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030 - Hexensabbat

030 - Hexensabbat

Titel: 030 - Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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einer gewissen Umgebung mit beliebiger Geschwindigkeit ablaufen lassen. Vera hingegen besaß diese Fähigkeit nicht, und ich gönnte ihr diese Schwäche, während die Möglichkeit zur Zeitmanipulation bei mir zumindest latent vorhanden war. Ich mußte sie nur schulen, dann würde ich eines Tages vielleicht sogar meinen Brüdern ebenbürtig sein.
    Ich legte den Löffel zur Seite und lehnte mich zurück. Dann konzentrierte ich mich auf einen Keramikteller, der auf einer Anrichte stand. Mehr als eine Minute geschah nichts. Dann schien ein eisiger Hauch durch das Zimmer zu wehen. Ich wandte den Kopf und blickte auf die alte Standuhr, die in einer Ecke des Zimmers stand. Ihr Pendel stand still. Ebenfalls in der Bewegung erstarrt war meine Schwester, die soeben ihren Löffel zum Mund führte. Ihre Hand war mitten in der Luft hängengeblieben.
    Allerdings besaß ich nicht die Kraft, diesen Zustand länger als einige Sekunden aufrecht zu erhalten. Als ich kurz darauf einen Blick auf meinen Patenonkel warf, aß dieser ruhig weiter, als wäre gar nichts geschehen. Anscheinend hatte er nichts davon bemerkt, daß ich mich in einen rascheren Zeitablauf versetzt hatte. Mir war klar, daß ich diese Fähigkeit weiter trainieren mußte. Es wäre leichtsinnig gewesen, diesen strategischen Vorteil meiner Schwester gegenüber zu verschenken.
    Als das Geschirr abgeräumt worden war, durfte endlich wieder gesprochen werden. Doch ich hatte keine Lust, mich an der Unterhaltung zu beteiligen; ich hörte nur zu. Nach einigen Minuten stand Vera auf und ging aus dem Zimmer. Ich unterdrückte mühsam ein Lächeln, ahnte ich doch, wohin sich meine Schwester begeben würde. Als sie eine halbe Stunde später noch immer nicht zurückgekehrt war, erkundigte sich Pietro verwundert nach ihr.
    »Wahrscheinlich ist sie auf ihrem Zimmer«, antwortete ich gleichgültig.
    »Das ist keine Art, einfach grußlos zu verschwinden«, brummte Behemoth. »Hol sie her, Coco!«
    Gehorsam folgte ich seiner Aufforderung. Es war so, wie ich vermutet hatte. Vera hatte meinem Zimmer einen Besuch abstatten wollen und war dabei ahnungslos in die magische Falle getappt. Sie stand in der Tür und ruderte verzweifelt mit Armen und Beinen. Ihr Gesicht war rot vor Anstrengung. Ich wußte, wie sie sich fühlen mußte, da ich selbst einmal in eine ähnliche Falle geraten war, die einer meiner Brüder für mich errichtet hatte. Sie gab einem das Gefühl, ins Bodenlose zu versinken. Als habe man nichts als Treibsand unter den Füßen.
    Ich blieb vor Vera stehen. »Sieh mal einer an!« sagte ich mit hohntriefender Stimme. »Da finde ich dich also. Was wolltest du denn in meinem Zimmer?«
    »Wenn du mich nicht sofort befreist, sage ich Onkel Cyrano, daß du …«
    »Wer ist nun eine Petze?«
    Vera preßte die Lippen zusammen und funkelte mich wütend an. »Laß mich los!« bettelte sie. »Ich halte das nicht mehr aus!«
    »Hör mir gut zu, Schwester«, sagte ich und war über mich selbst überrascht, mit wieviel Selbstvertrauen ich jetzt sprach. »Ich habe genug von deinen Schikanen. Ich drehe jetzt den Spieß um. Ab sofort lasse ich mir nichts mehr von dir gefallen, hast du mich verstanden?«
    »Ja, ja«, seufzte sie. »Aber jetzt mach mich los.«
    »Wenn du noch mal mein Zimmer betrittst, dann kommst du nicht mehr so billig davon wie heute! Ich weiß, daß es keinen Sinn hat, jetzt etwas von dir zu verlangen. Du würdest mir doch alles versprechen – und nichts davon halten. Deshalb hätte ich gute Lust, dich noch einige Zeit hier zappeln zu lassen.«
    »Hör endlich mit dem Gerede auf!« fauchte sie.
    Ich konzentrierte mich kurz, und der Zauber verschwand. Vera konnte sich wieder normal bewegen und ging sofort mit vorgestreckten Fingern auf mich los. Aber damit hatte ich gerechnet. Eine Bewegung meiner linken Hand reichte, und Vera wurde einen Schritt zurückgeworfen. Ich preßte meine Handflächen zusammen, und sie fing an zu röcheln, als hätten sich mit einem Mal unsichtbare Hände um ihre Kehle gelegt, die ihr die Luft abschnürten. Ich verstärkte den Druck, und Veras Augen weiteten sich.
    Normalerweise hätte sie sich rasch aus diesem magischen Griff befreien können, aber in ihrer Wut vermochte sie nicht mehr klar zu denken.
    »Laß dir das eine Lehre sein«, sagte ich zufrieden. »Übrigens sollst du sofort zum Onkel kommen. Er ist ziemlich ungehalten, daß du so einfach verschwunden bist.«
    Ich drückte blitzschnell meine Hände ganz zusammen, und Vera brach ohnmächtig

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