0308 - Einbahnstraße in den Tod
behauptete, sich nicht mehr daran zu erinnern.
Mr. Smith war bei der Polizei und dem Gericht dafür bekannt, dass er stets an chronischer Gedächtnisschwäche litt. Wir gaben es also auf und ließen den Dingen ihren Lauf. Man wies Mr. Smith-Windsor eine Reihe von Betrugsfällen nach und schickte ihn für zwei Jahre hinter Gitter.
Es stand jetzt fest, dass irgendjemand aus der Vickers Gang diese Scheine in Umlauf gesetzt hatte, nachdem er alle anderen unverfänglichen ausgegeben hatte. Jetzt befürchtete er, dass man den Weg dieser Scheine bis zu ihm zurückverfolgen könnte, und sorgte auf drastische Weise dafür, dass dies unmöglich gemacht wurde. Er war im Begriff, jeden umzubringen, bei dem er mit einem dieser Scheine bezahlt hatte.
***
Am Abend dieses 10.Februar, gegen 6 Uhr, gaben wir einen weiteren Aufruf zum Aufbruch an die Presse. Sie warnten darin jeden, der sich im Besitz eines der gefährlichen Scheine befand, ihn zu behalten oder weiterzugeben. Wir ersuchten darum, ihn ohne Verzögerung bei uns abzuliefern.
Kaum war dieser Aufruf zur Vervielfältigung hinausgegangen, als das Telefon anschlug.
»Ich verbinde«, sagte die Vermittlung, und dann meldete sich eine helle, aufgeregte Frauenstimme.
»Sind Sie der G-man, der die Sache mit den Hundert-Dollar-Scheinen bearbeitet?«, fragte sie.
»Ja, der bin ich. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich habe einen der bewussten Scheine«, antwortete sie. »Ich bin auch bereit, Ihnen diesen abzuliefern, aber nur, wenn ich einen echten dafür bekomme. Ich kann es mir nicht leisten, hundert Dollar zu verschenken.«
»Wissen Sie auch, von wem Sie die Note erhalten haben?«
»Seinen Namen kenne ich nicht, aber er hat sich für heute Nacht um 3 Uhr mit mir verabredet. Er telefonierte mit mir, ich solle den Schein aufheben. Er habe mir versehentlich einen gegeben, den er behalten wolle. Um halb drei habe ich Schluss, und um 3 Uhr kommt er zu mir nach Hause, um ihn umzutauschen.«
»So und wann kann ich Sie treffen?«, fragte ich. »Wenn es uns gelingt, den Mann auf Grund Ihrer Angaben festzunehmen, so bekommen Sie nicht 12 nur die hundert Dollar, sondern einen Tausender.«
»Das habe ich gehofft, und darum habe ich Sie angerufen. Kommen Sie um halb drei zu mir. Ich wohne in der Suffolk Street Nummer 20 im zweiten Stock bei Mrs. Anne Snoll.«
»Ich werde pünktlich sein. Geht es denn nicht früher? Es wäre wahrscheinlich im beiderseitigen Interesse besser, wenn wir uns so bald wie möglich treffen.«
»Das geht leider nicht«, lachte sie. »Ich bin als Hostess im Lady Bird angestellt und muss Geld verdienen.«
»Können Sie sich denn für den heutigen Abend nicht freigeben lassen?«, fragte ich.
»Ausgeschlossen«, lachte sie. »Was würden da meine Stammgäste sagen?«
Da war nichts zu machen. Ich ermahnte sie nochmals zur Vorsicht und ließ es dabei bewenden.
Dann überlegte ich mit Phil, wie wir die Sache am besten anfassen könnten.
In den Lady Bird wollten wir nicht gehen.
Das Mädchen legte Wert darauf, dass wir sie zu Hause aufsuchten, und ich konnte mir vorstellen, warum.
Wenn wir aber nachts um halb drei zu zweit bei ihr anrückten, so würde sie es vielleicht mit der Angst bekommen.
Wir verabredeten also, dass ich hinaufging, während mein Freund unten an der Haustür oder in allernächster Nähe Posten fassen sollte.
Wenn ich Hilfe brauchte, so würde ein Ruf und im äußersten Notfall ein Schuss genügen.
Dann rief ich bei der Polizeistation in der Delancey Street an und fragte den diensthabenden Sergeanten.
»Kennen Sie eine Mrs. Snoll, die in Suffolk Street Nummer 20 eine Pension hat?«
»Einen Augenblick.«
Es dauerte ein paar Minuten, dann sagte er: »Anne-Anastasia Snoll, geborene Pimp. Sie brauchen nicht zu lachen, sie heißt wirklich so. Sie vermietet Zimmer, und zwar ausschließlich an Mädchen, die in Gaststätten oder Bars der Umgebung beschäftigt sind. Sie selbst ist Toilettenfrau im Blue Moon in der Norfolk Street, geht abends weg und kommt morgens wieder nach Hause.«
»Das heißt also, dass die Wohnung in der ersten Hälfte der Nacht leer ist.«
»Das dürfte sie wohl sein. Wollen Sie wissen, wer zurzeit bei der Alten wohnt?«
»Wenn Sie es mir sagen können.«
»Also passen Sie auf. Nummer 1 ist Leda Astratis - wie der Name schon sagt, eine Griechin -, vierundzwanzig Jahre alt. Nummer 2 heißt Carmen Aranta und ist Spanierin. Die dritte, Lou Minuit, stammt aus Frankreich.«
»Also eine ganz internationale
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