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0304 - Der Mann, der uns zum Alptraum wurde

0304 - Der Mann, der uns zum Alptraum wurde

Titel: 0304 - Der Mann, der uns zum Alptraum wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: der uns zum Alptraum wurde Der Mann
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sagten ihr erst einige mitfühlende Worte, bevor wir auf den Grund unseres Besuchs kamen.
    »Wir wissen, Miss Bernarr, dass sich Ihr Bruder seit zwei Jahren hier in New York aufhielt.«
    Sie nickte zu meinen Worten. Also fuhr ich fort: »Die drei. Jahre davor verbrachte er in Red Bluff?«
    »Auch das ist richtig, Agent Cotton.«
    »Und wo war er vorher?«
    »In seiner Heimatstadt Springfield in Ohio. Er wurde dort geboren, ist dort aufgewachsen und nur wenige Male weggekommen.«
    »Abgesehen von den letzten fünf Jahren, die er in Red Bluff und in New York verbrachte, war er ständig in Springfield?«
    »Ja.«
    »Einige Male aber ist er unterwegs gewesen?«
    »Dann, Agent Cotton, war er hier in New York. Er besuchte den Verleger seiner Bücher.«
    »Und wie war es in Springfield?«
    »Meine Eltern, Agent Cotton, waren Schotten. Die Vorfahren allerdings stammen aus Frankreich. Wie ja der Name Bernarr verrät. Meine Eltern betrieben in Springfield eine Metallwarengroßhandlung. Mein Bruder lebte im Elternhaus, bis ihn im hohen Alter die Wanderlust überfiel und er erst nach Red Bluff und dann hierher zog.«
    »Wie lebte er in Springfield?«
    »So ähnlich wie in der Houston Street. Mein Elternhaus verfiel. Denn Floyd hielt sich mehr im Garten als im Hause auf. Er ließ sich von seiner Naturlehre leiten… Nun, ich glaube, Sie haben eine ungefähre Vorstellung davon.«
    »Seine Tochter Rosi hat ebenfalls in Springfield gelebt?«
    »Natürlich. Sie besuchte dort eine Schule.«
    »Und sie ist dann mit ihm nach Red Bluff gezogen?«
    »Jawohl.«
    »Und sie wohnte in demselben Blockhaus wie Ihr Bruder?«
    »Meines Wissens, ja.«
    »Was heißt das?«
    »Floyd hat es mir so erzählt, wenn er hierherkam.«
    »Sie haben Ihren Bruder nie besucht?«
    »Nein. Er hätte es sich verbeten.«
    »Waren Sie während der drei Jahre, die Ihr Bruder in Red Bluff lebte, einmal in Springfield?«
    »Nein.«
    »Das heißt also: Ihr Bruder erzählte Ihnen, dass er mit seiner Tochter in Red Bluff lebe. Davon überzeugt haben Sie sich jedoch nicht?«
    »Nein. Ich nahm an, dass… Aber, Agent Cotton, stimmt das denn nicht?«
    »Wir haben Nachforschungen angestellt, Miss Bernarr, und dabei erfahren, dass niemand in Red Bluff ein Mädchen namens Rosi Bernarr kennt. Niemand hat je die Tochter Ihres Bruders dort gesehen.«
    »Ja, aber dann…«
    »… hat Ihr Bruder Sie belogen. Das ist sehr wahrscheinlich.«
    »Warum aber?«
    »Wir vermuten, dass sich Vater und Tochter zerstritten hatten. Er zog nach Red Bluff. Sie blieb in Springfield. Oder woanders.«
    »Möglich ist es«, sagte sie langsam und richtete den Blick auf ihre knochigen Hände, die sie im Schoß gefaltet hielt. »Floyd hing mit einer wahren Affenliebe an Rosi. Er litt sehr darunter, wenn er Streit mit ihr hatte.«
    »Es würde also seinem Wesen entsprechen, zu behaupten, Rosi lebe bei ihm. Obwohl er sich in Wahrheit mit ihr verkracht hatte?«
    »Durchaus.«
    »Jetzt aber, Miss Bernarr, zu der New Yorker Zeit. Bei der Vermisstenpolizei sagten Sie aus, Ihr Bruder habe hier mit seiner Tochter zusammen in der Houston Street gewohnt.«
    »Das stimmt.«
    »Rosi war hier?«
    »Ja, natürlich. Ich habe doch oft mit ihr gesprochen?«
    »Sie meinen, einmal im Monat?«
    »Ja. Immer wenn ich meine Unterstützung abholte.«
    »Die Möglichkeit, dass Rosi zufällig gerade zu Besuch war, scheidet aus. Denn auch die Nachbarn haben sie gesehen. - Wann sahen Sie Rosi zum letzten Male?«
    »Gesehen? - Warten Sie mal, Agent Cotton« - Sie legte ihr ausgemergeltes Gesicht in eindruckvolle Falten und nagte an der Oberlippe. - »Das war vor drei Monaten, als ich… Nein. Da war sie ja auch gerade spazieren, wie Floyd mir sagte. Es… Tatsächlich, Agent Cotton.« - Sie starrte mich so verblüfft an, als sei ich schuld an der Entdeckung, die sie gerade machte. »Es ist schon ein Jahr her, seit ich Rosi zum letzten Male gesehen habe.«
    »Das habe ich mir beinahe gedacht.«
    »Wieso?«
    Ich ging nicht auf die Frage ein, sondern erläuterte: »Ihr Bruder war drei Jahre in Red Bluff, dann zwei Jahre hier. Rosi war während der drei Jahre, die ihr Vater in Kalifornien zubrachte, wahrscheinlich in Springfield oder anderswo. Jedenfalls nicht in Red Bluff. Während der letzten zwei Jahre war Bernarr hier in New York. Das erste Jahr war Rosi bei ihm. Dann haben sie sich anscheinend verkracht. Rosi ist auf und davon. Aber ein ganzes Jahr lang hielt Bernarr die Version aufrecht, Rosi sei noch bei ihm. Er führte so laute

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