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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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tiefem Schlaf gerissen worden.
    »Haben Sie denn nichts gehört?« forschte die andere.
    »Nein.«
    Offensichtlich genügte der Frau diese Antwort nicht, denn sie stieg hinunter ins Erdgeschoß, von wo sie indessen sehr bald zurückkehrte. Molly hörte ihr Gebrumm, hörte, wie sich der Schlüssel ihrer Schlafzimmertür wieder umdrehte, und wartete wiederum eine Stunde. Dann begab sie sich zum zweitenmal in den Keller, ohne beim Knacken der Stufen ängstlich zu lauschen, da das rasselnde Schnarchen jetzt sogar bis in die Diele drang.
    Die Lampe war diesmal schnell entzündet, und gleich darauf stand Molly von neuem am Ort ihrer Tätigkeit. Dort hinten schimmerte zwischen Staub und hineingestürztem Schutt etwas Weißliches, Langes. Behutsam räumte sie die Trümmer beiseite, bis die Öffnung groß genug war zum Durchschlüpfen. Sie hob die Lampe . . .
    »Nicht ohnmächtig werden! Nicht ohnmächtig werden!« befahl sie sich gleich darauf mit leiser Stimme. Und dennoch wollte ihr Körper in wildem Schreck versagen, denn was der Lichtschein ihr gezeigt hatte, war ein Skelett! Ein menschliches Skelett, dessen hohle Augen sie höhnisch anstierten und dessen gelbe Zahne böse grinsten!

22
    Molly wich zurück - die Lampe schwankte und zitterte in ihrer Hand -, wich weiter zurück bis zur Tür, und die ganze Zeit schien es ihr, daß tief in dem bleichen Schädel Augen saßen, die sie beobachteten. Sie warf die Kellertür zu und taumelte verstört die Stufen hinauf ... da ... da, was war das droben für ein Geräusch? Sie raffte den letzten Mut zusammen, um die Lampe auszublasen und in dieser grauenvollen Finsternis stehenzubleiben, von der sich nur der Gang zur Diele etwas weniger dunkel abhob.
    Sollte Mrs. Barn . . .? Aber nein! Die Schnarchtöne erklangen in unverminderter Lautstärke. Also jemand anders? Jemand befand sich in der Diele! Ihr Ohr fing leise Schritte auf, ein Schatten huschte vor dem Ende des Ganges vorbei, wurde aufgeschluckt von der Schwärze. Sollte Bob Stein gekommen sein . . .? Dieser Gedanke ließ sie für einen Augenblick das entsetzliche Gespenst in ihrem Rücken vergessen und trieb sie die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Von Schauern geschüttelt, sank sie auf das Bett.
    Welch fürchterliches Geheimnis barg dieses Haus? Was für dunkle Geister hausten in diesen verfallenen, düsteren Räumen ...?
    Am nächsten Morgen rüttelte Mrs. Barn sie wach.
    »Auf! Auf! Hier ist eine Tasse Tee. Aber glauben Sie nur nicht, daß ich Ihnen jeden Morgen eine servieren werde! Umgekehrt wäre die Sache richtig!«
    Das junge Mädchen verspürte beinahe etwas wie Erleichterung beim Anblick des groben Gesichts der Frau - sie war wenigstens lebendig, wirklich, greifbar!
    »Es tut mir leid, Mrs. Barn. Ich ... ich habe so schlecht geschlafen.« »Was ist los mit Ihnen? Ihre Hand zittert ja. Ein liebliches Bild für Ihren Gatten, falls er heute kommen sollte!«
    Ihr Gatte! Folglich war der vorbeigleitende Schatten heute nacht nicht Bob Stein gewesen . . . Aber wer war es dann? Wer?
    »Könnte ich vielleicht baden?«
    »Gern, wenn ein Bad im Hause existiert!« Mrs. Barn lachte spöttisch. »Übrigens brauchen Sie kein Bad, Sie sind sauber genug. Waschen Sie sich Ihr Gesicht und kommen Sie nach unten.«
    Das Wasser in der kleinen Kanne war kalt und erfrischend. Und obwohl es die Schlaftrunkenheit nicht ganz vertrieb und obwohl obendrein eine ungewohnte Schwere in ihren Gliedern lastete, setzte sich Molly gehorsam an den Frühstückstisch. Das Brot war härter als am Tage zuvor, und auch die Vorräte - Eier, Konserven und Büchsenmilch - ließen darauf schließen, daß man im ›Pfuhl im Moor‹ sich ohne Lieferanten behelfen wollte. In dieser Hinsicht erwiesen sich ihre Schlüsse allerdings als falsch, denn gegen elf Uhr klopfte es am Tor.
    Mrs. Barn ging hinaus und schloß die Haustür hinter sich ab. Doch beobachtete Molly durch das Fenster des Eßzimmers, daß sie einen Korb in Empfang nahm; von dem Boten selbst konnte sie nur den Arm sehen. Mit sichtlicher Befriedigung schleppte die Frau den Korb herein und zeigte beim Auspacken zum erstenmal so etwas wie gute Laune.
    »Verhungern werden wir jedenfalls nicht! Was haben Sie heute vor? Wieder im Keller herumstöbern?«
    »Nein, nein«, wehrte Molly ab. »Da unten ist es zu ... kalt.«
    »Können Sie kochen?«
    »Leider nicht.«
    »Höchste Zeit, daß Sie es lernen«, brummte die Alte.
    Sie trug den Liegestuhl ans Tor, um sich ein wenig zu sonnen, wie sie sagte, während Molly

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