031 - Sie kamen aus dem Jenseits
an seine Worte hielten.
Aber durften wir das? Sollten wir Albert Montana seinem Schicksal überlassen? Der junge Zollbeamte stand Todesängste aus, und noch Schlimmeres erwartete ihn wohl, wenn er Radheera von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand.
Ich hatte keine Idee, wie wir den verfahrenen Karren wieder flottkriegen konnten. Verdammt noch mal, wie ließ sich das Blatt wenden?
»Sie müssen meinem Jungen helfen«, flehte Sybil Montana verzweifelt. »Sie sind die einzige Hoffnung, die wir alle haben.«
Diesmal war guter Rat verflucht teuer. Und die Zeit drängte.
Wenn Jason Montanas Vorsprung zu groß wurde, konnten wir seine Spur nicht wiederfinden.
»Wir müssen uns an seine Fersen heften, Tony«, sagte Mr. Silver.
»Wenn er’s bemerkt, erschießt er Albert, ohne mit der Wimper zu zucken!« gab ich zu bedenken.
»Er darf es nicht bemerken.«
»Du hast mich mal unsichtbar gemacht, erinnerst du dich?«
»Ja«, brummte der Ex-Dämon. Er erinnerte sich nicht gern daran, denn es war ihm zwar gelungen, mich unsichtbar zu machen, aber ihm fiel der Spruch nicht ein, der mich später wieder sichtbar machen sollte. [14]
Es war nötig gewesen, daß er sich mit Roxane ins Niemandsland des Bösen begab, denn dort gibt es den Stein der schwarzen Sprüche. Alle Zaubersprüche und -formeln, die existieren, sind in diesen geheimnisvollen Stein eingemeißelt.
Unter Einsatz ihres Lebens verschafften sich Roxane und Mr. Silver den zweiten Teil des Spruchs. [15]
»Wäre das keine Lösung?« fragte ich.
Der Ex-Dämon rümpfte die Nase. »Es könnte wieder eine Panne geben, Tony.«
»Egal, wir müssen es versuchen. Nur so können wir Jason Montana aufs Kreuz legen.«
»Er könnte dich mit magischen Sensoren entdecken.«
»Ganz ohne Risiko geht es nicht«, sagte ich. »Fang an.«
Der Ex-Dämon seufzte und trat auf mich zu. Ich war entschlossen, jede Gefahr auf mich zu nehmen, wenn es mir dadurch gelang, Albert Montanas Leben zu retten.
»Nun mach schon, Silver!« drängte ichmeinen Freund ungeduldig. »Wir haben keine Zeit.«
Der Hüne hob seine Hände. Da schrien plötzlich Estella und Sybil gleichzeitig auf. Ich drehte mich um – und sah Albert Montana zur Terrassentür hereinwanken.
Eine Situation, mit der niemand von uns gerechnet hatte. Wie war diese Überraschung zustande gekommen? Ich konnte mir unmöglich vorstellen, daß Albert mit dem Greis allein fertiggeworden war. Und ich glaubte auch nicht, daß Jason Montana seinen Sohn einfach laufenlassen hatte.
Sein Auftrag lautete, Albert zu Radheera zu bringen. Bisher hatte Jason Montana alles darangesetzt, um seiner Aufgabe gerecht zu werden.
Was war geschehen? Spielte uns Jason Montana einen Streich?
Wollte er uns auf diese rätselhafte Weise austricksen? Ich konnte mich nicht über Alberts Rückkehr freuen.
Verdammt noch mal, wo war der Haken an der Sache? Sybil und Estella eilten Albert entgegen. Sollte ich sie warnen? War es gefährlich, diesen Mann zu berühren?
Hatte Jason Montana ihn geschaffen, um uns irrezuführen?
Zuerst diese Köpfe. Jetzt einen ganzen Mann… Ich drängte Sybil und Estella zur Seite und streifte Albert Montana mit meinem Ring.
Wenn der Mann bösen Ursprungs gewesen wäre oder einen dämonischen Keim in sich getragen hätte, hätte er auf die Berührung mit Panik reagieren müssen, doch nichts passierte.
Albert Montana war in Ordnung. Wir hatten keinen Doppelgänger von ihm vor uns. Ich ließ seine Mutter und seine Schwester erleichtert an ihn heran.
Sie hängten sich an ihn. Er merkte es kaum, war noch völlig verstört. Zweimal hatte er sich nun schon vor dem MPi-Lauf befunden. Und beide Male war er mit heiler Haut davongekommen. Er schien ein Glückskind zu sein.
Aber ganz traute ich dem Frieden immer noch nicht. Irgend etwas mußte an Alberts wundersamer Rettung einfach faul sein.
Anders war’s gar nicht möglich.
Oder legte Radheera keinen Wert mehr auf Albert? hatte der grausame Magier-Dämon aus irgendeinem Grund, den wir nicht kannten, umdisponiert?
»Albert«, sagte ich eindringlich. »Albert!«
Er schaute mich an, blickte aber gleichzeitig durch mich hindurch. Er war vom Erlebten gezeichnet.
»Laß mich mal, Tony«, verlangte Mr. Silver.
Ich trat zur Seite und hoffte gespannt, zu erfahren, was passiert war.
***
Folgendes war geschehen…
Im Rückwärtsgang brachte Jason Montana seinen Sohn aus dem Haus. Albert bangte um sein Leben. Wenn der Greis auch nur annahm, er wolle fliehen, würde er abdrücken,
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