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030 - Die Teufelshexe

030 - Die Teufelshexe

Titel: 030 - Die Teufelshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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von den Männern entfernt. Sie hockte wie eine riesige Krähe auf dem Dachstuhl des nebenan liegenden Hauses und lauschte mit geschlossenen Augen.
    Seitdem sie damals vor mehr als fünf Jahren wochenlang in der Leprastation von Mulobesi um ihr Leben gekämpft hatte, hatte sich mit ihr etwas ereignet. Sie vermochte seitdem Dinge vorauszuahnen und besaß hellseherische Fähigkeiten, die sie bis jetzt erst einmal im Stich gelassen hatten. Als sie das Kind verfolgt hatte und nicht verhindern konnte, daß es ihr entkam.
    Sie spürte immer sofort, wenn eine Gefahr sich ihr näherte.
    Die Frau wußte, daß die Männer ihr »Übungszimmer« aufgestöbert hatten.
    Geringschätzig zog sie die Lippen ihres zahnlosen Mundes nach innen. Sie würde überall wieder ein Versteck finden. Vielleicht konnte sie auch ihren Plan, sich in einer Gruft auf dem Friedhof einzunisten, wahr machen? Dort würde sie nie jemand entdecken, denn die pietätvollen Hinterbliebenen betraten die Grabkammer nie mehr.
    Aber ich, dachte sie, fühle mich im Reich der Leichen wie zu Hause.
    Die Mörderin mit dem Totenkopf atmete flach. Sie kletterte von dem Dachbalken und trat an das winzige blinde Dachfester. Vorsichtig schob sie es auf und blickte hinunter auf die Marktgasse.
    Gerade näherten sich zwei Fahrzeuge mit Sirenengeheul und hielten vor dem Haus.
    »Ihr Narren!« murmelte die Mörderin verächtlich. Ihr Gesicht verzerrte sich zu einer grausigen Grimasse. »Ihr glaubt, neunmalklug zu sein!«
    Ihr entstelltes Gesicht verfinsterte sich, als sie daran dachte, wie ihr der junge Griesewald bis in die Marktgasse nachgekommen war. Sie hatte versucht, Gedankenverbindung mit ihm aufzunehmen und ihm zu befehlen, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Und es schien auch so, als ob er ihr gehorchen würde. Nun hatte er also doch den Mund nicht halten können.
    Er wird es büßen! dachte sie feindselig. Sie kommen alle dran.
    Sie mußte auch an die kleine Gundel denken. Der Dolch in der Telefonzelle hatte sie nicht getroffen. Was hatte sie dem Bahnbeamten erzählt? Die Mörderin hatte von sicherer Stelle aus den Abtransport des Kindes im Krankenwagen beobachtet. Auch mit dem Kind hatte sie versucht, geistige Verbindung zu bekommen, aber da war eine Sperre, die sie nicht beiseite räumen konnte.
    In Mulobesi, das gar nicht weit von Betschuanaland in Sambia lag, hatte man sie eine Hexe benannt.
    Sie wußte genau, welche Leprakranken am nächsten Tag sterben würden. Und nachts war sie von Bett zu Bett gegangen und hatte es ihnen gesagt, und noch jetzt mußte sie über das Wimmern und Beten lachen, das sie dadurch ausgelöst hatte.
    Die Mörderin öffnete eine alte Schachtel, in der ihre spärliche Garderobe lag, auch die Stiefel, der Maximantel und das lilafarbige Jackenkleid.
    Yola Dominique zog Maximantel und Stiefel an und setzte den lilafarbigen Hut mit Schleier auf. Sie stopfte das schwarze Trauerkostüm in die Schachtel und schnürte sie zu. Sie würde die Sachen später holen. Von außen hängte sie die Schachtel zum Dach hinaus.
    Jetzt war sie vor den Polizisten sicher. Sie würden nicht auf den Gedanken kommen, das Dach auch von außen abzusuchen.
    Ohne Eile schlurfte die Alte über den Dachboden. Sie hatte zum Nebenhaus, das nicht abgerissen werden sollte, ein Loch aufgestoßen.
    Das war jetzt ihr Fluchtweg.
    Der Maximantel, die Stiefel, und der lilafarbige Hut mit breiter Krempe und Schleier bildeten jetzt ihre Bekleidung. Man suchte die Frau in Trauerkleidung. Sie war vor einer Entdeckung sicher.
    In ihrer großen Krokotasche lagen vier blankgeschliffene, scharfe Dolche.
    Bald mußte sie sich neues Handwerkszeug beschaffen.
    Die Gummimaske unter dem Schleier spannte sich, weil sie böse lachte.
    Den Professor hatte sie sich bis zuletzt aufgehoben. Alles hatte damals auf sein Kommando gehört. Er war am meisten daran schuld, daß Josse Dominique damals elendig in dem Erdloch umkommen mußte.
    Die Mörderin hatte dem Professor ein ähnliches Schicksal zugedacht wie Josse Dominique.
    ***
    Kitty Dobson, die aus dem Fenster neben der Haustür in den Garten blickte, glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als der alte, rostige Wagen von Diana die Einfahrt aufs Haus zufuhr.
    Sie hatte neben der Fahrerin einen kleinen Kopf entdeckt.
    »Sie bringt das Kind mit!« schrie sie.
    Martha wollte es nicht glauben. Der Professor fegte aus dem Haus und riß die Wagentür auf.
    »Gundel, mein Kind — wie geht es dir? Kennst du deinen Onkel Professor noch?«
    Er hob das

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