich für die Stimme des Whip-poor-will gehalten, ich aber wußte, daß sie vom Munde des Apachen kamen, denn diesen Ruf hatten wir während unserer früheren Fahrten miteinander verabredet und sehr oft in Anwendung gebracht.
    „Ein Whip -poor -will hier“, meinte Sam. „Möchte zum Beispiel wissen, wo diese Art von Kreatur nicht anzutreffen wäre!“
    „Diese Art von Kreatur hast du heut zum erstenmal gesehen und

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