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031 - Der Puppenmacher

031 - Der Puppenmacher

Titel: 031 - Der Puppenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Vielleicht hat sogar Alina selbst …«
    »Sprich nicht weiter, Jack!« Mrs. Burdon wischte sich mit dem Ärmel ihres Morgenmantels die Augen ab, dann sah sie Dorian voll an. »Vor drei Tagen läutete es um Mitternacht an unserer Tür. Jack und ich dachten, Alina sei zurückgekommen und eilten beide zur Tür, um sie zu empfangen,
    aber als wir öffneten, stand dort – Edgar Palmer.«
    »Edgar ist tot«, versuchte ihr ihr Mann einzureden. »Er kann es nicht gewesen sein. Bestimmt haben sich seine Freunde einen dummen Scherz erlaubt. Ich bin sicher, daß Alina dahintersteckt.«
    »Was wollte Edgar von Ihnen?« fragte Dorian, ohne sich seine Erregung anmerken zu lassen. Durch die Wiedergeburt Edgar Palmers wurde der Fall in ein neues Licht gerückt.
    »Er überbrachte uns etwas«, sagte Mr. Burdon gepreßt. »Ein Foto von Alina. Aber es ist ebenso eine Fälschung, wie Edgar Palmer nicht echt war.«
    »Dürfte ich das Foto mal sehen?« bat Dorian.
    Mrs. Burdon nickte und ging wie in Trance zu einer Kommode. Sie öffnete die oberste Lade und kam mit zwei Fotografien zurück. Eine davon überreichte sie Dorian mit den Worten: »Das ist Edgar Palmer mit Alina. So hat er vor einem Jahr ausgesehen. Aber er hat sich kaum verändert. Als er an unsere Tür kam, wirkte er nur verwahrloster, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen und nichts gegessen. Er sah aus wie – wie ein Gespenst.«
    Dorian starrte auf das Foto. Es zeigte ein hübsches blondhaariges Mädchen mit einem Burschen in Hemd und Jeans. Er kannte den jungen Mann. Es war derselbe, der ihm letzte Nacht das Päckchen mit der Puppe überbracht hatte.
    »Ich glaube, Sie sind keiner Täuschung zum Opfer gefallen«, sagte er bedächtig. »Edgar Palmer dürfte noch am Leben sein. Ich habe ihn vor wenigen Stunden selbst gesehen.«
    Mrs. Burdon schrie auf.
    Ihr Mann beugte sich vor und hielt Dorian seine große Faust drohend entgegen. »Wenn Sie sich über uns lustig machen wollen, dann schlage ich Ihnen die Nase ein.«
    Dorian blickte ihm ruhig in die Augen. »Ich meine es ernst. Ein Irrtum ist ausgeschlossen. Edgar Palmer hat mir vor wenigen Stunden einen Besuch abgestattet.«
    »Wissen Sie denn, was Sie da sagen, Dorian?« rief Chapman.
    Dorian gab keine Antwort. Er nahm Mrs. Burdon das andere Foto aus den kraftlosen Fingern; es war nicht groß und quadratisch und offensichtlich mit einer Sofortbild-Kamera geschossen worden. Es zeigte das gleiche Mädchen wie auf dem anderen Foto, nur stand es auf der Handfläche eines Mannes, von dem sonst nichts zu sehen war. Wenn man die Männerhand als Maßstab nahm, so war Alina nicht größer als dreißig Zentimeter.
    Dorian begann vor unterdrückter Wut zu zittern. Es war nicht so sehr der Anblick des Puppenmädchens, der ihn erregte, sondern die Hand; besser gesagt, die Narbe, die sich von der Daumenwurzel an strahlenförmig über den Handrücken verbreitete. Er hatte diese Narbe vor zwei Monaten schon einmal gesehen. Er hatte sie nur flüchtig wahrgenommen, aber jetzt erinnerte er sich wieder genau. Roberto Copello hatte die gleiche Narbe besessen. Der Argentinier war einer der acht Männer gewesen, die zusammen mit Dorian von der Hexe Anastasia von Lethian nach Asmoda gerufen worden waren. Die Hexe hatte ihnen offenbart, daß sie alle ihre Söhne wären; doch Dorian hatte sich geweigert, dies zu glauben. Er war kein Dämon – und er bewies dies, indem er die Mächte der Finsternis gnadenlos bekämpfte.
    Als Burg Lethian brannte, glaubte Dorian, daß alle seine Brüder in den Flammen umgekommen wären; aber vor einem Monat war in Wien der Untote Bruno Guozzi aufgetaucht, und jetzt gab Roberto Copello ein Lebenszeichen von sich.
    Der Argentinier, der sich als Kriminologe ausgegeben hatte und nach seiner eigenen Aussage von seinen Gegnern Schrumpfköpfe anfertigte, war der Puppenmacher.
    Daran konnte es keinen Zweifel geben.
    »Wenn Sie keine weiteren Fragen mehr haben, Dorian, dann können wir gehen.«
    Sie verabschiedeten sich von den Burdons. Als sie schon auf der Straße waren, rief ihnen Mrs. Burdon nach: »Bringen Sie mir, bitte, Alina zurück!«
    »Wir werden unser Bestes geben«, sagte Dorian mit rauher Stimme, dabei wußte er, daß keine Macht der Welt Alina helfen konnte.
    Als sie den Wagen erreichten, hielt Chapman Dorian am Arm zurück.
    »Warum haben Sie diese Leute in dem Glauben bekräftigt, daß Edgar Palmer noch lebt?« fragte er verärgert.
    »Weil ich ihn mit eigenen Augen gesehen habe.«
    »Das ist

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