03 - Winnetou III
schön und sein sehr viel gut! Bob auch mit retten Massa Bern' und Massa Sam und Massa Winnetou!“
„So verhalte dich ruhig, daß du nicht erwischt wirst!“
Ich verließ den hohlen Baum. Es war mir ein höchst wohltuendes Gefühl, wenigstens einen außer mir noch verschont zu wissen, wenn dieser eine auch grad der Neger war. Übrigens mußte ich es sehr schlau nennen, daß man bei den Überresten des Bären eine Wache gesetzt hatte. Das Fleisch konnte ja für uns eine Anziehungskraft besitzen, die uns in das Verderben führte.
Eine Stunde später befand ich mich auf der andern Seite des Tales, keine drei Ellen von dem Indianer entfernt, welcher unbeweglich wie eine Statue saß und kein anderes Glied rührte, als zwei Finger der rechten Hand, welche mit einer kleinen Geierpfeife spielten, die an seinem Hals hing. Ich wußte, daß die Töne dieser Pfeifen oft als Signale verwendet werden; sollte hier vielleicht etwas Ähnliches verabredet sein?
Der Indianer war noch jung, kaum achtzehn Jahre alt, vielleicht war der gegenwärtige Kriegszug sein erster. Er hatte einen sehr interessanten Kopf, und die Sauberkeit seiner Kleidung ebenso wie die seiner Arbeit seiner Waffen ließen mich vermuten, daß er der Sohn eines Häuptlings sei. Sollte ich ihn töten? Sollte ich dies junge, hoffnungsvolle Leben zerstören? Nein.
Ich schob mich leise, ganz leise vorwärts, packte mit der Linken seine Kehle und gab ihm mit der Rechten einen vorsichtigen Hieb, der einem älteren Mann nicht das mindeste getan haben würde, diesen Jüngling aber auf der Stelle betäubte; dann fesselte und knebelte ich ihn und befestigte ihn so an den Stamm eines Baumes, daß er rings von Büschen umgeben war und also nicht gesehen werden konnte. Die Geierpfeife hatte ich ihm abgenommen. Ich versteckte mich, setzte sie an den Mund und stieß einen kurzen, halblauten Pfiff aus. Sofort raschelte es mir gegenüber in den Büschen: ein alter Indianer trat hervor und kam eiligen Laufes herübergesprungen. Ein Kolbenschlag meiner Büchse streckte ihn nieder. Er war nicht tot, sondern nur bewußtlos; ich hatte ihn ja nicht töten, sondern unschädlich machen wollen.
Es mußten mehr als drei oder vier Indianer vorhanden sein, und alle diese Leute auf dieselbe Weise herpfeifen und niederschlagen, das wäre ja die schändlichste Metzelei gewesen; aber sie war auch ein Ding der Unmöglichkeit. Vor allem mußte ich erfahren, wo sich die Pferde der Indsmen befanden; es war das eine gefahrvolle Sache. Ich ahmte das kurze Wiehern eines Hengstes nach und siehe da, eben dort, wo der Indianer herausgekommen war und wo auch unsere Pferde gestanden hatten, ertönte eine mehrstimmige Antwort.
Jetzt mußte ich auf mein gutes Glück vertrauen; ich band den alten Indianer mit seinen eigenen Riemen fest, nahm den jungen auf meine Achsel und eilte unter dem Schutz der Bäume um die kurze Krümmung, welche den Hintergrund des Tales bildete, der Stelle zu, an welcher die Pferde standen. Es waren ihrer sechs, ein sicherer Beweis also, daß sich noch vier Indsmen auf der Lauer befanden; diese standen jedenfalls weiter vorn nach dem Eingang zu, so daß ich hinten genugsam Zeit zu meinen Vorbereitungen hatte.
Ich stieg zunächst hinauf zu Bob. Er war im Innern des Baumes in die Höhe geklettert und blickte durch sein Fenster von oben herab. Als er mich nahen sah, kam er herabgerutscht und blickte zwischen den Haselruten hindurch.
„Massa, oh, haben fangen ein Indian'! Massa machen wohl tot Indian'?“
„Nein; ich will ihn nur gefangenhalten. Willst du Massa Bernard mit retten?“
„Oh, Bob werden retten gern lieb' gut' Massa Bern'. Wie es müssen machen Bob?“
„Du nimmst hier diesen Indianer und trägst ihn hier in gerade Richtung immer bergab, bis du an den großen Hickory kommst. Da legst du ihn ab und wartest auf mich.“
„Bob werden es machen so, Massa!“
„Aber du rührst seine Fesseln nicht an. Wenn er frei wird, bist du verloren!“
„Bob nicht werden sein verloren!“
„Gut also vorwärts!“
Der riesige Neger warf sich den Indianer über die Achsel und stieg jenseits von der Höhe hinab. Ich kehrte zu den Pferden der Comanchen zurück. Es war gewiß eine schwere Aufgabe, alle sechs Tiere bei diesem Terrain zu entführen, das heißt, sie aus dem Tal empor und drüben wieder hinabzubringen. Allein jedoch brachte ich es wohl besser fertig als mit Hilfe des Negers, da alle indianischen Pferde einen unüberwindlichen Abscheu gegen die schwarze Rasse
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