0309 - Wir und die rätselhaften Morde
vor.
Es war halb elf, als mir Gloria einfiel. Als ich zum Wagen kam, war sie in heller Aufregung.
»Ich wollte gerade nachsehen, was los ist«, sagte sie. »Ich sah den Polizeiwagen kommen und wusste sofort, dass etwas schiefgegangen sei.«
»Es ist etwas schiefgegangen, und zwar so ähnlich, wie ich es geahnt und befürchtet habe«, erwiderte ich. »Kitty Ferry ist tot, und Cain, der sie erschossen hat, ebenfalls.«
Dann erzählte ich ihr, was sich zugetragen hatte. Während wir noch sprachen, kam Phil in meinem Jaguar.
Ich riet Gloria dringend, nach Hause zu fahren.
»Die Sache hier kann noch stundenlang dauern«, sagte ich. »Und es hat keinen Zweck, wenn Sie hier sitzen bleiben und frieren. Mit ins Haus nehmen kann ich Sie nicht.«
Sie sah das ein, aber als ich mich unter der Haustür nach ihr umsah, saß sie noch immer in ihrem Chevy, ohne Miene zu machen, diesen zu starten.
Eine Viertelstunde später kamen meine Kollegen und halfen den Detectives der Richmond Police bei ihren Bemühungen.
Es kam nicht viel dabei heraus.
Cain war auf eine Entfernung von schätzungsweise zehn Fuß und Kitty aus unmittelbarer Nähe erschossen worden.
Wodurch Wills mit dem Leben davongekommen war, blieb uns allen ein Rätsel.
Die Version, dass Cain, nachdem er Kitty ermordet hatte, es plötzlich mit der Angst bekommen habe, wollte mir nicht einleuchten.
Ich musste ja als gegeben voraussetzen, dass entweder er oder ein von ihm gedungener Mörder auch Dave Lyons getötet und die Nitrokapsel in Kittys Wagen gesteckt hatte.
Auch die Pralinen mussten von ihm stammen.
Ein Mann, der derart zielbewusst auf den Tod eines Menschen hinarbeitet und sich nicht darum kümmert, dass er dabei zwei andere Menschen tötet, gerät nicht in Panik.
Sein merkwürdiges Benehmen musste einen anderen Grund gehabt haben.
»Sagen Sie einmal, Mister Wills, wusste Cain eigentlich, dass Kitty keine Süßigkeiten aß?«, fragte ich.
»Das kann ich nicht sagen. Es ist jedenfalls wahrscheinlich, dass er es nicht wusste.«
Es war fast 12 Uhr geworden.
Plötzlich hörte ich zwei Wagen, die vor dem Haus stoppten.
Nita Cabrini und Louis Thrillbroker waren angekommen.
Die Frau stürmte mit blassem, erschrecktem Gesicht auf mich zu und schrie.
»Ich habe es doch gewusst. Ich habe diesem Wills von Anfang an nicht getraut. Hat er Cain etwas getan?«
»Kommen Sie, Miss Cabrini. Wir werden Ihnen alles erklären«, sagte ich, aber die ließ sich nicht halten und prallte mit Wills zusammen, der jetzt ebenfalls in die Halle trat.
Die beiden starrten sich einen Augenblick an, und dann sagte er:
»Nita, lass dir erklären. Ich konnte wirklich nichts dazu. Es war Cain. Er hat Kitty erschossen.«
Nita schrie auf. Ich sah, wie Wills den Arm um sie legte. In diesem Augenblick flammte hinter mir ein'Blitzlicht auf.
»Das haben wir«, grinste Louis Thrillbroker. »Das kommt auf die Titelseite.«
»Wieso kommst du überhaupt hierher? Wer hat dir gesagt, dass hier etwas passiert ist?«, fragte ich.
»Wer soll mir das schon gesagt haben?« Er zeigte lächelnd seine gelben Zähne. »Du hast doch diesem Mädchen Gloria meine Adresse gegeben und ihr gesagt, sie solle sich gegebenenfalls an mich wenden. Nun, sie hat sich an mich gewandt. Sie rief mich an und fragte, wie viel sie verdienen könne, wenn sie mir die Lösung der Affäre um Kitty Ferry gäbe und mir zu einer Bomben-Story verhelfe. Ich bot ihr zweihundert Bucks unter der Bedingung, dass es der Mühe wert sei. Nun, es scheint so, als ob die Kleine sich ihr Geld verdient hat. Zuerst sage mir einmal, stimmt es, dass Cain die Ferry erschossen hat?«
»Es sieht so aus. Allerdings hat auch er daran glauben müssen, als er mit Wills zusammenstieß und der ihn im Verlauf eines Kampfes mit Cains Waffe erschoss.«
Louis Thrillbroker schoss ein Trommelfeuer von Fragen auf den Arzt und die Detectives ab.
Als er damit fertig war, wandte er sich an Wills.
»Wer wird nun die Hauptrolle in dem neuen Stück bei Hellinger bekommen?«
»Wie soll ich das wissen?«
»Na na, Mister Wills. Lehren Sie mich keine Manager und keine Producer kennen. Wenn ich Sie wäre, würde ich mir die Cabrini holen, kann doch nicht so schwer sein, Wills. Schließlich waren Sie doch einmal mit ihr verheiratet.«
»Lassen Sie mich in Ruhe.«
Es wurde 3 Uhr 30, bis wir endlich wieder in Manhattan waren. Nach langem Suchen fanden wir in der 49. Straße eine Kneipe, deren Hintertür noch geöffnet war. Darin saßen noch drei einsame
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