0301 - Angkor - ein Land wie die Hölle
hoffte, daß es nicht der Tod war.
***
Der Mann, der Asmodis war und sich in seiner Tarnexistenz als Mafia-Geschäftspartner und teilweise Angehöriger der Cosa Nostra Miller nannte, nahm die Information ungerührt entgegen, daß die Expedition gescheitert war.
»Ich habe es fast erwartet«, sagte er. »Ich danke Ihnen, Monsieur Garbaout. Haben Sie sich schon etwas einfallen lassen, um den Patriarchen abzuservieren?«
Er hörte Garbaouts heftigen Schlucken am Telefon.
»Nein, Mister Miller.«
»Dann tun Sie es, Garbaout. Und tun Sie mir noch einen Gefallen. Rufen Sie die Telefonnummer in Frankreich an, die ich Ihnen nachfolgend übermittle. Stellen Sie fest, wo sich ein Mann namens Professor Zamorra im Augenblick aufhält, und teilen Sie es mir unverzüglich mit.«
»Warum, Mister Miller? Wer ist dieser Zamorra?«
»Bitte, ich kann auch jemand anderen um diesen Gefallen bitten, werde mir aber merken, daß Sie mir diese Hilfe verweigerten. Was ist, wenn Sie plötzlich ebenso auf der Abschußliste stehen wie Ihr Freund, der Patriarch? Vergessen Sie nicht, daß Sie gewissermaßen zwischen zwei Stühlen sitzen.«
»Das ist Erpressung, Miller!«
»Ja«, sagte Asmodis kühl. »Ich weiß. Und ich erwarte Ihre Nachricht.« Er las die Telefonnummer von einem Notizblock ab und legte dann auf.
Eine halbe Stunde später meldete sich Garbaout wieder. »Der Diener dieses Zamorra war am Apparat. Angeblich ist Zamorra nach Hinterindien abgereist, schon vor ein paar Tagen. Darf ich jetzt erfahren, worum es überhaupt ging?«
»Sie dürfen nicht, Monsieur Garbaout. Und es wäre auch nicht gut, wenn Sie Ihr durch das Telefonat erworbenes Wissen ihrem Freund, dem Patriarchen zukommen ließen. Vergessen Sie niemals, daß Sie als Doppelagent nicht unbedingt vertrauenswürdig erscheinen können. Delorio und diPauli hatten eine Unterredung mit dem Paten.«
»Verdammt, wollt ihr mich fertigmachen?« keuchte der Franzose.
»Aber Monsieur, wir sind doch Geschäftspartner«, sagte Asmodis schmalzig und legte den Hörer auf die Gabel.
Er grinste wie ein hungriger Werwolf, der Rotkäppchen vor sich sieht. Zamorra war nach Kambodscha geflogen. Der komplizierte Plan des Fürsten der Finsternis ging langsam auf. Der Anruf Garbaouts im Château Montagne hatte ihm den Beweis gebracht. Asmodis selbst hatte dort nicht anrufen können. Er fürchtete die magische Sperre, die auch durch das Telefon gegen ihn, den Dämon aktiv werden würde. Noch war er nicht wieder stark genug seit dem Kampf mit dem Agenten der Dynastie in Denver. Er mußte die verlorenen Kräfte erst allmählich erneuern. Deshalb war er dazu übergegangen, mit List und Tücke ein gewagtes Spiel einzufädeln.
Die neue Basis der DYNASTIE befand sich im Angkor-Tempel. Unter dem Tempel lag das Gold der Khmer. Das erste hatte Asmodis durch einen glücklichen Zufall von einem Derwisch erfahren, der ihm einen Gefallen schuldete, das zweite wußte er schon seit ein paar hundert Jahren.
Was lag näher, als die DYNASTIE durch eine Schatzsucher-Expedition in ihrem geheim geglaubten Versteck aufzuscheuchen? Nur deshalb hatte Asmodis den Schatzplan ins Spiel gebracht. Tendyke und Zamorra waren Freunde. Es lag also nahe, daß Tendyke Zamorra zu Hilfe holen würde, wenn es schiefging. Und es mußte ja schiefgehen. Die DYNASTIE ließ sich nicht so einfach aufspüren. Tendykes Entkommen war der Schwachpunkt gewesen. Asmodis hatte gebangt und gehofft. Und er hatte Glück. Tendyke schaffte es tatsächlich, zu fliehen und Zamorra anzurufen.
Und jetzt war endlich der Mann im Spiel, dem allein Asmodis es zutraute, der DYNASTIE Schach zu bieten. Asmodis’ Erzgegner Zamorra, gehaßt, gefürchtet, aber auch respektiert. Wenn jemand es schaffte, die neue Basis der Ewigen aus den Angeln zu heben, dann war es eben dieser Zamorra.
Und wenn das nicht klappte… Nun, dann war Asmodis trotzdem eine Sorge los: Dann war sein langjähriger Gegner Zamorra eben ausgeschaltet. Auch das war in seinem Sinn. Gegen die DYNASTIE mußte er dann eben die zweitbeste Lösung anwenden.
Nur warum er dafür gesorgt hatte, daß alle bis auf Bob Tendyke eine gefälschte Karte zu sehen bekommen hatten — und damit auch der Patriarch - konnte Asmodis selbst nicht sagen. Er hatte aus einem Gefühl heraus gehandelt.
Aber seit er wußte, daß der Patriarch mit in diesem Geschäft war, wußte er, daß sein Instinkt ihm recht geraten hatte. Er gönnte dem Patriarchen das Wissen um die Lage des Khmer-Schatzes um keinen
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