0302 - Im Hinterhof des Teufels
zurück. »Wenn du besoffen bist, kannst du alles verderben. Und schließlich geht es auch um meine Haut, vergiß das nicht!«
»Aber wir müssen uns die Geschichte doch noch überlegen«, beschwor der Gangster May Spratt. »Wir müssen uns noch Geld besorgen und Klamotten und was weiß ich noch alles.«
»Das mit dem Geld stimmt«, bestätigte May Spratt. »Aber das habe ich auch schon erledigt.« Sie nahm die Handtasche, die auf dem Tisch lag. »Hier ist genügend Moos drin, um uns die erste Zeit über Wasser zu halten«, sagte sie.
»Wie kommst du denn an den Zaster?« fragte Patterson erstaunt und starrte auf die Bündel mit 100-Dollar-Noten, die die Handtasche bis zum Rand füllten.
May Spratt schloß die Tasche wieder.
»Frag nicht so viel, Jim«, riet sie. »Aber vielleicht überlegst du dir mal, warum ich besonderen Wert darauf lege, daß mein Bruder uns hier nicht mehr vorfindet.«
Der Mann mit dem tief in die Stirn gezogenen Hut starrte zum siebzehnten Male auf die Armbanduhr. Er strich sich über den angeklebten Schnurrbart. Allerdings hatte der Mann hierdurch sein Aussehen derart verändert, daß man zumindest auf den ersten Blick nicht Willet, den verschwundenen Sekretär von Al Smith, in ihm erkannte.
Willet trat an den Buchladen und betrachtete scheinbar interessiert die ausgestellten Bücher. Tatsächlich aber starrte er in den hohen Spiegel, mit dem der Pfeiler neben dem Eingang zu dem Laden verkleidet war. Willet stand so, daß er den Eingang des gegenüberliegenden Hotels beobachten konnte.
»Maryland Hotel« stand über dem breiten Eingang. Nur mühsam konnte Willet die verschnörkelte Schrift im Spiegel entziffern. Wieder hielt drüben auf der anderen Straßenseite ein Yellow Cab. Willet beobachtete, wie der Fahrer wie ein Wiesel aus dem Wagen flitzte und die Wagentür aufriß.
Die junge Dame, die ausstieg, war sehr attraktiv. So viel konnte Willet von seinem Standort aus sehen. Er sah auch, daß der Portier sehr diensteifrig durch die Drehtür ins Innere des Hotels schoß und zwei Sekunden später mit einem Boy zurückkam.
Willet warf einen schnellen Blick auf seine Uhr. Es waren noch knapp drei Minuten von 4 Uhr. Aber Willet sah seine Chance.
Schnell überquerte er den Fahrdamm und ging schnurstracks auf den Hoteleingang zu. Die junge Dame verschwand gerade durch die Drehtür, während sich der Portier und der Boy um einen Berg weißer Koffer kümmerten.
Willet senkte seinen Kopf, als er durch die Drehtür ging. An der Reception stand lässig die junge Dame. Sie schien hier sehr bekannt zu sein für ihre Trinkgelder, denn man machte einen tollen Wirbel.
»Vielleicht ist es ’ne Filmdiva«, schoß es Willet durch den Kopf, während er wie selbstverständlich durch die Halle ging. Er steuerte auf die beiden Telefonzellen zu, die links lagen, genau der Reception gegenüber.
In der rechten Zelle stand ein Mann. Er hielt den Hörer ans Ohr gepreßt und gestikulierte beim Sprechen wie ein Taubstummer.
Willet konnte das Gesicht des Mannes nicht sehen, denn er drehte ihm den Rücken zu'.
Eine große Standuhr, die neben dem Treppenaufgang stand, schlug viermal.
Als der letzte Schlag verklang, trat Willet in die linke Telefonzelle. Er achtete darauf, daß die Türe sorgfältig geschlossen war. Er konnte von draußen keinen Ton hören. Selbst aus der Nebenzelle drang kein Laut herüber, obwohl der Mann in der anderen Zelle sehr laut sprechen mußte.
Willet stellte sich so, daß er in dem spiegelndem Glas die Halle übersehen konnte Er griff nach dem Telefonbuch und fragte sich, wo die Botschaft der Gangster stecken könnte.
In diesem Augenblick läutete das Telefon. Jetzt begriff Willet, auf welche Art die Gangster ihm weitere Instruktionen geben wollten. Er hob den Hörer von der Gabel und hielt ihn an sein Ohr. Er sagte kein Wort.
»Sie sind immerhin pünktlich«, vernahm Willet eine Stimme. »Außerdem scheinen Sie sehr geschickt zu sein, denn die Sache mit dem Mädel haben Sie gut gemacht. Und vernünftig sind Sie auch. Das haben Sie dadurch bewiesen, daß Sie gekommen sind. Sind Sie allein?«
»Ja«, sagte Willet knapp.
»Okay. Versuchen Sie auch nicht, mich ’reinzulegen«, fuhr die Stimme fort. »Sie werden sich zwar ausrechnen können, daß ich hier im Hotel bin, aber selbst wenn Sie ’n paar Cops mitgebracht haben, werden Sie mich immer noch nicht kriegen. Haben Sie das Geld?«
»Nein«, sagte Willet wieder knapp. Er kannte diese Stimme. Sie gehörte dem Mann, der schon
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