0302 - Dämonen in Dallas
einer der Menschen auf der Straße mitbekam, daß Merlins Stern von einer schwachen, grünen Aura umflossen war, dann gab es wenig später einen mittleren Volksauflauf.
Gebannt beobachtete Nicole, wie der Meister des Übersinnlichen das Amulett herausholte, das er an einer stabilen Kette auf der Brust trug. Die Zeichen des Tierkreises waren darauf abgebildet und eine hieroglyphenartige Schrift, die bisher noch nicht übersetzt werden konnte.
Merlin, der weise Magier von Avalon, schwieg, wenn er über das Amulett befragt wurde, das er einst erschaffen hatte. So mußte Professor Zamorra stets aufs neue aus der Situation heraus feststellen, wie er das Amulett am besten einsetzen konnte. In früheren Zeiten hätte es von sich aus zugeschlagen. Doch diese Tage waren längst Vergangenheit.
»Eine starke Kraft!« flüsterte Professor Zamorra. »Sie ist irgendwo hier in der Nähe. Höchstens einen Kilometer im Umkreis. Doch mehr kann ich nicht feststellen!«
»Also müssen wir alle Hochhäuser im Umkreis absuchen!« sagte Nicole und deutete verzweifelt auf die himmelansteigenden Glas- und Betonpaläste von Dallas, die sich in den Himmel schraubten. Die rote Abendsonne reflektierte ihren Schein im silbern und bronzefarben getönten Glas der Wolkenkratzer.
»Das Amulett zeigt zwar das Wirken der Schwarzen Familie in sehr starkem Maße an - aber es sieht nicht so aus, als ob es eine Gefahr für uns signalisieren würde!« sagte Professor Zamorra. »Merkwürdig. Der Erfahrung nach müßte es sich um einen Dämonenfürsten handeln!«
»Asmodis!« hauchte Nicole impulsiv.
»Möglich - aber nicht sicher!« sagte Professor Zamorra. »Immerhin wissen wir, daß in den alten Grimorien auch die Erdteile unter den Großen des Dämonenreiches aufgeteilt sind. Asmodis wird zu den Dämonen gerechnet, die hauptsächlich in der alten Welt, also in Europa, ihren Wirkungskreis haben. Der amerikanische Kontinent soll dem Astaroth unterstehen, einem mächtigen Herzog des Höllenreiches!«
»Auch Belial käme vielleicht in Betracht!« mutmaßte Nicole Duval, die sich ebenfalls in den alten Schriften eingelesen hatte. »Der steht sogar im Rang noch über Asmodis und ist fast so mächtig wie Lucifuge Rofocale!«
»Warum habe ich eigentlich eine Computeranlage auf Château Montagne installiert, wenn du alles so genau weißt?« fragte Professor Zamorra und sah sie liebevoll an.
»Und was unternehmen wir?« fragte Nicole. In ihrem Gesicht begann Jagdleidenschaft zu glühen. Doch Professor Zamorra winkte ab.
»Wenn uns das Amulett keinen Hinweis gibt, finden wir den Höllensohn nicht!« sagte er dann. »Ich werde versuchen - es zu zwingen, mir den Aufenthaltsort des Dämonen zu nennen. Wenn ich jetzt…!« Er konnte den Satz nicht vollenden.
Urplötzlich erlosch die grünleuchtende Aura um das Amulett, und das Metall wurde wieder kalt. Das Höllenwesen war nicht mehr da.
»Es ist verschwunden!« stieß Professor Zamorra aus. »Und das ganz plötzlich. Wie bei einer Flucht zurück in die Hölle!«
»Wir sind ja nicht die einzigen Menschen, welche der Hölle Schach bieten!« sagte Nicole. »Vielleicht haben John Sinclair oder Tony Ballard derzeit in Dallas zu tun?«
»Kaum anzunehmen!« sagte der Meister des Übersinnlichen leise. »Sie würden ihren Höllengegner nicht entkommen lassen. Ich spüre es förmlich, daß ein großer Dämonengebieter in großer Eile in die Hölle geflohen ist. Das bedeutet eine Gefahr, vor der er sich in Sicherheit bringen muß !«
»Und welche Gefahr?« fragte Nicole Duval und schmiegte sich an ihn.
»Ich bin sicher, daß wir das gleich erfahren werden!« sagte Professor Zamorra düster.
***
Der ERHABENE war zufrieden. Er hatte sich durch einen Trick die Seele eines Dämonenfürsten angeeignet und wie sein Blick auf den Monitor zeigte, war auch das Interview nicht beendet.
Er konnte seinen Plan also noch durchführen.
Das Möbius-Building lag genau gegenüber. Es war einfach, diese drei Menschen zu eliminieren. Am nächsten Tage würde man in den Zeitungen von geplatzten Gasleitungen oder ähnlichen Dingen lesen. Niemand würde herausbekommen, daß Carsten Möbius auf magischem Wege getötet worden war.
»Wenn sein einziger Sohn stirbt, dann wird der alte Möbius keinen Sinn mehr darin sehen, das weltumspannende Unternehmen zu dirigieren!« sagte der ERHABENE bei sich. »Dann werde ich zur Stelle sein. Alles wird ganz legal aussehen. Kein Mensch wird Verdacht schöpfen, daß ein großer Geist alles bis
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