0301 - Druiden-Rache
Durch das heftige Aufreißen seines Mundes hatte sich der Verband verschoben.
Dann verstummte sein Schreien.
Der Felsen hatte auch seinen Oberkörper und damit den Kopf unter seiner tonnenschweren Last begraben.
Bimbo konnte niemand mehr helfen!
»Verdammt!« fluchte Essex, der sogar seine Ruhe verlor. »Hört das denn nie auf!« Er riß sein Laser-Gewehr hoch und schoß auf den Felsen.
Die Lichtlanze traf genau.
Sie bohrte sich in das Gestein, glühte es an dieser Stelle aus, während sich der Felsen schwankend bewegte, noch einige Yards weiterrollte und zum Stillstand kam.
Essex ließ das Gewehr sinken.
Innerhalb des Gesteins befand sich ein Loch. Es glühte auch weiterhin. Für Essex und seine beiden Partner sollte es noch schlimmer kommen.
Etwas geschah mit dem Felsen. Zunächst führten es die Männer auf den Angriff des Laserlichts zurück. Diese Meinung mußten sie sehr schnell revidieren, denn der Felsen, das heißt, das Gestein, veränderte sich. Es wurde zu Glas.
Wenigstens sah es in diesen Augenblicken so aus. Überall knackte und knirschte es.
Da wurden Molekülverbände durch Magie beeinflußt, so daß ein völlig neuer Gegenstand vor den Augen der Männer erschien.
Ein Kristall!
Es war unfassbar. Aus dem Stein, der so dicht und so fest war, hatte sich ein Kristall gebildet.
Er wies noch in etwa die äußeren Formen des Felsens auf. Da hatte sich also nichts verändert, nur das Innere war durchscheinend geworden, und es verzerrte die Sichtperspektive wie die Seiten eines Prismas. Zwar fiel kein direkter Sonnenstrahl in den Kristall hinein, doch das Restlicht des Tages reichte aus, um das Weiß in seine sieben blassen Spektralfarben aufzulösen.
Keiner der drei Söldner wagte es, näher an diesen veränderten Felsen heranzutreten. Zu deutlich stand ihnen noch Bimbos Schicksal vor Augen. Er hatte wahre Kugelhöllen überlebt, doch nicht den tonnenschweren Stein, unter dem seine Leiche begraben war.
Obwohl die Söldner nicht darüber sprachen, hatte jeder von ihnen ein Gefühl der Unsicherheit. Die Verwandlung war zwar äußerlich abgeschlossen, doch es mußte einen Grund geben, der dafür die Verantwortung trug.
Würde sich dieser Grund zeigen?
Sie warteten ab.
In der Tat begann im Innern des Kristalls ein unheimlicher Vorgang. Zunächst verschwand das bunte Licht. Dafür bildete sich eine Masse, die im ersten Augenblick an Nebel erinnerte, sich auf einen Punkt konzentrierte und sich dann zusammendrehte.
Eine Spirale entstand.
Langgezogen war sie, und sie blieb auch nicht ruhig, sondern drehte sich auf der Stelle.
Schneller, immer weiter. Ein regelrechter Wirbel entstand, und aus der oberen Hälfte der Spirale wuchs ein Kopf hervor.
Der Schädel eines Menschen!
Nein, keines Menschen, sondern eines Geistes, denn diese Person war nicht fassbar, sondern feinstofflich.
Eben ein Geist.
Und sie hatten ihn schon einmal gesehen, als er über dem Wrack des Hubschraubers schwebte.
Dieser Geist war von ihnen nicht zu vernichten, deshalb ließen sie die Gewehre auch unten.
Sie standen da und schauten.
Starr waren ihre Blicke. Die Lippen zusammengepresst, verkniffen, kalt die Augen.
Der Geist im Felsen hob seinen rechten Arm. Es war eine langsame Bewegung. Sie wirkte wie einstudiert. Jeder Söldner sah, daß er etwas in seiner rechten Hand hielt.
Aus der Faust schaute es hervor.
Eine rote Klinge!
Dieser Dolch schien ebenfalls aus einer anderen Welt zu stammen, denn keiner der Söldner hatte so eine Waffe schon einmal gesehen.
Kaum hatte sie von innen die Seite des Kristalls berührt, als ein rotes Flimmern darüber zuckte und sich der Kristall vor ihren Augen öffnete, so daß der Geist sein Gefängnis verlassen konnte.
Er schwebte näher.
Nun sahen es die Söldner sehr deutlich, daß er nicht einmal den Boden berührte und lautlos über ihn hinwegglitt, so daß er ihnen allmählich entgegenschwebte.
Die Männer hielten den Atem an.
Es war unwahrscheinlich, nicht erklärbar, und an Magie dachten die drei nicht.
Der Geist hielt nach wie vor den Dolch fest. Die rote Spitze deutete auf die drei Söldner.
Obwohl die Männer mit Laser-Gewehren bewaffnet waren, sahen sie sich in die Verliererrolle gedrängt. Dieser Geist hier beherrschte nicht nur sie, sondern auch die Natur.
»Ihr seid in mein Gebiet eingedrungen und habt die Ruhe der Toten gestört. Das kann ich, Guywano, nicht zulassen, denn ich bin der Hüter dieses Friedhofs.«
»Wer bist du?« hauchte Sam. Er hatte sich ein
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