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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Mann blickte ihn verwundert an.
    »Das stimmt, Sir.«
    »Und weiter wette ich, daß Sie heute Wein abgefüllt haben.«
    »Auch das ist richtig, Sir!«
    »Nun, die zweite Wette wäre unfair gewesen, denn ich hatte gehört, wie Mr. Stein Ihnen heute morgen die Anweisung dazu erteilte.«
    Ganz unvermittelt ließ er den Mann stehen und ging die Treppe hinauf.
    »Was ist denn nur in Soc gefahren . . .?« murmelte Lexington.
    Als er eine Weile später in das Schlafzimmer des Bruders schaute, lag dieser auf dem Bett, völlig angekleidet, aber im tiefsten Schlaf. Socrates wußte, daß ihm eine schlaflose Zeit bevorstand . . .
    Außerdem hatte er in Erfahrung gebracht, woher der Anruf am Nachmittag von Mollys Verschwinden gekommen war. Denn der Brief des Postamtes von Haslemere teilte mit: ›Anruf um 3.40 Uhr kam vom Jevington Institut, London, Marylebone 7979.‹ Deshalb schlief Socrates Smith so ruhig und fest.
    Lexington und Frank aber saßen die ganze Nacht auf und sahen fahl und müde aus, als sich Socrates am nächsten Morgen, frisch wie ein eben gepflückter Apfel und in fast heiterer Stimmung, zu ihnen gesellte.
    »Na, so etwas! Marsch ins Bett, Lex! Du hast doch nicht etwa angenommen, daß Bob von Weston-super-Mare schon nachts zurückkommen würde?« fragte er sarkastisch. »Er wird so gegen halb zehn eintreffen, und du hast also noch Zeit, dich ein wenig hinzulegen.«
    Und seine Schätzung war merkwürdig genau! Um dreiviertel zehn brauste die schwere, über und über mit Staub bedeckte Limousine die Auffahrt herauf, und schwerfällig kletterte Stein mit roten Augenlidern hinter dem Lenkrad hervor.
    »Ich hatte die Limousine genommen, weil ich Molly mit zurückbringen wollte«, erklärte er, und seine Stimme klang heiser vor Schläfrigkeit.
    »Haben Sie sie gesehen?« fragte Lex gespannt.
    »Man hat mich getäuscht. . . Donnerwetter, war das eine Nacht! Haben Sie eine Vorstellung von dem Weg zwischen hier und Weston? Probieren Sie ihn mal in einer stockdunklen Nacht aus! Gibt es irgend etwas Neues?«
    »Nichts!«
    Bob wankte vor Müdigkeit.
    »Dann bis nachher! Ich sehne mich nach einem Bad und meinem Bett«, sagte Bob und verschwand.
    »Und euch, Jungens, fehlt dasselbe«, behauptete Socrates. »Ich werde jetzt einen kleinen Bummel durch den Garten machen.«
    »Ich möchte lieber mitkommen, Soc.«
    »Ich bin auch nicht eine Spur müde«, versicherte Frank, »und sogar ein Spaziergang von zehn Meilen würde mir nichts ausmachen.«
    »So?« Socrates schmunzelte, »mir scheint, der Garten ist gerade groß genug für euch!«
    Sie folgten dem parallel zum Haus laufenden Weg und waren gerade im Begriff, in die breite, schattige Rotdornallee einzubiegen, als Frank wie angewurzelt stehen blieb und die Augen aufriß.
    »Was gibt's?« forschte Socrates und blickte in dieselbe Richtung wie der junge Mann.
    In der Mitte des schmalen Weges, der an der Hausecke im rechten Winkel abbog, lag ein Schuh. Der Schuh einer Frau!
    Wie ein Geier stürzte Socrates sich darauf. »Mollys Schuh! Und gestern hat er noch nicht hiergelegen, denn ich bin morgens an dieser Stelle vorbeigekommen!«
    Frank schien etwas entgegnen zu wollen, aber ein Wink Socrates' ließ ihn schweigen.
    »Ich möchte allein sein«, herrschte er die beiden jungen Leute ungeduldig an. »Tut mir den Gefallen und geht schlafen. Vor ein Uhr will ich euch nicht wiedersehen. Und bei Gott, wenn ihr wüßtet, was euch bevorsteht, so würdet ihr im Bett bleiben!«

19
    Drei Männer lagen in schwerem Schlaf, während Socrates seine Theorie zusammenfügte, hier eine rauhe Kante glättend, dort Fäden knüpfend, bis das Gewebe vollkommen war. Die Nacht zuvor hatte er das Rätsel von Mollys Verschwinden gelöst, aber geglaubt, daß sie freiwillig gegangen war. Der Schuh erzählte eine andere Geschichte. Sie hatte ihn abgestreift und ihn dort fallen lassen - ein eindeutiges Notsignal, und bei seinem Anblick war der Zorn in Socrates Smith erwacht, jene kalte Wut, die sich nur zweimal in seinem Leben bisher an die Oberfläche gewagt hatte. Doch wenn Molly auch in Lebensgefahr schwebte, wenn sie auch starb - er durfte nichts überstürzen.
    Der Teig muß gar werden, lautete das Rezept, aber er überwachte den Prozeß des Garwerdens mit nervöser Ungeduld.
    Gewisse Umstände bedurften noch der Aufklärung, und kurz entschlossen telefonierte er nach einem Taxi, ließ sich nach Haslemere zum Bahnhof fahren, hatte in London mit dem Archivleiter von Scotland Yard eine eingehende

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