030 - Vampir-Terror
eine großangelegte Treibjagd auf uns veranstalten«, sagte Myrna.
»Wir werden vorsichtiger denn je sein. Gilfords Soldaten werden uns nicht erwischen«, behauptete Hazel. »Darkwood Forest erstreckt sich über eine weite Fläche, wie du weißt. Wir können unser Lager täglich verlegen. Es gibt eine Vielzahl von Verstecken. Die Soldaten des Counts werden sich totsuchen. Und unsere tapferen Männer werden ihnen einen Hinterhalt nach dem andern legen. Wer weiß, vielleicht haben wir sogar einmal das große Glück, und Count Gilford fällt uns persönlich in die Hände.«
Hazels Augen blickten hart.
»Dann hätte dieses menschenunwürdige Leben hier ein Ende«, sagte Myrna.
»Ein anderer, gerechterer Herr würde Gilfords Platz einnehmen«, sagte Hazel. »Wir wären nicht mehr länger vogelfrei, könnten nach Hause zurückkehren. Niemand würde uns mehr verfolgen…« Sie seufzte. »Ach Myrna, wäre das herrlich.«
Ken Ketton lief vor einem der Lagerfeuer unruhig auf und ab.
Er war mit seinen Gedanken bei Tony Ballard. Hatte der Freund es auch geschafft? War Tony auch die Flucht geglückt?
Oder hat er sich für uns geopfert? fragte sich Ketton besorgt. Er schluckte trocken, denn er konnte sich vorstellen, was auf Tony Ballard alles zukam, wenn ihn die Soldaten des Counts gefangen genommen hatten.
Der Haß Count Gilfords würde ihn mit voller Wucht treffen.
Tony Ballard würde furchtbar büßen müssen. Allein bei diesem Gedanken sträubten sich schon Kettons Nackenhaare.
Er kam sich schäbig vor. Hatte er Tony Ballard nicht im Stich gelassen? Er war mit Myrna über die Mauer geklettert. Sie waren in den Sattel der Pferde gesprungen, und als von irgendwoher auf sie geschossen wurde, hatten sie die Pferde angetrieben.
Und Tony?
Ken Ketton wischte sich mit einer fahrigen Handbewegung über die Augen. Er hoffte für den mutigen Freund, daß ihm die Flucht gelungen war. Vielleicht hatte sich Tony Ballard bis zum Wald durchgeschlagen.
Darkwood Forest war ihm fremd. Vielleicht irrte Tony Ballard jetzt im Wald umher, fand das Lager der Gesetzlosen nicht.
Dieser Gedanke veranlaßte Ketton, einen Suchtrupp zusammenzustellen.
»Wir müssen Tony Ballard finden!« sagte er aufgeregt zu seinen Leuten. »Ihr alle wißt, was dieser Mann für uns getan hat. Es ist an der Zeit, daß wir uns dafür revanchieren.«
Auf Pferden und zu Fuß durchstreiften die Gesetzlosen stundenlang den dichten Wald. Erst als der Morgen graute, kehrten sie ins Lager zurück. Ohne Tony Ballard.
Gram und Sorge gruben tiefe Furchen in Ken Kettons Gesicht, denn nun stand fest, daß Tony Ballard es nicht geschafft hatte.
***
Der Tag brach an. Delinquenten wurden aus ihren Zellen geholt.
Ich hörte sie verzweifelt schreien und um Gnade winseln. Dafür erhielten sie Peitschenschläge und wurden vorwärtsgestoßen.
Man führte sie entweder zu neuen Verhören, oder hinaus auf den Marktplatz, um sie hinzurichten. Mir kam zu Ohren, daß Stockard Ross, der grausame Dämon, an diesem Tag besonders arg wütete.
Mich ließ man vorläufig noch in Ruhe. Aber bald würde ich an die Reihe kommen, dessen konnte ich sicher sein. Todesschreie gellten vom Marktplatz herüber und ließen mich schaudern.
Ich wartete auf den Besuch des Counts. Er hatte gesagt, er würde sich heute meiner annehmen, doch er ließ sich nicht blicken. War ich ihm zu unwichtig? Gab es Wichtigeres für ihn zu erledigen? Hatte er aus irgendeinem Grund umdisponiert?
Wie auch immer, er erschien nicht. Dafür betrat Endo gemein grinsend meine Zelle, und als erstes schlug er mit seiner verfluchten Peitsche nach mir. Stolz trug er meinen magischen Ring an seinem Finger.
Verdammt, wenn er mir wenigstens den gelassen hätte, wäre ich möglicherweise mit Exina fertiggeworden, bevor Stockard Ross eingreifen konnte. Und mit Glück hätte ich eventuell sogar Ross so weit in die Defensive treiben können, daß sich mir eine Möglichkeit zur Flucht bot.
Der Ring war zwar keine Wunderwaffe, aber ich hätte Ross damit überraschen können. Tja, wenn… Aber so lief die Sache nicht. Endo besaß alle meine Waffen, ohne ihre Wirkung auf Dämonen zu kennen.
Und ich besaß nichts mehr…
»Befehl des Counts!« sagte Endo schnarrend. »Du mußt auf den Marktplatz!«
»Und was erwartet mich da?«
»Du wirst öffentlich verprügelt.«
»Warum kommt der Count nicht zu mir?«
»Er hat es sich anders überlegt. Nimm dich nicht so wichtig, Tony Ballard. Du bist nur einer von vielen. Komm. Wir wollen
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