031 - Weltfeind Nr. 1
nicht mehr zurückhalten und taten das, wozu sie ins Matts Koje gestiegen waren. Schließlich schiefen sie beide aneinander gekuschelt ein…
Irgendwann in der Nacht schrak Matthew aus einem Schuldtraum hoch, in dem eine schlanke Barbarin mit wehendem blauschwarzen Haar ihn mit gezücktem Schwert durch eine Eiswüste gejagt hatte.
Dayna lag in tiefem Schlummer neben ihm. Sie hatte sich von ihm gelöst und ruhte auf der Seite, die Beine halb an den Körper gezogen.
Matt hielt die Gelegenheit für günstig, seine Idee von vorhin in die Tat umzusetzen auch wenn er damit sein Schuldbewusstsein aufs Neue belastete. Im Nu war er auf den Beinen und zog sich an; seinen alten Pilotendress, nicht den Thermoanzug. Darin fühlte er sich einfach wohler. Als er fertig war, hob er Daynas Codekarte vom Boden auf. Er warf der Schlafenden einen letzten Blick zu und verließ leise sein Quartier.
***
Die automatische Uhr über der Tür des Lifts zeigte sieben Minuten nach Mitternacht an, als Matthew Daynas Codekarte in einen schmalen Schlitz in der Wand schob und zurück trat, als die Tür sich zischend öffnete.
Die Liftkabine war leer. Glück gehabt!
Weiße Leuchtbuchstaben auf der Schalttafel zeigten an, dass er sich auf Ebene Sub-6 befand. Er betätigte den Knopf, der ihn zur Ebene Null bringen sollte. Als die Kabine sich mit einem leisen Heulen nach oben in Bewegung setzte, zog er instinktiv den Kopf ein und suchte die Wände und die Decke nach Kameras ab. Dass er keine fand, musste nichts besagen, und so war er rechtschaffen erleichtert, als die Bewegung aufhörte und die Tür wieder aufglitt. Vor ihm befand sich eine Wand, von der er von seinem »Freigang« her wusste, dass man sie nur von innen öffnen konnte. Er übte mit der Hand einen leichten Druck aus, und sie klappte wie eine Tür zur Seite.
Matt fand sich in einem verlassenen Gang im Parterre des Pentagons wieder. Es war finster und kalt. Alle Fenster dieser Ebene waren zugemauert worden. Matt wusste, dass man das Pentagon zu einer uneinnehmbaren Festung ausgebaut hatte. Uneinnehmbar von außen aber hoffentlich mit einem Schlupfloch nach draußen versehen.
Er schlich lautlos weiter. Niemand war zu sehen, aber irgendwo erklang das leise Tapsen von Stiefeln. Matt blieb stehen und versuchte die Richtung zu lokalisieren.
Im nächsten Moment war er in gleißendes Licht getaucht.
»Identifikation!«
Matt zuckte zusammen. Als er sich umdrehte, schaute er in das Gesicht eines blassen und unbehelmten WCA-Mannes mit leicht asiatischen Gesichtszügen. Er war ungefähr in seinem Alter und sein Blick kündete von Argwohn. Er trug einen grauen Thermoanzug und Stiefel. Seine rechte Hand schwebte über dem Kolben einer großkalibrigen Driller. Am Gurt des Mannes war ein schwarzes elektronisches Gerät mit einem Schlitz befestigt. Vermutlich ein Lesegerät für Codekarten.
»Major DeLano«, murmelte Matt und hoffte inständig, dass der Wachmann Dayna nicht persönlich kannte. Er zog ihre Karte aus der Tasche und reichte sie dem Wächter, der sie mit spitzen Fingern an sich nahm.
Der Mann machte den Fehler, sich die Codekarte genau anzuschauen. Denn dafür musste er Matt aus den Augen lassen. Eine Sekunde später landete Matts Faust in seinem Magen. Ihm blieb die Luft weg. So konnte er auch nicht aufschreien, als die Faust einen Bogen nach oben beschrieb und gegen seine Kinnspitze krachte.
Matt fing den Fallenden auf und ließ ihn lautlos zu Boden gleiten. Seine Faust schmerzte höllisch, doch der Wächter war besinnungslos. Matt nahm ihm den Gürtel mit der Waffe ab und schnallte ihn sich selbst um. Daynas Karte steckte er wieder ein. Dann zog er den Bewusstlosen in eine Nische, damit man ihn nicht so schnell fand, und setzte seinen Weg fort.
Es war relativ unproblematisch den Ausgang zu finden, denn die Abmessungen des US- Verteidigungsministeriums hatten die hier Tätigen schon vor Jahrhunderten gezwungen, das Gebäude im Fall akuter Bedrohung schnell verlassen zu können. Matt folgte einfach den in die Bodenplatten eingravierten EXIT-Pfeilen und war sieben Minuten später am Haupteingang.
Er ließ sich überraschend leicht öffnen, was nur bedeuten konnte, dass noch andere Wachmänner in der Nähe waren. Vermutlich im Freien.
Matt schob sich nach draußen und schaute sich um. Eisige Kälte schlug ihm entgegen. Vor ihm lag eine unberührte weiße Fläche, auf der Fußspuren wunderbar zu sehen sein würden. Leider hatte es aufgehört zu schneien, so dass ihm diese
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