0301 - Die Plattform des Schreckens
aufeinander. Nein, entschied er. Er mußte irgend etwas unternehmen. Er war sicher, daß Redhorse an seiner Stelle ebenso gehandelt hätte. Mit beiden Händen drückte er gegen eine der Klappen. Sie gab nicht nach. Zachery hämmerte mit den Fäusten dagegen, aber er hatte keinen Erfolg.
Er wandte sich der zweiten Klappe zu. Er versuchte, sie nach verschiedenen Richtungen wegzuschieben. Endlich gab sie ein paar Zentimeter nach.
Über Zachery lag eine beleuchtete Halle. Der Leutnant sah Teile eines gerüstförmigen Gebildes. Er stemmte sich mit dem Rücken gegen die Klappe. Dann drückte er sich mit den Händen in der Deckenvertiefung ab. Die Absperrung knirschte und rutschte ein Stück weiter zur Seite. Es gelang Zachery, beide Arme in den entstandenen Spalt zu schieben. Mit Aufbringung aller Kräfte konnte er die Öffnung jetzt so weit vergrößern, daß er seinen Oberkörper durchzwängen konnte.
Er hing bewegungslos in der runden Öffnung. Mit dem oberen Teil seines Körpers befand er sich in einer riesigen Halle. Überall standen Gerüste und Masten. Durch dieses Gewirr war es Zachery unmöglich die Ausdehnung der Halle zu erkennen.
Er überlegte, ob es einen Sinn hatte, dorthin zu fliehen. Wenn er nicht vorsichtig war, konnte er sich hoffnungslos verirren. Er besaß nicht genügend Erfahrung, um einen eingeschlagenen Weg später wieder bis zum Endpunkt zurückverfolgen zu können.
„Was machen Sie da oben, Sir?" fragte da eine bekannte Stimme unter ihm.
Zachery ließ sich zurücksinken. Hinter ihm stand Spinoza. Er hatte sein Gesicht notdürftig in Ordnung gebracht, aber an manchen Stellen schimmerte das blanke Metall durch das zerrissene Bioplastmaterial.
Der Anblick des Roboters erleichterte Zachery ungemein. Er hätte Spinoza am liebsten umarmt. Er beherrschte sich jedoch und sank langsam auf den Boden des Raumes zurück. Ein Blick auf die verbogen neben dem Eingang liegende für zeigte ihm, auf welche Weise Spinoza sich Zutritt verschafft hatte.
„In den vergangenen Stunden habe ich eine Reihe aufschlußreicher Tests durchgeführt" bemerkte Spinoza selbstzufrieden. Er betastete sein Gesicht. „Sie sehen jedoch, daß nicht alles zu meiner Zufriedenheit verlief."
„Wo sind die anderen?" erkundigte sich Zachery, ohne auf die Worte des Testroboters zu achten.
Spinoza hob die Schultern. Hätten seine metallenen Gelenke dabei nicht geknackt, hätte es wie eine menschliche Geste gewirkt, Zachery deutete zum Eingang.
„Wir müssen sie suchen", entschied er.
„Gewiß, Leutnant Tick-Tack" stimmte Spinoza zu. „Ich muß Sie jedoch darauf aufmerksam machen daß diese Suche für Sie mit Gefahren verbunden sein wird."
„Die Roboter", sagte Zachery abfällig. „Wir gehen ihnen aus dem Weg."
„Die Roboter brauchen wir nicht zu fürchten", entgegnete Spinoza. „Wohl aber die Bewohner dieses Teiles der Plattform."
„Was?" entfuhr es Zachery. „Von welchen Bewohnern sprichst du?"
„Ich besitze ein eingebautes Infrarotspürgerät", erklärte Spinoza. „Damit habe ich Wärmeimpulse empfangen. Sie sind so zahlreich, daß sie unmöglich von Oberst Redhorse und den beiden anderen Männern herrühren können."
„Hast du einen der Unbekannten gesehen?"
„Ich bin ihnen ausgewichen, Leutnant Tick-Tack", erwiderte Spinoza. Wenn sie wie Menschen aussehen kann ich sie nicht angreifen. Das verbietet meine Programmierung."
„Wenn du mich noch einmal Leutnant Tick-Tack nennst, sorge ich dafür, daß du kurzgeschlossen wirst", versicherte Zachery grimmig. Er kratzte sein verkrüppeltes linkes Ohr und blickte Spinoza drohend an.
„Ich darf nur von einem Mitglied der Whistler-Company kurzgeschlossen werden", belehrte Spinoza den Offizier.
Zachery seufzte ergeben und begab sich zum Eingang. Der im Halbdunkel liegende Gang war zu seiner Erleichterung verlassen.
„Los!" rief er Spinoza zu. „Wir müssen vor allen Dingen Oberst Redhorse finden."
Der Experimentalrobot, der sich trotz seines hohen Körpergewichts schnell und fast lautlos bewegte, kam an seine Seite.
„Hör zu, Spinoza", flüsterte Zachery. „Sobald du merkst, daß jemand in unsere Nähe kommt, mußt du mich sofort informieren. Und versuche, endlich diese verdammten Tests zu vergessen."
„Was soll ich vergessen?" fragte Spinoza bestürzt.
„Nichts, nichts", sagte Zachery hastig. Er mußte vorsichtig sein, sonst kam es in Spinozas empfindlicher Positronik noch zu einer Fehlschaltung. Dann war der Robot überhaupt nicht mehr zu
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