0306 - Sein Mörder kam im Morgengrauen
Deutlich erkannte ich am Steuer Pat Wolseley.
Ich startete meine Kiste. Als ich den ersten Gang eingelegt hatte und losbrausen wollte, kam noch ein Wagen aus der Ausfahrt. Er wurde von Spinoza gelenkt Der Chevrolet fuhr nach links ab, Spinoza mit seinem weißen Cadillac nach rechts. Ich mußte mich entscheiden, welchem der beiden Ganster ich folgen wollte. Ich zögerte nicht eine Sekunde.
Mit einem Blitzstart schoß mein Wagen aus der Parklücke. Ich kurvte auf die Straße und sah vielleicht zweihundert Yard vor mir den weißen Cadillac von Spinoza.
***
Ohne Blinker zu setzen, war der weiße Cadillac nach rechts in die Greenwich Street eingebogen. Ich natürlich sofort hinterher. Ich sah gerade noch, wie das Heck des Wagens in der nächsten Querstraße verschwand.
Es war die Park Street. Für mich war es ein Glück, daß der Schlitten von Spinoza so auffällig war. Ich konnte ihn gar nicht verlieren.
Der Gangster schien nicht zu wissen, daß ich hinter ihm her war. Obwohl er nämlich eine Rundreise machte wie ein Sight-Seeing-Bus, war sein Manöver so primitiv, daß ich annehmen mußte, daß Spizona rein routinemäßig die Umwege fuhr.
Von der Park Street ging es in die Washington Street. Nein, wenn Spinoza sich beschattet fühlte, wäre er nicht geradeaus gefahren, hätte dann einmal das Viertel an der Bishops Lane umrundet und wäre dann die Warren Street bis zum Broadway gefahren.
Vor einem schlichten Bankgebäude stoppte Spinoza seinen Wagen. Ich parkte ebenfalls in gehöriger Entfernung. Als der Gangster ausstieg, trug er einen kleinen Koffer bei sich. Ich überlegte, ob ich auch aussteigen und ihm folgen sollte. Ich war mir noch nicht ganz schlüssig, da war Spinoza schon in der Bank verschwunden.
Ich brauchte nur knapp zehn Minuten zu warten. Dann erschien der Gangster wieder. Und wenn ich geglaubt hatte, er würde vielleicht den Koffer in einem Banksafe einschließen lassen, dann hatte ich mich getäuscht. Den Koffer, den Spinoza beim Hineingehen getragen hatte, hielt er auch jetzt in seiner Hand. Er war keinesfalls leer, das konnte ich daran erkennen, wie er ihn trug.
Unter dem anderen Arm hatte der Gangster eine große Tasche. Sie war schwarz. Ich reckte mich auf und konnte sehen, wie der Gangster sie behutsam auf den Rücksitz seines Wagens legte. Den Koffer schob er auf den Beifahrersitz.
Ich gab ihm einen Vorsprung von rund zweihundert Yard. Es waren jetzt einige Wagen zwischen uns, als ich mich hinter ihn setzte. Er fuhr den Broadway hinunter bis zur Chambers Street und bog dann ab in Richtung Brooklyn Bridge. Wir fuhren über den East River hinüber nach Brooklyn.
Mir dämmerte langsam, was Spinoza wollte, als er auf die Bundesstraße 278 fuhr. Er schlug die Richtung nach Norden ein. Ich ließ mich jetzt ein Stück zurückfallen und gab ihm einen größeren Vorsprung, damit er mich hier nicht doch noch entdeckte. Er schien sich aber völlig sicherzufühlen und brauste, nur ganz knapp unterhalb der Geschwindigkeitsbegrenzung, weiter.
Hinnter dem Calvary-Friedhof fuhren wir unter dem Long Island Expressway her. Dort macht die Bundesstraße 278 einen scharfen Knick nach Nordosten.
Spinoza verließ die Bundesstraße 278 gleich hinter der Überführung über die Bahnanlagen, und jetzt war ich sicher, daß sein Ziel nur seine Wohnung sein konnte. Ich wußte, wo sie lag. Ich hatte die protzige Villa ganz in der Nähe des Astoria-Parks schon mehrmals beobachtet.
Das sichere Verhalten von Spinoza verführte mich dazu, alles auf eine Karte zu setzen. Statt, wie der Gangster, in die Steinway Street einzubiegen, raste ich auf dem Grand Central Parkway weiter. Erst an der 21. Straße bog ich ab. Ich fuhr am Astoria-Park vorbei bis kurz vor die Villa des Gangsters. Nach meiner Rechnung mußte ich mindestens einen Vorsprung von drei Minuten herausgeholt haben.
Den Wagen ließ ich natürlich nicht auf der Straße stehen. Ich lenkte ihn einfach in den Parkeingang und ließ ihn gleich neben der Umfassungsmauer stehen.
Die Villa lag direkt neben dem Park, ungefähr der zweite Block vom East River gerechnet. Ich spurtete los. Der Villa genau gegenüber war ein künstlicher Hügel angelegt, über und über mit dichtem Strauchwerk bedeckt.
Dadurch führten einige schmale Wege zu weit voneinander aufgestellten Bänken, die jeweils in einer Nische aus Buschwerk standen.
Ich konnte mir sehr gut vorstellen, daß an schönen Sommerabenden hier eine Menge von Pärchen den Mond anbeteten. Jetzt schien zum Glück
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