0302 - Im Hinterhof des Teufels
und gesagt, daß der Junge abgeholt worden ist. Von ’ner Krankenschwester. Die hat erzählt, daß ich im Krankenhaus liegen soll. Unfall. Die Lehrerin wollte sich im Hospital erkundigen und hörte dann, daß das nicht stimmte. Chef, der Junge ist entführt worden!«…
Jetzt brach das Weinen aus dem Mann hervor. Fassungslos schluchzte er vor sich hin und sah durch den Tränenschleier seinen Chef an, der unbeweglich hinter dem Schreibtisch hockte.
»Sie müssen mal abwarten. So schnell wird doch kein Kind entführt. Wahrschienlich ist alles nur ein Mißverständnis, Mann«, sagte Al Smith.
»Nein, Chef«, brabbelte der Gärtner undeutlich. »Bitte, helfen Sie mir doch. Ich muß den Jungen wiederfinden! Er ist doch das einzige, was mir geblieben ist, seit meine Frau gestorben ist. Bitte helfen Sie mir!«
»Was soll ich Ihnen denn dabei helfen!« ereiferte sich Al Smith. »Ich kann den Jungen doch nicht herbeizaubern. Gehen Sie schon, Smith. Mister Willet wird sich gleich um die Geschichte kümmern und mal in der Schule anrufen. Wenn der Junge wirklich verschwunden ist, dann müssen Sie die Polizei verständigen. Das ist doch das einzige, was wir tun können.«
Mit den Augen gab Al Smith seinem Sekretär einen Wink. Der stand auf und schlängelte sich zur Tür. Willet sagte dem Gärtner einige leise Worte und schob ihn dann hinaus.
Kaum war die Tür im Schloß, da veränderte sich das Gesicht von Al Smith schlagartig. Hastig griff er zum Telefon und drückte einen der Knöpfe.
»Wo ist Frank?« fragte er knapp und hörte mit nachdenklichem Gesicht auf das, was ihm sein Gesprächspartner sagte. »Gut«, sagte er nach einer Weile erleichtert. »Paß gut auf, Bess. Halt den Jungen fest. Verstehst du? Er soll keinen Schritt aus dem Zimmer gehen. Dann packst du. Du mußt mit dem Jungen ein paar Tage verreisen. Was?« bellte er unfreundlich. »Hör schon, was ich dir sage. Ich werde dir das später alles erklären. Richte dich darauf ein, daß du in ein oder zwei Stunden fahren kannst. Willet wird euch mit dem Buick fahren. Ich überlege mir noch, wohin ihr fahrt. Und vergiß nicht, daß der Junge keinen einzigen Schritt aus dem Zimmer macht, hörst du?«
Al Smith knallte den Hörer auf die Gabel. Er wandte sich wieder an seinen Sekretär. »Da haben wir’s schon. Die haben den Jungen des Gärtners entführt! Es ist ganz klar, daß das mir gilt. Warum sollten die auch den Gärtnersjungen kidnappen? Anscheinend hat man nicht gewußt, daß die beiden in dieselbe Schule gehen. Willet, jetzt wird es ernst! Sie sehen, daß die Bande nicht lange fackelt. Sie fahren meine Frau und meinen Jungen zu meinem Bruder auf die Farm. Nein, noch besser ist es, wenn sie möglichst weit vom Schuß sind. Vielleicht zur Schwester meiner Frau, die könnte die beiden für kurze Zeit aufnehmen. Dort wird man die beiden bestimmt nicht suchen.«
»Müssen wir nicht auch etwas für den Sohn des Gärtners tun?« warf Willet ein. »Ich finde, der kann ja schließlich nichts dafür, daß sein Junge zufällig denselben Vornamen hat wie Ihrer. Der Alte ist ja völlig fertig.«
»Klar! Darum sollen Sie sich auch kümmern, Willet!« sagte Al Smith ungeduldig. »Aber erst müssen wir das andere überlegen. Dann können Sie die Cops verständigen. Paßt mir gar nicht, daß sie jetzt hier herumschnüffeln werden. Aber das läßt sich ja leider nicht vermeiden. Auf jeden Fall wissen wir jetzt, daß unsere Gegner vor nichts zurückschrecken. Aber die sollen sich in Al Smith getäuscht haben! Na, die werden schön fluchen, wenn sie merken, daß sie den falschen Jungen erwischt haben.«
***
»Mein Chef ist doch ein guter Mann«, sagte der Alte mit der grünen Gärtnerschürze zu mir.
»Wieso?« fragte ich verblüfft und starrte den Alten an, dem die Tränen noch in den Augen standen. Er zitterte wie ein Neger bei einem Nordlandtrip.
»Ich meine, er ist verdammt anständig, daß er sofort die Polizei verständigt hat. Sogar das FBI. Ja, er gibt sich immer barsch, aber in Wirklichkeit ist er ganz anders. Und Sie werden mir den Jungen bestimmt bald zurückholen, ja?«
»Wir werden alles versuchen«, versprach ich, brachte es aber nicht übers Herz, ihm den Glauben an seinen Chef zu nehmen, denn der hatte uns bis jetzt noch nicht angerufen.
»Können Sie sich die Geschichte erklären?« fragte ich den Gärtner. »Ich meine, haben Sie Feinde oder eine Erbschaft gemacht?«
Der Alte sah mich an und kapierte nichts. Er schüttelte den Kopf. »Bei mir ist
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