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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Meinung ist Ihnen Jetheroe ins Netz gegangen, und wenn ich Sie wäre, Soc, würde ich es zuziehen.«
    Wieder rieb sich Soc das Kinn, obwohl es gar nicht seiner Art entsprach, sich unschlüssig zu zeigen.
    »Die ganze Sache bedarf noch einer gründlichen Überlegung«, meinte er ausweichend. »Werden Sie morgen zur Leichenschau kommen?«
    Bob nickte stumm.
    »Das Begräbnis ist nachmittags . . . Armer, alter John! Ein seltsames Ende eines seltsamen Lebens! Sagen Sie, Bob, hat er außer ›Waldfrieden‹ noch ein anderes Haus besessen? Sie kennen seine Verhältnisse doch besser als ich.«
    »Wie kommen Sie darauf?« »Nun, vielleicht hatte er ein Grundstück in London oder sonst irgendwo?«
    »Ich habe nie etwas davon gehört. John hat zwar nicht viel über seine geschäftlichen Angelegenheiten geredet, aber das würde er mir gegenüber vielleicht doch mal erwähnt haben. Warum fragen Sie?«
    »Weil ich wissen möchte, wo ich Molly jetzt unterbringen kann.«
    »Ah, ich verstehe. Ich bin auch Ihrer Meinung, daß sie von hier fortgehen sollte. Und da ihr Stiefvater wohl keinen weiteren Besitz hatte, bin ich gern bereit, nach London zu fahren und ihr den ›Prinzenhof‹ einzuräumen. Ich habe es ihr schon vorgeschlagen, aber leider wollte sie nicht darauf eingehen.«
    »Das konnte Sie wohl auch nicht«, urteilte Socrates.
    »Aber wie wäre es, wenn Sie alle bei mir wohnen würden? Wenn Sie mitkommen, wird Molly auch damit einverstanden sein. Und sollte sich ihr Besuch ausdehnen, so würde ich noch eine ältere Dame einladen.«
    »Ja, so ließe es sich arrangieren«, stimmte Socrates zu. »Ich werde mit Molly reden . . . Liegt Ihnen sehr viel an ihr?«
    Die unerwartete Frage raubte Stein die Sprache.
    »Was. . . was meinen Sie damit?« stotterte er.
    »Möchten Sie sie heiraten?«
    »Ja.« Und nach einer Pause: »Ich liebe Molly.«
    »Und wie denkt sie darüber?«
    »Sie mag mich nicht«, gestand Stein und wechselte unvermittelt das Thema.
    Ein Weilchen später setzte sich auch Molly Templeton wieder zu ihnen und erzählte, was Mr. Jetheroe zum Wäscheladen, der gleichzeitig auch ein Stellenvermittlungsbüro war, geführt hatte. Er suchte einen Ersatz für seinen Gärtner, den er am selben Morgen wegen wiederholter Trunkenheit entlassen hatte.
    »Ich kenne den Mann«, warf Stein dazwischen »Ein unzuverlässiger Bursche, der auch vorübergehend für Mandle gearbeitet hat. Heißt er nicht Gritt, Molly?«
    »Kann sein; ich habe aber nicht auf den Namen geachtet.«
    »War Mr. Jetheroe nicht sehr aufgeregt, als er hörte, daß Sie mit knapper Not dem Feuer entkommen sind?« fragte Socrates.
    »Natürlich. Er machte ein ganz verstörtes Gesicht, denn er hatte mich doch im Gasthof vermutet.«
    »So, so.«
    Gleich darauf fuhr Socrates nach der Station Haslemere, um zwei Kriminalbeamte abzuholen, die Scotland Yard ihm zur Verfügung gestellt hatte. Als er bei Nieselregen gegen fünf Uhr zum Krug zurückkehrte, traf er weder seinen Bruder noch Molly Templeton an. Sie war zum Tee in die Weiße Villa gegangen, und der getreue Lexington hatte sie begleitet.
    Socrates schmunzelte stillvergnügt; es war jedoch ein innerliches Schmunzeln, weil Bob Stein, von dem er diese Nachricht erhalten hatte, äußerst schlechter Laune war. »Ihr Brüderchen ist wohl so'ne Art Nachtfalter, Soc?« knurrte er.
    »Tag- und Nachtfalter«, versetzte Socrates ruhig. »Und wo immer er fliegt, fliegt er stracks geradeaus!«
    »Na ja, ich will damit nichts gegen ihn gesagt haben, ich bin nur in bezug auf Molly etwas empfindlich!«
    »Bob, Sie sind ein Narr, sich in Ihrem Alter wegen eines Mädchens so viel Mühe zu machen. Wenn sich ein Fünfundfünfzigjähriger mit einer Zweiundzwanzigjährigen verheiratet, so liegt ein ganzes Jahrhundert zwischen den beiden, sobald sie zehn Jahre älter sind.«
    Bob Stein netzte seine trockenen Lippen mit der Zunge.
    »Wahrscheinlich haben Sie recht, Soc.« Falls er noch mehr hatte sagen wollen, so wurde dies durch das Anklopfen des Zimmermädchens vereitelt. Das Mädchen meldete, der Gärtner Gritt wünsche Mr. Smith zu sprechen, um ihm etwas Wichtiges mitzuteilen.
    »Lassen Sie ihn herein!«
    »Aber er ist nicht ganz in Ordnung, Sir«, fuhr das Mädchen zögernd fort.
    »Das soll wohl heißen, daß er betrunken ist? Macht nichts, bringen Sie ihn her!«
    Der Mann trat ein, eine dürre Gestalt mit hängenden Schultern und einem unangenehmen, verschlagenen Ausdruck in den Augen. Er blieb, an seiner Mütze fingernd, bei der

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