0302 - Im Hinterhof des Teufels
lassen.«
»Ich habe doch gestern mit Ihnen telefoniert, Chef. Sie wußten also, daß es einige Schwierigkeiten gegeben hat.«
»Ich pfeife auf die Schwierigkeiten!« Al Smith drückte wütend die Zigarre in dem großen Bronzeaschenbecher aus und funkelte seinen Sekretär aus seinen kleinen Schweinsaugen böse an. »Lassen wir das Geschwätz! Geben Sie die Sachen schon her! Mich interessieren nicht die Schwierigkeiten, mich interessiert nur die schwarze Tasche. Also los! Worauf warten Sie noch?«
»Auf die schwarze Tasche, Chef!« sagte Willet leise und fuhr sich nervös durch seine blaßblonden Haare.
Al Smith wuchtete seine massige Gestalt aus dem Sessel.
»Was?« brüllte er mit überschnappender Stimme. »Sie haben die Tasche nicht?«
»Ich habe die Tasche nicht, Chef«, sagte Willet leise. Er duckte sich in den Sessel, als erwarte er, daß Al Smith sich auf ihn stürzen würde.
Al Smith setzte sich erst einmal hin. Das heißt, er ließ seine zwei Zentner Lebendgewicht einfach fallen. Der Sessel unter ihm knarrte in allen Fugen. Al Smith japste nach Luft. Nach achtundvierzig Sekunden hatte er so viel zusammen daß er hervorstoßen konnte:
»Ich warne Sie, Willet! Machen Sie keine faulen Witze! Wo ist das Material?«
»Ich hatte Sie doch telefonisch verständigt, daß der Privatdetektiv am vereinbarten Treffpunkt nicht war, sondern…«
»Verdammt!« unterbrach ihn Al Smith rauh. »Das weiß ich allerdings. Er hatte aber eine Nachricht hinterlassen und Ihnen einen anderen Treffpunkt aufgegeben. Da werden Sie den Mann ja wohl getroffen haben, oder?« Willet nickte. »Getroffen habe ich ihn, allerdings nicht an dem Ort, den wir ausgemacht hatten, sondern…«
»Wo Sie ihn getroffen haben, ist doch egal«, schnitt Al Smith seinem Sekretär das Wort ab. »Hauptsache ist, Sie haben ihn getroffen. Wollte der Kerl etwa mehr Geld, als er ursprünglich verlangt hatte? Ich hatte Ihnen doch noch fünf Mille als Reserve mitgegeben. War er damit auch nicht zufrieden?«
»Er wollte nichts. Er konnte nichts mehr verlangen, als ich ihn traf«, sagte Willet mit seiner monotonen Stimme. »John Hawkins war tot, als ich ihn traf.«
Al Smith riß seine Schweinsaugen soweit auf, wie das Fett in seinem aufgedunsenen Gesicht es erlaubte. »Tot?« ächzte er. »Was ist mit der schwarzen Tasche? Los, Mann, erzählen Sie endlich! Lassen Sie sich doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen!«
»Sie unterbrechen mich ja andauernd«, näselte Willet arrogant. »Hawkins hatte mit mir einen neuen Treffpunkt vereinbart, da er sich verfolgt fühlte. Ich sollte kurze Zeit hinter ihm herfahren und ihn in einer kleinen Bar in Greenwich Village treffen. Ich war ein wenig neugierig geworden und startete kurze Zeit nach ihm. Dabei stellte ich fest, daß er tatsächlich verfolgt wurde.«
»Von wem?« fragte Al Smith gespannt.
Der Sekretär zuckte die Schulter und sagte: »Ich weiß es nicht. Ich konnte es auch später nicht in Erfahrung bringen. Auf jeden Fall wurde der Detektiv verfolgt. Die Kerle wollten ihm anscheinend ans Leder. Das Ende war, daß Hawkins mit seinem Wagen gegen den Mast einer - soliden Straßenlaterne brauste und drei Minuten später seinen letzten Schnaufer tat.«
»Und wo ist die Tasche geblieben?« fragte Al Smith gespannt.
»Die hat er einem Mann übergeben. Kurz bevor er starb. So ist sie wenigstens nicht der Polente in die Finger gefallen!«
»Ein verdammt schwacher Trost, wenn ich mir vorstelle, daß jetzt irgendein unbekannter Kerl das Material in den Fingern hat und mich jederzeit unter Druck ' setzen kann. Wissen Sie wenigstens, wer die Tasche bekommen hat?«
»Klar. Ich stand direkt daneben. Es war der Bruder des Detektivs, der zufällig an der Unfallstelle war.«
»Konnten Sie ihm die Tasche nicht ab jagen, Mann?« herrschte Al Smith seinen Sekretär an. »Mit ein bißchen Dreistigkeit hätten Sie sich als Cop ausgeben können und dann hätten wir das Material, ohne auch nur einen Cent dafür zu bezahlen zu müssen! Jetzt können wir mit diesem Kerl wieder von vorne anfangen, müssen verhandeln und dann womöglich noch mehr Geld ’rausschmeißen.«
»Irrtum, Chef«, sagte Willet ungerührt. »Der Bruder des Detektivs hat die Sachen auch nicht mehr. Bevor ich mich mit ihm in Verbindung setzen konnte, wurde ihm die Tasche geklaut.« Al Smith sackte in sich zusammen wie ein Schneemann in der Mittagssonne. Er war im Gesicht fast so grün wie die ersten Treibhausgurken.
»Verflucht!« hauchte er leise
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