030 - Bei den drei Eichen
ich dachte, die Sache wäre zwischen uns erledigt. Und ich finde es wenig ritterlich, noch einmal mit mir darüber zu sprechen, obwohl ich Gast in Ihrem Hause bin.«
»Sie wissen, daß ich Sie liebe«, beharrte er.
»Ich weiß, daß Sie sich in diesem Glauben befinden.«
»Ich liebe Sie«, erklärte er. »Ich habe alles, was ich brauche, außer Ihnen, Molly. Und ich sehe keinen Grund, warum ich Sie nicht auch bekommen sollte.«
»Ich sehe viele Gründe Mr. Stein, öffnen Sie bitte die Tür.«
»Ich denke nicht daran. Sie werden diesen Raum nicht verlassen, bis. . .«
Sie fühlte, wie ihre Knie nachgaben.
»Ich will sagen«, verbesserte er sich, »daß Sie diesen Raum nur mit meiner Erlaubnis und zu einer Zeit, die ich bestimme, verlassen werden.«
»Wenn Mr. Smith . . .«
»Socrates wird nichts davon erfahren«, schnitt er ihr brüsk das Wort ab. »Wenn er zurückkehrt, werde ich ihm sagen, daß Sie nach London gefahren sind.«
»Aber das ist doch irrsinnig! Sie können mich hier doch nicht einsperren, Mr. Stein«, begehrte sie auf.
»Das werden Sie gleich sehen. Der Schrank dort hat gute, feste Türen - ich habe zu Ihrer Bequemlichkeit einen Stuhl hineingestellt. Sollten Sie Schwierigkeiten machen, bin ich gezwungen, Sie an Händen und Füßen zu fesseln, eventuell auch zu knebeln - das dürfte Ihnen wenig gefallen. Wenn Sie mir aber Ihr Wort geben, daß Sie sich ruhig verhalten werden, können Sie sich hier frei bewegen. Leider muß ich Sie bitten, Ihre Schuhe auszuziehen, damit man Sie nicht hört. Und nun noch eine letzte Warnung, Molly: Falls Sie es sich einfallen ließen, gegen die Tür des Arbeitszimmers zu hämmern, so . . .«
Er hielt inne.
»Nun?« drängte sie heftig.
»So würde ich Sie erschießen. Ja, trotz meiner Liebe würde ich Sie ebenso erschießen, wie ich John Mandle erschossen habe.«
Sie wich vor ihm zurück, die Fauste auf dem Mund gepreßt.
»Sie . . . Sie haben ihn erschossen?« flüsterte sie.
»Jawohl. Es würde zu lange dauern, Ihnen alles zu erklären. Aber glauben Sie mir, daß ich meine guten Gründe hatte.« Er sprach so ruhig, als erzählte er eine ganz belanglose, nebensächliche Begebenheit.
»Ganz kurz gefaßt, könnte man es so formulieren: Ich habe ihn erschossen, weil er Angst vor mir hatte.«
»Sie sind wahnsinnig . . . wahnsinnig«, keuchte Molly. »Sonst würden Sie den Mord nicht zugeben . . .«
»Ich sage es Ihnen, weil ich Sie liebe und weil Sie mich heiraten werden. Ich bringe Sie von hier fort, Molly, und wenn dann auch Smith als gründlich Genarrter endlich nach London zurückkehren wird, bleiben wir beide zusammen, bis« - er streifte sie mit einem merkwürdigen Blick - »Sie einsehen, daß eine Ehe mit mir doch das Bessere ist.«
Molly strich sich mit der Hand über die Stirn. Ein Traum, redete sie sich ein. Und wußte dennoch, daß es furchtbare Wirklichkeit war!
Bob Stein, dieser allgemein beliebte Mann, der für jeden ein freundliches Wort hatte, Bob Stein, der lebenslustige Mensch, ein Mörder! Der Mörder seines besten Freundes!
»Wofür haben Sie sich nun entschieden? Gefesselt im Schrank oder vernünftig sein? Bedenken Sie auch, daß nicht unbedingt Sie es sein müssen, die stirbt, wenn Sie um Hilfe schreien - ganz sicher aber die Person, die zu diesem Zeitpunkt zufällig bei mir im Arbeitszimmer ist. Und das könnte immerhin« - seine Lippen kräuselten sich höhnisch - »Ihr lieber Lexington sein!«
»Waren Sie es vielleicht auch, der auf Mr. Jetheroe den Schuß abgegeben hat?«
Er nickte.
»Dann sind Sie also tatsächlich wahnsinnig«, flüsterte sie. »Mr. Smith erzählte mir von einem Lachen, das kein Mensch . ..«
»Mr. Smith ist viel schlauer, als Sie denken, Molly. Socrates ist ein wirklicher Socrates! Er wußte, daß dieses Gelächter ihn nervös machen und die Sicherheit seines Schusses beeinträchtigen sollte. Aber bei ihm verfing das Mittel nicht. Beinahe traf ich mein Ziel, aber er seins - bei Gott -noch besser! Schauen Sie!«
Er lüftete mit einer Hand sein buschiges Haar und legte eine Wunde bloß.
»Das war Socs Kugel«, grinste er. »Sie heilte mich von der Angewohnheit, zu früh zu lachen. . . Was ist nun? In den Schrank?«
»Nein, ich werde mich ruhig verhalten. Ich kann nur hoffen, daß Sie allmählich zur Besinnung kommen und einsehen werden, was Sie angerichtet haben.«
»Los, die Schuhe her!«
Sie zitterte vor Zorn, aber sie gehorchte.
»Das Essen wird Ihnen hereingebracht - ich selbst werde es Ihnen
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