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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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hungrig?«
    »Ich habe rasende Kopfschmerzen«, klagte Molly.
    »Dem wollen wir gleich abhelfen.«
    Die Frau setzte die Lampe auf das Tischchen und stapfte nach unten, um wenig später mit einer Tasse Tee und zwei Schmerztabletten zurückzukehren.
    »Los! Die tun Ihnen keinen Schaden«, sagte sie grob, als sie den mißtrauischen Blick des jungen Mädchens gewahrte. »Das ist das Schlimmste bei euch Verrückten, daß ihr immer denkt, man will euch vergiften.«
    »Verrückt?« Molly glaubte, nicht richtig gehört zu haben. »Halten Sie mich für verrückt?«
    »Für was denn sonst? Wenn man sich fünfunddreißig Jahre mit Geisteskranken abgegeben hat, weiß man auf den ersten Blick Bescheid.«
    Trotz all ihres Elends überkam Molly die Lust zu lachen.
    »Also ich bin verrückt«, wiederholte sie in ruhigem Ton, während sie die Tabletten mit einem Schluck Tee hinunterspülte.
    »Natürlich! Und sobald Sie das selbst einsehen, wird es besser mit Ihnen werden.«
    »Wo bin ich hier?«
    »In frischer Luft auf dem Lande. Ein wenig einsam ist die Lage ja, aber wie geschaffen für eine kleine Anstalt!«
    Das junge Mädchen blickte auf ihre Armbanduhr.
    »Wie? Sechs Uhr nachmittags? Da muß es doch ganz hell sein.«
    Dann sah sie das verhängte Fenster und bat: »Können wir nicht das Tageslicht hereinlassen? Ich verspreche, daß ich mich ganz still verhalten werde.«
    »Sie können schreien, bis Sie blau im Gesicht sind, und dennoch würde Sie niemand hören«, erklärte Mrs. Barn und nahm die Wolldecken von den Scheiben. »Aber wenn Sie etwa eine schöne Aussicht erwarten, so werden Sie eine Enttäuschung erleben.«
    Und so war es auch. Jenseits der hohen Mauer, die einen dunklen Schatten auf den Garten warf, zeigte sich dem Auge nichts als eine einsame Heidelandschaft, aus der sich ein merkwürdig geformter Hügel erhob.
    »Aber das ist ja Dartmoor«, rief Molly erregt. »An diesem Hügel bin ich mit meinem Stiefvater früher mal vorbeigefahren.«
    »Ganz recht. Und das Haus heißt ›Pfuhl im Moor‹. Wenn ich einen so guten Onkel hätte wie Sie, dann würde ich nicht hierbleiben wollen. ›Pfuhl im Moor‹! Ein wunderbarer Name für eine Anstalt!« redete sie, mehr zu sich selbst, weiter. »Natürlich muß ich das Anwesen erst instandsetzen lassen.«
    »Gehört es denn Ihnen?« fragte Molly überrascht.
    »Noch nicht. Aber demnächst!«
    Und Molly verstand. »Pfuhl im Moor‹ war der Preis, mit dem Bob Stein die Dienste dieses schrecklichen Weibes bezahlen wollte.
    »Wann darf ich von hier wieder fort?«
    Mrs. Barn schaute sie mit stechendem Blick an.
    »Wenn Ihr Gatte Sie abholt.«
    »Was?« Voller Empörung sprang Molly auf. »Wen meinen Sie denn jetzt? Eben haben Sie noch von meinem Onkel gesprochen, und ich kann es sehr gut verstehen, daß Mr. Stein sich als mein Onkel ausgibt . . .!« schloß sie entrüstet.
    »Ihr Onkel war es, der Ihre Übersiedlung nach hier veranlaßt hat, und Ihr Gatte hat Sie hergebracht. Einen netteren Mann könnte man sich kaum wünschen!«
    »Aber ich bin doch gar nicht verheiratet!« schrie das Mädchen auf, »Das ist ja gerade Ihre Wahnvorstellung«, erwiderte ruhig die Frau mit dem kantigen Gesicht. »Natürlich haben Sie einen Gatten!«
    Molly zwang sich gewaltsam zur Selbstbeherrschung.
    »Wollen Sie mir einen Gefallen tun, Mrs. . . . Mrs. . .?«
    »Barn heiße ich. Und ich will Ihnen gern jeden vernünftigen Wunsch erfüllen.«
    »Dann rufen Sie Scotland Yard an und sagen Sie, daß ich verschleppt worden bin.«
    »Ausgerechnet Scotland Yard! Das fehlte mir gerade noch!«
    »Aber glauben Sie mir doch: Ich bin gegen meinen Willen hierhergebracht worden!«
    »Das ist gleichfalls eine fixe Idee! Sie scheinen mir doch länger hierbleiben zu müssen«, erklärte sie und schüttelte bedenklich den Kopf. »Wie können Sie nur so schlecht von Ihrem Gatten reden!«
    Molly preßte die Hand auf den Mund, um das Zittern ihrer Lippen zu verbergen, denn sie ahnte, daß sie dieser Frau gegenüber bei dem geringsten Zeichen von Schwache, bei dem geringsten Eingeständnis von Furcht, sofort im Nachteil sein würde, »Und wann erwarten Sie ihn?« erkundigte sie sich in möglichst gleichgültigem Ton.
    »In zwei oder drei Tagen. Jetzt sagen Sie mir aber gefälligst, was Sie essen möchten.«
    Am liebsten hätte Molly jede Nahrung verweigert. Aber der Gedanke, daß sie Kraft gebrauchen würde, um vielleicht im geeigneten Moment über die Mauer klettern zu können, ließ sie antworten: »Irgend etwas! Darf

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