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030 - Die Teufelshexe

030 - Die Teufelshexe

Titel: 030 - Die Teufelshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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jemand ist hinter uns. Jemand geht uns nach.«
    »Ach was, Onkel Paul. Es hat eben jemand zufällig denselben Weg wie wir.«
    Von neuem ließ sich Paul Stanek von seiner Nichte beruhigen.
    Sie gingen weiter, diesmal etwas schneller.
    Hier standen nur Fabrikgebäude. Diese Gegend war Paul Stanek immer ein bißchen unheimlich, weil nachts nie jemand auf der Straße war.
    »Siehst du, wie rasch die Zeit vergeht, wenn du mir Geschichten erzählst?« fragte Gundel.
    »Na ja, meinetwegen. Also, wo war ich stehengeblieben?«
    »Wie der Professor schrie.«
    »Ja, stimmt. Dieser Josse Dominique, ein Archäologiestudent...«
    »Was ist das, Onkel Paul?«
    »Erklär’ ich dir später. Hat was mit alten Ausgrabungen zu tun. Also dieser Dominique war in ein Erdloch geraten. Mitten auf dem Weg ging’s auf einmal steil bergab — und er war da ’reingefallen. Er brüllte wie ein Stier.«
    »Und weiter? Habt ihr ihn gerettet?«
    »Wir haben’s versucht, Kind. Sobald wir uns dem Loch näherten, drohte es einzustürzen und Dominique unter den Erdmassen zu begraben. Wir bauten aus Ästen und alten Hölzern eine Brücke, wo sich jemand zu ihm herunterlassen sollte. Aber da kam ein Eingeborenenstamm und beschoß uns mit giftigen Pfeilen.«
    »Das ist ja toll, Onkel Paul.«
    »Wir fanden das weniger toll, Gundel. Wir mußten uns in Sicherheit bringen. Wir waren alle dem Tod geweiht. Robeli, unser Reisekassenverwalter, wurde am Arm getroffen. Der Professor brannte ihm die Wunde aus. Godolew bekam einen Pfeil in den Mund, spuckte ihn aber sofort wieder aus. Vanstraaten und Griesewald wurden an den Ohren getroffen und sofort vom Professor verarztet.«
    »Und du, Onkel Paul?«
    »Ich«, antwortete Stanek, »bekam den Pfeil ins Bein. Ich dachte, der Professor müßte mir das Bein amputieren. Es lief dick und rot an und wurde dann blau... Aber der Professor hat’s geschafft. Deshalb hinke ich heute noch.«
    »Und dieser Dominique?« fragte Gundel. »Habt ihr ihn hinterher gerettet?«
    »Nein, Gundel. Das haben wir nicht. Bei dem Kampf gegen die Eingeborenen zogen wir uns hinter einen Felsen zurück. Als die Eingeborenen dann abgezogen waren, suchten wir das Erdloch, in dem Dominique steckte. Wir fanden es nicht mehr. Wir suchten mehrere Tage in sengender Hitze, doch das Erdloch war weg. Wir dachten dann, daß die Eingeborenen das Erdloch zugeschaufelt hätten. Dominique war auf jeden Fall tot. Niemand konnte ihn dort mehr retten.«
    Ihm gefror das Blut in den Adern, als er hinter sich ein hämisches, dumpfes Kichern hörte.
    »Nicht umdrehen«, befahl dann eine heisere, drohende Stimme, nachdem das unheimliche Lachen verklungen war. »Ihr alle habt Dominique auf dem Gewissen, Stanek. Und dafür werdet ihr alle büßen. Du bist der vorletzte, Paul Stanek...«
    Gundel fuhr herum.
    Sie schrie gellend, als sie die Frau bemerkte, die ein totenkopfähnliches, knochiges Gesicht hatte, glühende Augen und langes, weißes und pelziges Haar. Sie hielt eine Axt in der erhobenen Faust.
    Paul Stanek war wie hypnotisiert.
    Die Fremde stieß ihn wütend mit ihren rotlackierten Krallenfingern vor die Brust, brabbelte unverständliches Zeug und hob die Axt.
    »Nein! Nein!« sagte Stanek wie von Sinnen.
    Ehe ihm zum Bewußtsein kam, was geschah, war die grausame Mörderin über ihm.
    Die scharfe Klinge der Axt fuhr ihm ins Gesicht, dreimal, viermal. Die Alte brach in die Knie. Ziellos, irr vor Wut hieb sie weiter auf den Mann ein.
    Und noch während er lebte, versuchte sie ihm das kranke Bein abzutrennen.
    Das Schreien von Stanek ging in ein Wimmern über und verstummte schließlich.
    Gundel stand bewegungslos.
    Sie hatte alles mit angesehen, jede Einzelheit...
    Jetzt, als sich die Hexe aufrichtete, sah sie sich mit ihr Auge in Auge gegenüber.
    Gundel war halbtot vor Angst. Sie taumelte zurück. Und sie öffnete den Mund, um zu schreien.
    Doch sie brachte keinen Laut hervor.
    Der Schock hatte sie stumm gemacht.
    Der Blick der Mörderin schien sie festzuhalten. Gundel klebte mit ihren Schuhen förmlich an den Steinen des Bürgersteigs fest, als sich die Frau jetzt auf sie zubewegte, das blutige Werkzeug des Todes noch in den Krallenhänden.
    Gundel wußte nicht, was sie tat. Es geschah einfach mit ihr. Sie wußte nur, daß etwas Unvorstellbares passiert war und sie fortlaufen mußte.
    Sie warf sich herum und floh.
    Wenn sie sich richtig erinnerte, war dort drüben ein Werkshof mit einer niedrigen Mauer.
    Sie hetzte weiter, hinter ihr die

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