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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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bringen«, ergänzte er, als er einen Hoffnungsschimmer in ihren Augen gewahrte.
    »Aber Sie können mich doch nicht ewig hier festhalten!«
    »Das habe ich auch nicht vor. Es wartet bereits ein kleines Heim und eine nette Haushälterin auf Sie.«
    Einen Augenblick später drehte sich schnappend der Türschlüssel von außen.
    Sofort trug sie den Stuhl zu einem der Fenster und kletterte hinauf. Aber sie konnte mit den Fingerspitzen gerade nur die unterste Kante erreichen. Dann suchte sie nach einem Wurfgeschoß. Nichts! Nicht einmal eine Nagelbürste hatte der umsichtige Kerkermeister ihr gelassen. Verzweifelt setzte sie sich auf den Stuhl und grübelte, den Kopf in den Händen vergraben, über die Möglichkeit einer Rettung. Was war mit der anderen Tür? Sie mußte in den Garten führen ... Doch bevor sie noch die Klinke probierte, wußte sie schon, daß auch dieser Ausgang versperrt war.
    Einmal hörte sie das Surren eines Motors, und ihr Herz begann wild zu klopfen. Mr. Smith . . . Lexington? Aber nein, sie konnten noch nicht zurück sein! Und mutlos sank sie wieder in sich zusammen.
    Abends erschien Stein mit einem Tablett voller Speisen, die das junge Mädchen kaum anrührte.
    »Sie essen zu wenig«, mahnte er. »Ich werde Ihnen Milch und Biskuits hierlassen. Später bekommen Sie noch ein Bett.«
    Er hielt Wort. Gegen zehn Uhr brachte er ihr ein Feldbett und entfernte sich stumm.
    Es war eine entsetzliche Nacht! Molly konnte nicht eine Sekunde schlafen und begrüßte das graue Dämmerlicht, das die Fenster erhellte, wie eine Erlösung. Aber war schon die Nacht lang gewesen, so zog sich der Tag noch endloser dahin.
    Aus purer Erschöpfung fiel sie spät nachmittags in einen unruhigen Schlummer, aus dem Stein sie aufrüttelte.
    »Aufstehen!« kommandierte er und warf einen schweren Mantel aufs Bett. »Hier ist Kaffee und Butterbrot. Stärken Sie sich!«
    »Was haben Sie vor?«
    »Eine kleine Reise mit Ihnen.«
    »Ich gehe nicht mit!« Sie stampfte mit dem Fuß auf die Fliesen.
    »Seien Sie kein Narr!« fuhr er sie an.
    »Sie können mich töten!« schrie sie ihm ins Gesicht. »Ich rufe um Hilfe, wenn Sie mich anrühren, und irgend jemand wird mich schon hören.«
    Bob Stein grinste ironisch.
    »Dann müßten Sie allerdings sehr laut rufen. Ich habe mein ganzes Personal ins Kino geschickt; nur Williams ist zurückgeblieben, aber der füllt im Keller Wein ab. Seien Sie also vernünftig!«
    Um sich bei Kräften zu erhalten, aß sie die Sandwiches und schluckte gierig den Kaffee. Dann übermannte sie eine ungeheure Müdigkeit, und sie sank auf das Bett zurück.
    Ein frischer Windhauch, der über ihr Gesicht blies, weckte sie auf. Jemand trug sie - sie war im Freien.
    Im Kaffee . . . muß ein Betäubungsmittel gewesen sein, dachte sie schwerfällig. Schreien? Sie konnte nicht. Ob er mir wohl auch die Schuhe wieder angezogen hat? flog es ihr durch den Kopf. Ein Schuh! Plötzlich erinnerte sie sich wieder: Schon einmal hatte Socrates Smith ihre Spur durch einen Schuh entdeckt... Sie fühlte mit einem Fuß den anderen und jubelte innerlich auf. Behutsam setzte sie die Spitze des einen gegen den Hacken des anderen Schuhs. Ein Druck - der linke Pumps fiel herunter. In der nächsten Minute wurde sie in ein Auto gehoben, wo langsam die Bewußtlosigkeit wieder über ihr zusammenschlug.
    Ein starker Ruck weckte sie noch einmal vorübergehend, und halb im Schlaf gewahrte sie, daß Stein fluchend ein Rad auswechselte. In der grauen Morgendämmerung hielt der Wagen vor einer hohen Mauer . . . Ein wüster Garten . . . ein verkommenes Haus. Ganz vage hatte sie ein Gefühl der Erleichterung beim Anblick einer Frau, die ihr ins Bett half.

21
    Mit schmerzendem Kopf erwachte Molly Templeton aus einem zwölf stündigen Schlaf. im Zimmer herrschte rabenschwarze Finsternis - besaß es kein Fenster? Später entdeckte sie, daß es, da im ersten Stockwerk die Läden fehlten, mit dicken Wolldecken verhängt war.
    Sie tastete auf dem Nachttischchen nach Streichhölzern und Kerze, fand aber nichts; die kleine Anstrengung verursachte jedoch ein solches Stechen in ihrem Kopf, daß sie mit einem Stöhnen auf das Kissen zurücksank. Der Schmerzenslaut mußte gehört worden sein, denn unmittelbar darauf knackten die Treppenstufen unter einem schweren Gewicht, und eine Frau, eine Petroleumlampe in der Hand, trat über die Schwelle. Sie war groß und knochig und hatte einen harten Mund, der nichts Gutes verhieß.
    »Haben Sie gerufen? Sind Sie

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