031 - Die blaue Hand
Hand erzählten.«
»Was hat denn die blaue Hand zu bedeuten?«
»Ich bin nicht berechtigt, darüber zu sprechen. Lady Mary wird es Ihnen wohl selbst in den nächsten Tagen erzählen. Sind Sie schon einmal in einer Färberei gewesen, Steele?«
»Ja.«
»Haben Sie die Hände der Frauen gesehen, die mit Indigo umgehen?«
»Wollen Sie damit sagen, daß Lady Mary in einer Färberei arbeitete, nachdem sie verschwand?«
»Sie wird es Ihnen selbst sagen.«
Damit mußte sich Jim zufriedengeben.
Beim jetzigen Stand der Dinge war es wichtig, daß die Nachforschungen beschleunigt und verschiedene Spuren gleichzeitig verfolgt wurden, und weil dies Jim allein nicht mehr bewältigen konnte, ließ Mr. Salter zwei Detektive kommen, die früher bei Scotland Yard gearbeitet hatten, jetzt aber eine eigene Agentur unterhielten. Am Nachmittag wurde eine Konferenz zu viert abgehalten und alle Einzelheiten besprochen.
26
Am gleichen Nachmittag sah Digby von seinem Fenster aus einen bärtigen Mann an der Gartenseite des Gebäudes entlangschlendern. Er hielt eine Pfeife im Mund und schien sich in die architektonischen Besonderheiten der Häuser am Grosvenor Square zu vertiefen. Digby hätte sich den Mann genauer angesehen, wenn ihm nicht gerade Mr. Bennett gemeldet worden wäre. Der neue Rechtsanwalt, ein vierschrötiger Schotte mit strohblondem Haar, war ihm bereits unsympathisch.
»Nun, Mr. Bennett, hat Ihnen der alte Salter alle Urkunden ausgehändigt?«
»Jawohl, Sir. Ich habe alles erhalten.«
»Glauben Sie nicht, daß er uns noch mit irgendeinem bösen Trick überraschen wird?«
»Mr. Septimus Salter ist ein zu hervorragender Anwalt, als daß er sich auf Tricks einlassen würde«, erwiderte Mr. Bennett kühl.
»Großer Gott, Sie brauchen sich nicht gleich für ihn beleidigt zu fühlen!«
»Darum geht es nicht - ich habe nur zum Ausdruck gebracht, was ich von ihm denke. Doch zur Sache - die Grundstücksbriefe und Papiere sind soweit in Ordnung, der Verkauf kann sofort vollzogen werden. Sie verlieren keine Zeit, Mr. Groat!«
»Gut. Die Mitglieder des Syndikats drängen sehr darauf, daß der Besitz übergeben wird. Welches ist der früheste Termin?«
»Morgen früh. Ich vermute ...« Mr. Bennett zögerte. »Die Frage nach der eigentlichen Erbin, Dorothy Danton, ist doch endgütig geklärt?«
»Dorothy Danton?« Digby lächelte. »Sie ist vor zwanzig Jahren ertrunken und längst von den Fischen aufgefressen worden. Machen Sie sich darüber keine Gedanken!«
»Dann steht der Sache ja nichts im Wege.« Bennett zog ein Bündel Schriftstücke aus einer schwarzen Ledermappe. »Vier dieser Dokumente wollen Sie bitte unterschreiben, das fünfte muß Ihre Mutter unterzeichnen.«
»Meine Mutter?« Digby runzelte die Stirn. »Ich dachte, das sei unnötig. Ich ließ doch die Vollmacht durch den Notar ausfertigen.«
»Sie wissen, Mr. Groat, daß diese notarielle Vollmacht nicht ausreicht, um zum Beispiel die Pachtverträge und verschiedene andere Rechte zu veräußern. Wenn Sie trotzdem Rechtshandlungen vornehmen, die gar nicht übertragen werden können, dann steht Ihrer Mutter ein Pfandrecht zu. Unter diesen Umständen wäre es besser, wenn Sie die Originalunterschrift beibrächten, damit es keine Unannehmlichkeiten gibt. Mr. Salter ist ein sehr kluger Mann, und wenn ihm rechtliche Mängel beim Besitzwechsel bekannt werden, wäre es sehr leicht möglich, daß er eine offizielle Warnung, ein Caveat, eintragen läßt. Er fühlt sich ja noch immer als Anwalt des verstorbenen Mr. Danton.«
»Was hat ein Caveat zu bedeuten?«
»Damit wird jeder Käufer gewarnt, das Besitztum zu erwerben. Sollte sich nach dem Kauf herausstellen, daß der Verkäufer irgendwie nicht zu dem Verkauf berechtigt war, so hat der Käufer den Schaden zu tragen. Und ich glaube nicht, daß das Syndikat das Risiko eingehen würde, Ihnen die Kaufsumme in bar auszuzahlen, wenn ein Caveat eingetragen ist.«
Digby starrte lange Zeit aus dem Fenster.
»Also gut, dann werde ich die Unterschrift meiner Mutter beibringen.«
»Sie ist, soviel ich weiß, in Paris?«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich war heute bei Mr. Salter, um die letzten Formalitäten zu erledigen, und er erwähnte es nebenbei.«
»War es denn absolut nötig, daß Sie Salter nochmals aufsuchten?« fragte Digby ärgerlich.
»Ich erledige meine Angelegenheiten nach bestem Wissen und Gewissen und so, wie ich es verantworten kann«, erwiderte Mr. Bennett schroff.
Digby sah ihn ärgerlich an und nahm
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