031 - Sie kamen aus dem Jenseits
nicht beistehen, denn Estellas Kopf attackierte mich erneut. Mein Schwinger sollte die Schläfe treffen, doch der schwebende Kopf tanzte hoch, und ich hieb unter ihm vorbei.
Mr. Silver holte Estella ein und hielt sie auf. In ihrer Hysterie sah sie in ihm keinen Freund mehr. Sie schlug auf ihn ein und wollte sich von ihm losreißen, doch wen der Ex-Dämon einmal im Griff hat, der hat es sehr schwer, wieder loszukommen.
»Lassen Sie mich!« kreischte Estella.
»Sehen Sie denn nicht, daß es der Greis darauf anlegt, Sie drei auseinanderzubringen?« schrie ihr Mr. Silver ins Gesicht.
»Ich will raus aus dem Haus!«
»Das dürfen Sie nicht.«
»Ich muß raus!«
»Sie bleiben bei uns!« befahl der Ex-Dämon scharf, und er sorgte dafür, daß Estella gehorchte, indem er sie hypnotisierte.
Sie wurde schlagartig ruhig, entspannte sich, versuchte sich nicht mehr loszureißen.
Der Hüne konnte es sogar wagen, sie loszulassen. Reglos blieb sie stehen, und als ihr Mr. Silver befahl, in den Living-room zurückzukehren, gehorchte sie ohne Widerrede.
Albert rang immer noch erbittert mit seinem Kopf, der es irgendwie schaffte, den jungen Mann zu Fall zu bringen. Stöhnend landete er auf dem Boden.
Sein Kopf befand sich über ihm, und er mußte seine ganze Kraft aufbieten, um von diesem nicht gebissen zu werden.
Estellas Kopf umkreiste mich und stieß zu, als er sich hinter mir befand.
Ich federte in die Hocke. Der schwebende Kopf sauste über mich hinweg. Sein neues Ziel war Mr. Silver, der mit Estella das Wohnzimmer betrat.
Ich hatte endlich die Möglichkeit, Albert beizustehen. Meine Faust stieß nach unten. Ich traf den Hinterkopfdes höllischen Duplikats. Es löste sich auf.
Keuchend erhob sich Albert, während Mr. Silver Estellas Kopf abfing. Mit beiden Händen umschloß er das haßverzerrte Gesicht, das er nicht an sich heranließ.
Er ließ zwischen seinen Händen ein magisches Kraftfeld entstehen, das vernichtend auf Estellas Kopf einwirkte. Plötzlich war es nicht mehr Haß, der das hübsche Gesicht verzerrte, sondern Panik.
Das Höllen-Duplikat schrie markerschütternd und verging mit diesem Schrei. Wir hatten alle dabei zugesehen, wie Mr. Silver den Kopf erledigte.
Niemandem fiel auf, daß Jason Montana den Raum betreten hatte…
***
Als ich Montanas Stimme hörte, war mir, als würde Eiswasser durch meine Adern fließen. »Nun habe ich ja doch gekriegt, was ich wollte!« höhnte der Greis.
Ich drehte mich erschrocken um und sah Jason Montana hinter seinem Sohn stehen. Alberts Gesicht war kalkweiß. Kein Wunder.
Sein teuflischer Vater drückte ihm den Lauf der erbeuteten Maschinenpistole in den Rücken.
Zur Salzsäule erstarrt stand Albert vor der Mündung der Waffe.
Dicke Schweißtropfen glänzten auf seiner Stirn. Ich hatte Mitleid mit ihm.
Er machte in diesem Moment Schreckliches mit. »Nicht schießen!« stöhnte er. »Ich flehe dich an, drück nicht ab!«
Der Greis lachte. »Deine Leibwache hat dir nichts genützt, mein Junge. Ich habe dich schließlich doch erwischt. Auf dem Flugplatz war ich wütend, deshalb wollte ich dich töten. Doch nun ist es mir lieber, du kommst mit mir. Du weißt, zu wem. Radheera wartet immer noch.«
»Wo?« fragte ich den Greis.
Er verzog sein mit Falten übersätesGesicht zu einem höhnischen Grinsen. »Das würdest du gern wissen, was?«
»Was wird Radheera mit Albert tun?«
»Albert muß mich ablösen.«
»Wobei?«
»Albert wird es sehen, und dich geht es nichts an. – Vorwärts, Albert. Wir gehen. Aber ich warne dich. Solltest du einen Fluchtversuch unternehmen, ist es um dich geschehen! Dann spicke ich dich eiskalt mit Blei!«
Jason Montana zog sich mit seinem Sohn langsam zurück. Sie krebsten durch das Wohnzimmer, erreichten im Rückwärtsgang die Terrassentür und verließen gleich darauf den Raum.
Draußen rief der Greis: »Sollte mir einer von euch folgen, ist Albert erledigt.«
»Das ist er so auch«, knurrte Mr. Silver, und Sybil Montana fing an zu weinen.
Ich warf dem Ex-Dämon einen vorwurfsvollen Blick zu. »Mußte das sein?«
Der Hüne hob die breiten Schultern und machte ein betroffenes Gesicht. Er wollte damit zum Ausdruck bringen, daß er das nicht sagen wollte, daß es ihm nur herausgerutscht war.
Ratlos standen wir da. War Albert Montana wirklich verloren?
Konnten wir nichts für ihn tun? Der Greis bluffte mit Sicherheit nicht. Er würde nicht zögern, seinen dürren Finger zu krümmen und Albert zu erschießen, wenn wir uns nicht
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