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031 - Der Puppenmacher

031 - Der Puppenmacher

Titel: 031 - Der Puppenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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hat einen Vierundzwanzigstundentag«, sagte Chapman wieder. »Wenn es sein muß, stöbere ich selbst den Teufel beim Hexensabbat auf und verhöre ihn.«
    »Vielleicht kommt es noch dazu«, stellte Dorian in Aussicht.
     

     
    Die Burdons wohnten in der Dawson Road. Hier reihte sich ein Einfamilienhaus an das andere, und alle sahen sie gleich aus. Am Anfang der Straße verkündete eine Gedenktafel, daß ein Architekt mit Namen Lee Cook für sie verantwortlich zeichnete. Nach Dorians Meinung hätte dieser Architekt nicht geehrt, sondern gelyncht gehört für dieses Musterbeispiel an Einfallslosigkeit und Monotonie.
    Chapman hielt den Rover vor dem Haus Nummer 73 an. Sie stiegen aus, gingen durch den schmalen Vorgarten und klingelten an der Tür. Nach einer knappen Minute ertönten schlurfende Schritte, und die Tür wurde geöffnet. Eine Frau erschien, die um die Fünfzig sein mochte und so grau und nichtssagend wie die ganzen Häuser wirkte. Sie wischte sich eine graue Haarsträhne aus dem Gesicht, zog den grauen Morgenmantel enger und blickte abwechselnd Chapman und Dorian an.
    »Ja?« fragte sie einsilbig.
    »Mrs. Burdon?« fragte Chapman.
    »Ja, das bin ich.«
    »Mein Name ist Donald Chapman. Ich komme vom Secret Service. Und das ist Mr. Hunter. Wir kommen wegen Ihrer verschwundenen Tochter Alina.«
    Für einen Moment erhellte sich das Gesicht der Frau, und ein Hoffnungsschimmer glomm in ihren ausdruckslosen Augen auf.
    »Haben Sie sie gefunden?«
    Als Chapman den Kopf schüttelte, sank die Frau wieder in sich zusammen.
    »Kommen Sie doch, bitte, rein«, sagte sie matt und gab ihnen den Weg in den Flur frei.
    »Wer ist’s denn?« fragte eine tiefe Männerstimme aus der Küche.
    »Polizei«, antwortete Mrs. Burdon. »Es ist wegen Alina. Man hat noch keine Spur von ihr gefunden.«
    »Dann sollen sie sich zum Teufel scheren!«
    »Hören Sie nicht auf ihn!« sagte Mrs. Burdon und führte sie in ein Wohnzimmer, das einfach eingerichtet, aber sauber war.
    Dorian konnte sich vorstellen, daß diese Frau im Moment andere Sorgen hatte, als sich um den Haushalt zu kümmern. Um so höher war es ihr anzurechnen, daß sie sich nicht einfach gehenließ. Er revidierte seine Meinung, die er sich nach dem ersten Eindruck gemacht hatte. Mrs. Burdon war vom Unglück gezeichnet, das sie getroffen hatte.
    Sie bot ihnen Platz an und erkundigte sich, ob sie schon gefrühstückt hätten. Chapman und Dorian hatten den Eindruck, daß sie diese Frau kränkten, wenn sie ablehnten, und erbaten eine Tasse Tee. Während Mrs. Burdon in der Küche verschwand, erschien ihr Mann im Wohnzimmer. Er war nur mit einer Hose und einem Unterhemd bekleidet, hatte die Daumen unter die Hosenträger gehakt und wippte auf den Zehenballen.
    »Was wollt ihr denn noch von uns?« fragte er angriffslustig.
    Dorian, der ihm näher saß, spürte eine leichte Alkoholfahne. Im Laufe des Tages würde sie sicherlich noch intensiver werden. Dabei machte Mr. Burdon nicht den Eindruck eines Trinkers. Bestimmt hatte ihn nur das ungewisse Schicksal seiner Tochter zur Flasche greifen lassen.
    »Es haben sich einige neue Aspekte ergeben«, sagte Chapman freundlich. »wir möchten Ihnen deshalb einige Fragen stellen.«
    »Neue Aspekte! Fragen!« rief Mr. Burdon abfällig. »Bringen Sie uns besser Alina zurück!«
    »Ich kann Sie natürlich nicht zwingen, meine Fragen zu beantworten, aber wenn Sie schweigen, helfen Sie Ihrer Tochter am wenigsten«, meinte Chapman.
    Burdon senkte den Kopf und ließ sich langsam in einen Sessel sinken.
    »Was wollen Sie denn noch? Haben wir denn nicht schon alles gesagt?«
    »Wissen Sie, ob Ihre Tochter einen jungen Mann namens Phillip Hayward gekannt hat?«
    »Alina hat zu uns nie über ihre Freunde gesprochen. Sie war völlig verstockt und hat sich uns nie mitgeteilt. Abgesehen von den paar Jugendfreunden aus der Umgebung – alles Jungens, mit denen sie aufgewachsen ist – wissen wir nichts über ihren Bekanntenkreis.«
    »Sind Sie sicher, daß sie den Namen Phillip nie erwähnt hat?« bohrte Chapman weiter.
    »Mir gegenüber bestimmt nicht.«
    »Einmal hat sie schon einen Phillip erwähnt«, sagte Mrs. Burdon, die mit einem Tablett aus der Küche kam, auf dem neben der Teekanne und den Tassen auch eine Flasche Whisky stand – billiger Scotch. Sie wischte sich die Hände am Morgenmantel ab und fuhr fort: »Ich erinnere mich noch, daß sie gesagt hat, Edgar würde ganz schön in Rage kommen, wenn er erfahren würde, daß sie mit Phillip

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