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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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mit müden Schritten ihre gewohnten Runden ums Haus machte.
    Als sie zum fünften Mal an der Tür vorbeikam, hörte sie Mrs. Barn, die inzwischen ins Haus zurückgegangen war, rufen: »Kommen Sie schnell mal herein!«
    Molly gehorchte und fand Mrs. Barn, die Hände in die Seiten gestützt und in den Korb starren.
    »Wieviel Brote habe ich hereingebracht?«
    »Zwei«, erwiderte das junge Mädchen, über die sonderbare Frage erstaunt.
    »Warum?«
    »Ja, und wo ist das andere?« Sie wies auf den einzigen Laib Brot, den der Korb noch enthielt. »Sind Sie sicher, daß ich zwei gebracht habe?«
    »Vollkommen sicher!« beteuerte Molly.
    Die Frau warf einen mißtrauischen Blick in die Runde.
    »Es gibt doch keine Ratten hier, ganz abgesehen davon, daß die nicht so schnell mit einem Brot fertig würden!«
    Mollys Herz setzte' einen Moment aus. Der Schatten der vergangenen Nacht . . .! Sie wollte lachen, wollte weinen -ihre Nerven gaben nach, und ein hysterischer Zusammenbruch schien unvermeidlich. Mit letzter Energie riß sie sich zusammen.
    »Vielleicht irre ich mich auch, Mrs. Barn. Ich bin heute so müde, daß ich Dinge sehe, die gar nicht vorhanden sind.«
    »Ich bin aber nicht müde«, schnauzte ihre Kerkermeisterin. »Haben Sie etwa das Brot genommen?«
    »Warum sollte ich es nehmen? Ich bin nicht hungrig, und außerdem konnte ich ja so viel haben, wie ich möchte.«
    »Das haut mich um!« Die Alte begann unwirsch die Vorräte in den Schrank zu räumen.
    Und jetzt machte Molly keine Runde mehr ums Haus. Ihr saß die Angst im Nacken. Sie beschränkte sich darauf, im Sichtbereich der Frau vor der Haustür auf und ab zu gehen...
    Sie hätte beschwören können, daß zwei Brote vorhanden waren. Ein helles und eins mit einer dunkelbraunen Kruste -und dieses eine war jetzt verschwunden.
    »Man könnte das Gruseln lernen in diesem Haus!« meinte Mrs. Barn beim Mittagessen. »Ich bin froh, wenn Ihr Gatte da ist.«
    Molly seufzte. Über ihren verzweifelten Versuchen zu entkommen und der grausigen Entdeckung im Keller hatte sie Bob Stein beinahe vergessen. O Gott, es war ein fürchterliches Haus, mit diesem Skelett und den lauernden Schatten! Und sie schauderte bei dem Gedanken an die bevorstehende Nacht . . .
    Während ihre Wärterin es sich im Liegestuhl bequem machte, schritt Molly wieder vor dem Haus auf und ab und schaute dabei zufällig zu dem Giebelfenster empor. Ein Dreieck von verstaubtem, erblindeten Glas, das sie schon früher bemerkt hatte, und das, wie Mrs. Barn erwähnt hatte, zu einer leeren Bodenkammer gehörte. Doch als ihr Blick jetzt das Fenster streifte, schrie sie auf. Dort oben hatte sich ein weißes, verzerrtes Gesicht an die Scheiben gepreßt - nur einen Atemzug lang, aber es genügte. Molly brach ohnmächtig zusammen.
    Durch den Schrei ermuntert, kam Mrs. Barn quer durch das Gestrüpp gestapft. Sie schleppte das Mädchen den gleichen Weg zurück und warf es roh in den Liegestuhl.
    »Was ist denn los mit Ihnen? He, wachen Sie auf!«
    Aber umsonst schüttelte sie das arme Mädchen; Molly erlangte die Besinnung erst wieder, als die Klauen der Alten ihren Nacken umklammerten und ihren Kopf bis auf die Knie preßten.
    Noch ganz benommen, taumelte sie hoch und wäre von neuem umgefallen, wenn Mrs. Barn sie nicht aufgefangen hätte.
    »Nun werden Sie wohl ganz und gar verrückt?« keifte sie.
    »Scheint so, nicht wahr?« Mit fast übermenschlicher Anstrengung zwang sich Molly ein Lächeln ab.
    »Warum Sind Sie ohnmächtig geworden? Hat Sie etwas erschreckt?«
    »Nein«, erwiderte Molly. Vielleicht hatten ihre Überreizten Nerven ihr einen Streich gespielt, und sie hatte hinter dem blinden Glas etwas gesehen, was gar nicht vorhanden war. »Sie haben mir doch schon ein paarmal gesagt, Mrs. Barn, daß ich verrückt sei, und Verrückte können alles tun, was sie wollen.«
    An diesem Abend wagte das junge Mädchen eine Bitte.
    »Darf ich heute Nacht in Ihrem Zimmer schlafen, Mrs. Barn?«
    »Was? Habe ich Ihnen nicht erst gestern erzählt, daß ich mir Verrückte so weit wie möglich vom Halse halte, wenn ich schlafe?«
    »Sie glauben doch nicht wirklich, daß ich verrückt bin, Mrs. Barn!«
    »Ganz egal! Sie schlafen nicht in meinem Zimmer, wo alle Schlüssel hängen.«
    »Haben Sie für mein Zimmer auch einen Schlüssel?«
    »Und wenn ich einen hätte, bekämen Sie ihn doch nicht! Außerdem« - sie grinste anzüglich - »kommt möglicherweise Ihr Gatte heute nacht.«
    »Was hat das damit zu tun?« fragte Molly, und

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