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031 - Der Puppenmacher

031 - Der Puppenmacher

Titel: 031 - Der Puppenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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vollkommener Unsinn!«
    »Meinen Sie?« Dorian starrte Chapman mit verkniffenem Gesicht an. »Ihre Ignoranz wird langsam penetrant, Don. Edgar Palmer lebt! Das heißt, er ist ein lebender Leichnam. Denn er starb durch den Biß eines Vampirs. Die Einstiche an seinem Hals, für die niemand eine Erklärung fand, stammen von Vampirzähnen. Dessen bin ich sicher. Aber wer das Opfer eines Vampirs wird, stirbt nicht wirklich, sondern erlebt eine Wiedergeburt und wird selbst zum Blutsauger. Und genau das ist mit Edgar Palmer geschehen.«
    Chapman schwieg eine Weile, dann sagte er: »Ich muß zugeben, Ihre Art Gruselgeschichten vorzutragen, gehen einem unter die Haut. Ich sträube mich immer noch, sie für bare Münze zu nehmen, aber eine Chance will ich Ihnen noch geben. Ich werde zu Palmers Grab fahren und – wenn nötig -die Exhumierung seiner Leiche erwirken. Sollte ich dabei eine Pleite erleben, dann rühre ich keinen Finger mehr für Sie.«
    Dorian lächelte dankbar. »Sie geben sich wirklich alle Mühe, Don, sich von mir überzeugen zu lassen. Ich bin sicher, daß es diesmal gelingt. Während Sie sich Palmers Grab ansehen, werde ich den Haywards einen Besuch abstatten. Vielleicht hat Coco Neuigkeiten für mich. Sie brauchen mich nicht hinzufahren, Chapman. Die paar hundert Meter bis zu Haywards Villa schaffe ich zu Fuß. Ein Morgenspaziergang schadet mir bestimmt nicht.«
    Sie trennten sich, ohne sich für einen bestimmten Zeitpunkt zu verabreden. Dorian versicherte, daß er entweder in seinem Haus oder bei Lord Hayward zu erreichen sein würde.
     

     

Chapman fuhr zum nächsten Polizeirevier. Von dort aus setzte er sich telefonisch mit seiner Dienststelle in Verbindung und verlangte eine Exhumierung der Leiche Edgar Palmers.
    Zuerst versprach man ihm die Erlaubnis für die Exhumierung bis morgen früh, als Chapman jedoch ein wenig Druck ausübte, wurde ihm die Erledigung der Formalitäten für den frühen Nachmittag garantiert. Das war nach Chapmans Meinung immer noch reichlich spät, aber schneller ging es nicht einmal für einen Secret Service Agenten. Er beschloß, die ihm verbleibende Zeit mit einer Besichtigung von Palmers Grab zu nutzen, um sich einen Überblick über die Gegebenheiten auf dem Friedhof zu verschaffen. Vielleicht konnte er sich auch diese oder jene Information beschaffen. Ein Konstabler, der ohnehin auf Streifendienst mußte, begleitete ihn im Wagen und zeigte ihm den Weg.
    Der St. Anthony Friedhof war nicht besonders groß. Er war von einer verfallenden Steinmauer umgeben und lag eingebettet in einen Wald. Es führte nur eine gewundene Schotterstraße zu dem einzigen Eingang. Der Parkplatz, der maximal dreißig Autos fassen konnte, war leer.
    Nachdem Chapman den Wagen abgestellt hatte, ging er zum Pförtnerhaus. Es war abgeschlossen. Er blickte durch das staubige Fenster, konnte jedoch niemanden erblicken. So betrat er auf gut Glück den Friedhof. Vielleicht begegnete er einem Gärtner oder einem Besucher, der ihm den Weg zu Edgar Palmers Grab zeigen konnte.
    Chapman schritt gemächlich die verhältnismäßig breite Allee entlang, sah sich immer wieder um, konnte aber zwischen den Grabreihen keine Menschenseele entdecken. Außer dem Krächzen der Krähen war nichts zu hören. Die Luft war frostig kalt, die Bäume und Sträucher waren mit Rauhreif überzogen. Vielleicht würde es bald schneien. Es war auch höchste Zeit, denn Weihnachten stand vor der Tür. Nach dem schneereichen November hatte man eigentlich auch mit weißen Weihnachten gerechnet.
    Chapman hatte fast vollkommen den Grund seines Hierseins vergessen. Doch plötzlich wurde er wieder daran erinnert.
    Keine dreißig Meter links von ihm erhob sich inmitten von kahlen Sträuchern und niedrigen Nadelbäumen ein Gebäude: die Aufbahrungshalle; dahinter lag eine kleine Kapelle.
    Vielleicht befand sich in der Aufbahrungshalle jemand, der ihm Auskunft geben konnte. Chapman schritt darauf zu. Als er nur noch wenige Meter von der Eingangstür entfernt war, stutzte er plötzlich. Ihm war, als hätte er ein Geräusch gehört. In seinem Rücken. Er wirbelte herum und griff automatisch unter seine Achsel, wo seine Pistole im Halfter steckte. Aber er zog die Waffe nicht; das Geräusch war nur von einer Krähe verursacht worden.
    Chapman lächelte gelöst und wandte sich wieder der Aufbahrungshalle zu. Die Tür war nicht abgeschlossen. Sie öffnete sich unter dem Druck seiner Hand quietschend. Auf der Schwelle blieb er erst einmal stehen, um

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