0301 - Druiden-Rache
Wenn eine solche Erscheinung überlegen konnte, dann tat sie es sicherlich in diesen Augenblicken.
»Es waren vier Männer«, sagte er plötzlich mit seiner weichen, dennoch hohen Stimme. »Vier Männer haben mich umgebracht. Sie trugen seltsame Waffen bei sich. Aus ihnen drang Licht. Sie töteten mich, mein Körper wurde zerschmolzen, und meine Seele oder das, was ihr Menschen Seele nennt, fuhr aus ihm heraus, während die Reste meines Blutes in den Boden sickerten und vordrangen bis zu den Gräbern der alten Druiden, die dort liegen. Die Männer waren Narren und Unwissende. Sie haben die Ruhe der toten Druiden gestört und das gebrochen, was über dem Friedhof liegt. Nun ist es vorbei. Die Druiden können keine Ruhe mehr geben, sie müssen so reagieren, wie sie es eigentlich nicht wollten, und die Männer werden ihre volle Rache zu spüren bekommen. Da sind sie gnadenlos. Die Mörder entkommen nicht.«
Ich hatte sehr genau zugehört. Mandra und Suko sicherlich auch.
Dieser Geist hatte von den Waffen berichtet, die Licht verschießen.
Damit konnte er nur die Laser-Gewehre gemeint haben, von denen uns auch Sir James berichtet hatte.
Es gab sie also!
»Leben die Männer noch?« fragte ich.
»Ich weiß es nicht«, bekam ich zur Antwort. »Ich bin nicht der Hüter des Friedhofs.«
»Wer ist es dann?«
»Guywano!«
Den Namen hatte ich noch nie in meinem Leben gehört. Da er so außergewöhnlich war, hätte ich ihn sicher behalten. So aber begegnete er mir zum erstenmal.
»Was macht dieser Guywano?« hakte ich nach.
»Er bewacht die Ruhe der toten Druiden, und er vernichtet die, die es wagen, die Ruhe zu stören.«
»Wie die vier Männer?«
»Ich kann es euch nicht sagen. Zunächst einmal sind sie Gefangene, aber sie werden den morgigen Tag nicht mehr überleben, das kann ich euch versprechen. Ihr habt Glück gehabt, daß ihr den Ort nicht betreten habt. Deshalb warne ich euch. Flieht! Geht weg. Bleibt nicht länger hier, sonst wird euch Guywanos Rache zerschmettern.«
Direkte, harte und klare Worte. Ich hatte sie begriffen, Suko ebenfalls, und auch Mandra.
Daran halten würden wir uns bestimmt nicht. Zudem hatte Mandra noch ein Problem.
Er sprach es an. »Ich vermisse etwas, mein Freund aus der Geisterwelt«, sagte er lächelnd. »Kann es sein, daß du diesen Gegenstand bei dir trägst. Es ist ein Dolch. Besitzt einen roten Griff…«
»Und eine schwarze Klinge«, fiel ihm Peter ins Wort.
»So ist es. Kennst du ihn?«
»Er hat ihn.«
Mandra trat einen Schritt vor. »Sprichst du von Guywano?«
»Davon ist die Rede!«
»Dann werden wir ihn stellen«, erklärte Mandra. »Wir denken nicht daran, diesen Ort zu verlassen. Wir begeben uns auf den Friedhof und holen uns zurück, was mein Eigentum ist.«
»Wollt ihr sterben?«
»Nein!«
»Dann bleibt hier, dann…« Seine Stimme wurde schwächer, und auch die Gestalt des Jungen löste sich allmählich auf.
Das sah auch seine Mutter. Sie hatte sich wieder einigermaßen erholt und wollte ihn halten, doch einen Geist kann man mit den bloßen Fäusten nicht bannen.
Vielleicht hätte ich noch mein Kreuz gegen ihn einsetzen können, es war leider zu spät.
Peter Gall entschwand.
Er löste sich vor unseren Augen in mehrere durchsichtige Streifen auf, die wie hauchdünne Tücher wirkten, dann war er verschwunden.
»Peter!« Der Schrei der Mutter zitterte durch das Zimmer. Sie warf sich auch vor, wollte nach ihm fassen, doch sie griff ins Leere und fiel zu Boden. Mit den Knien schlug sie auf und stützte sich auf die Flächen ihrer Hände.
Bitterlich begann sie zu weinen.
Suko kümmerte sich um die Frau, während ich mit Mandra Korab sprach. »Jetzt weißt du, wer den Dolch hat.«
»Sicher.« Mandra nickte und wischte gleichzeitig über seine Stirn.
»Nur frage ich mich, wie er in die Hände dieses seltsamen Druiden gelangt ist?«
Ich hob die Schultern. »Das kann ich dir leider auch nicht sagen. Aber wir werden es herausfinden.«
»Dann seid ihr dabei.«
Ich schaute ihn erstaunt an. »Natürlich, was hast du denn gedacht?«
Mandra lächelte. »Ich dachte da mehr an die Warnung des Jungen. Wenn wir wirklich auf einem Druiden-Friedhof landen, kann es gefährlich werden…«
Ich winkte ab. »Erst wollen wir mal sehen.«
Suko hatte inzwischen der Frau auf die Beine geholfen und führte sie zu einem Stuhl. Dort ließ sich Mrs. Gall nieder, schüttelte den Kopf, weinte und sprach von ihrem Sohn.
Suko warf uns einen hilfesuchenden Blick zu. Wir
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