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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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muß dich jetzt sehen - mach endlich die Tür auf!«
    Es dauerte einige Zeit, bis sie gehorchte. Sie hatte ihren Schlafrock um, ihr Gesicht war grau und furchtsam.
    »Es tut mir leid, daß ich dich störe, Mutter, aber hier ist ein Dokument, das unbedingt heute abend noch unterschrieben werden muß.«
    »Ich habe doch schon alles getan, was du wolltest!« klagte sie mit zitternder Stimme. »Habe ich es nicht getan, mein Junge?«
    Sie ahnte nicht, daß sie mit dieser Unterschrift ein ganzes Vermögen verlieren würde.
    »Könnte ich nicht morgen früh unterschreiben?« bat sie. »Meine Hand zittert jetzt so.«
    »Hier setzt du deinen Namen hin!« schrie er sie an. Sie gehorchte.

29
    Das Nordland-Syndikat, das sich ausschließlich mit dem Kauf und der Verwertung der Dantonschen Besitztümer befassen sollte, gehörte als Bestandteil einer viel größeren, mächtigen Finanzorganisation an.
    In einem großen, schön möblierten Sitzungszimmer warteten die Mitglieder des Syndikats, unter ihnen Lord Waltham, Hugo Vindt, der reiche Bankier, der seine Hände überall im Spiel hatte, und Felix Strathelan, der bekannte Lebemann, einer der gewitztesten Landspekulanten in ganz England.
    Rechtsanwalt Bennett trat ein. Er trug eine schwarze Mappe unter dem Arm, die er vor sich auf den Tisch legte.
    »Guten Morgen, meine Herren!« begrüßte er die Anwesenden trocken.
    »Guten Morgen, Bennett«, erwiderte der Lord. »Haben Sie Ihren Klienten heute schon gesehen?«
    »Nein, Mylord.« Bennett machte ein eher unfreundliches Gesicht, als er seine Mappe öffnete.
    »Dieser Groat ist ein merkwürdiger Mensch!« meinte Bankier Vindt. »Kein Geschäftsmann - und stellt trotzdem so scharfe Bedingungen. Ich würde ihn eigentlich nicht für einen Engländer halten, er sieht mehr wie ein Südländer aus. Meinen Sie nicht auch, Lord Waltham?«
    »Ja, ja.«
    »Die Groats sind tatsächlich eine sonderbare Familie. Wissen Sie auch, daß die Mutter Kleptomanin ist?«
    »Um Gottes willen!« rief Strathelan. »Das fehlte gerade noch!«
    »Sie ist jetzt eine verrückte alte Frau, aber einst war sie eine der schönsten Frauen Londons. Sie verkehrte viel in unserer Familie. Jedesmal, wenn sie uns besucht hatte, entdeckten wir, daß irgendein kleines Schmuckstück fehlte. Meistens handelte es sich um nichts Wertvolles, aber einmal war auch ein sehr kostbares Armband meiner Tochter verschwunden. Eine unangenehme Geschichte, doch als ich mit Groat sprach, gab er es mir sofort zurück. Und bei dieser Gelegenheit kam es eben heraus, daß sie an der bewußten Krankheit leidet. Trotz allem hat sie Glück gehabt ... «
    »Bei dem Sohn?« wandte Strathelan ein.
    »Nun ja - aber wäre Dantons Kind damals nicht umgekommen, wären die Groats heute so arm wie Kirchenmäuse.«
    »Haben Sie eigentlich Lady Mary gekannt, Mylord?« fragte Vindt.
    »Ich habe beide gekannt - Lady Mary und ihr Kind. Wir verkehrten viel mit den Dantons und luden uns gegenseitig ein. Es war ein hübsches Kind.«
    »Was für ein Kind meinen Sie?« hörte man eine Stimme aus dem Hintergrund.
    Digby Groat war geräuschlos ins Zimmer getreten. Leise schloß er die Tür hinter sich.
    »Wir sprachen gerade über Lady Marys kleine Tochter - Ihre verstorbene Kusine. Können Sie sich überhaupt an sie erinnern?« fragte Lord Waltham.
    »Ganz dunkel. Ich weiß nur, daß sie früher einmal in unserem Hause war und dauernd schrie. Aber wir sind ja nicht hier, um über sie zu sprechen. - Haben Sie alles in Ordnung gebracht, Bennett? Hier das Dokument mit der Unterschrift, die Sie verlangten!«
    Der Rechtsanwalt nahm das Schriftstück in Empfang und prüfte es.
    »Gut, alles ist in Ordnung. Nun wollen wir zum Geschäftlichen kommen, meine Herren!«
    Alle nahmen ihre Plätze am Tisch ein.
    »Ihre Forderung, Groat, das Geld in bar zu erhalten, ist eine ungewöhnliche Bedingung«, sagte Lord Waltham und öffnete eine Kassette, die neben ihm auf dem Tisch stand. »Ich habe nicht gern viel Geld in meinem Büro, und wir mußten eigens zwei Wachleute deswegen aufbieten.«
    Digby beobachtete gespannt, wie der Lord ein Paket Banknoten nach dem anderen herausnahm und auf dem Tisch abzählte.
    Der Rechtsanwalt drehte ein Schriftstück um und reichte Digby eine Feder. »Bitte, unterschreiben Sie hier, Mr. Groat!«
    In diesem Augenblick trat ein Sekretär in den Raum. Hugo Vindt drehte sich nach ihm um, und auf den Brief in seiner Hand deutend, fragte er:
    »Ist das für mich?«
    »Nein, für Mr. Bennett.«
    Bennett

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