030 - Hexensabbat
Licht. Nach einigen Minuten war ich eingeschlafen.
Ich erwachte, als ich die magische Sperre spürte. Vergeblich versuchte ich mich aufzurichten; mein Körper war gelähmt, und ich kannte nicht einmal einen Gegenzauber. Auch der schnellere Zeitablauf leistete mir keine Hilfe. Dann hörte ich Schritte, die rasch näher kamen und vor meinem Bett anhielten – und Stimmen, leise, wie durch eine Wand hindurch. Ich konnte mich nicht wehren, als die Decke zurückgeschlagen wurde. Kalte Hände berührten meinen Körper, strichen brutal über meine Brüste, arbeiteten sich tiefer an meinem Leib herunter, tätschelten meine Hüften und den Bauch und preßten sich schließlich zwischen meine Beine.
»Sie ist ein schönes Mädchen«, hörte ich Asmodi sagen. »Ein außergewöhnlich gutaussehendes Mädchen …«
Ein eiskalter Finger bohrte sich in meine Scheide.
»Sie ist noch Jungfrau«, stellte er zufrieden fest. »Und das soll sie auch bleiben.«
Wieder glitten die Hände über meinen Leib.
»Vielleicht werde ich mit dieser Hexe schon bald einen Dämon zeugen«, sagte Asmodi mit abstoßend lüsterner Stimme.
Die Decke wurde wieder über mich gebreitet, und die Schritte entfernten sich. Es dauerte lange, ehe ich mich wieder bewegen konnte. Ich setzte mich im Bett auf, knipste das Licht an und zitterte am ganzen Leib. Jetzt wußte ich, was Asmodi von mir wollte. Ich schauderte, schloß die Augen und zog die dünne Decke höher. Mir war bekannt, daß er es sich melden ließ, wenn es irgendwo auf der Welt besonders talentierte und hübsche Mädchen aus der Schwarzen Familie gab. Er sah sie sich genauer an, und wenn er eines von ihnen für geeignet hielt, zeugte er mit ihm einen Dämon, den irgendeine fremde junge Frau austrug und der dann später zur Schwarzen Familie zurückkehrte. Aber mir wäre nie eingefallen, daß auch mir dieses Schicksal einmal zuteil werden würde.
Ich legte mich zurück und schluchzte. Ich wollte nur Rupert Schwinger! Bei der Vorstellung, wie sich der unheimliche Dämon mit mir vereinte, wurde mir übel. Ich vergrub den Kopf im Kissen.
Mein Vater wird Asmodis Wunsch ablehnen , dachte ich und drehte mich zur Seite. Dann schüttelte ich den Kopf. Nein, ich durfte mir keine Illusionen machen. Mein Vater würde es als besondere Ehre betrachten, daß Asmodi mich auserkoren hatte. Das war eine Hervorhebung der Familie Zamis, die ihr Ansehen und mehr Einfluß innerhalb der Schwarzen Familie bringen würde.
Ich hatte mich so gefreut, daß ich morgen das Schloß meines Patenonkels verlassen durfte, doch jetzt …
Ich hatte nur noch wenige Stunden Schlaf gefunden. Eines der Dienstmädchen hatte mich geweckt, und kurz darauf hatte ich das Frühstück in einem der düsteren Zimmer zu mir genommen. Mein Onkel und Sandra ließen sich nicht blicken. Ich dachte an die vergangene Nacht und hoffte, daß alles nur ein Alptraum gewesen war.
Als ich mit dem Frühstück fertig war, trat endlich mein Patenonkel ins Zimmer. Er lächelte, setzte sich und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. »Du gefällst Asmodi«, sagte er zufrieden. »Das ist mehr, als ich erhofft hatte. Du kannst dich glücklich schätzen, Coco. Du wirst überall in unserer Familie hochangesehen sein, wenn er sein Versprechen hält.«
Ich stellte mich unwissend. »Was hat er vor?«
Mein Onkel runzelte die Stirn. »Das kannst du dir doch denken. Oder willst du mich etwa für dumm verkaufen?«
»Er will ein Kind mit mir zeugen.«
»Genau«, sagte Behemoth. »Dein Vater wird stolz auf dich sein. Bei deiner Weihe ist es soweit.«
»Und wenn ich nicht will?«
Meinem Onkel klappte der Kiefer hinunter. »Was soll diese dumme Frage? Es ist noch nie vorgekommen, daß sich eine Frau aus der Schwarzen Familie Asmodi verweigert hat.«
Dann wird es Zeit, daß eine den Anfang macht , dachte ich, hütete mich aber, diesen Gedanken laut auszusprechen.
Mein Patenonkel schaute mich lauernd an. »Ich ahne, wer in deinem hübschen Kopf herumgeistert«, sagte er drohend. »Es ist dieser Rupert Schwinger, nicht wahr?«
Ich mußte mich beherrschen, sonst wäre ich rot geworden.
»Unsinn!« sagte ich und versuchte meiner Stimme einen festen Klang zu geben.
»Du kannst mich nicht täuschen.« Behemoth grinste bösartig. »Aber Rupert kannst du dir aus dem Kopf schlagen, dafür werde ich schon sorgen.«
»Was hast du vor?«
»Ich werde verhindern, daß du dich mit ihm in Verbindung setzt. Ich traue dir zu, daß du so dumm bist. Du weißt genau, daß du deine
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