0311 - Arkonadas Mord-Zyklopen
andere Person.
Professor Chandler!
Bisher hatte er still in der feurigen Schlinge gestanden. Nun bewegte er sich. Er streckte seinen Körper, stellte sich auf die Zehenspitzen und tat dies sicherlich nicht freiwillig, denn es gab eine Kraft, die ihn dazu zwang.
Die Arme spreizte er vom Körper ab, während er sie langsam in die Höhe hob. Sein Gesicht verzerrte sich. Es lag auf der Hand, was mit ihm geschah.
Der Dämon brachte ihn um.
Mein Blick irrte für einen Moment von diesem schrecklichen Bild ab, und ich schaute gegen den Himmel, der nicht zu sehen war, sondern nur die Fratze des Dämons.
Häßlich und widerlich verzogen, umtanzt von den wirbelnden, unheimlichen Schatten, die allesamt düstere Farben aufwiesen und die Züge noch mehr verzerrten.
»Arkonada!« brüllte ich. »Du wirst…«
»Nein!« Die Antwort drang aus seinem offenen Maul, das tief in seinem Innern einen rötlichen Schein zeigte. »Nicht ich werde, ihr werdet. Hört genau zu. Wenn ihr nicht freiwillig kommt, werde ich den Professor vor euren Augen erdrosseln.«
Mein Blick wechselte zu Chandler. Ich brauchte ihn nur anzusehen, um zu wissen, daß Arkonada nicht bluffte. Chandler war schon jetzt mehr tot als lebendig.
»Nun?« schrie der Dämon.
»Du hast gewonnen!« rief ich. »Laß ihn lost« Ich hoffte, damit auch im Sinne meiner Freunde gesprochen zu haben.
Arkonada hielt tatsächlich sein Versprechen. Die Schlinge ruckte, und gleichzeitig auch der Professor. Seine Beine fanden wieder festen Halt, vielleicht konnte er zum erstenmal durchatmen, wir wußten es nicht.
Uns war nur klar, daß wir uns den Befehlen des mächtigen Dämons beugen mußten.
»Wir gehen!« sagte Suko entschlossen. »Aber wir geben noch nicht auf oder?«
»Nein, bestimmt nicht«, erwiderte ich leise, während Kara nichts sagte und sich als erste in Bewegung setzte.
So schritten wir drei zu unserer Hinrichtung…
***
Sheila Conolly hatte den Schock noch immer nicht überwunden. Sie wußte nicht, wie es weitergehen sollte. Bill war irgendwo verschollen und sollte in dieser nicht faßbaren und erklärbaren Welt den Tod finden.
Niemand konnte ihm helfen.
Diesmal war es nicht so wie vor einigen Wochen, als der Satan Sheila in sein Reich geholt hatte. Diesmal war praktisch das gesamte Sinclair-Team ausgeschaltet worden, und ein mächtiger Dämon, der zu den Großen Alten zählte, wollte die Freunde vernichten.
Darüber dachte Sheila nach.
Shao befand sich in ihrer Nähe. »Zerbrich dir doch nicht den Kopf«, sagte sie. »Du kannst doch nichts erreichen.«
»Wieso?«
»Nun, ich…«
Sheila schüttelte den Kopf. »Vielleicht gelingt es mir trotz allem, noch einmal Kontakt mit ihm aufzunehmen.«
»Und dann?«
»Kann er mir vielleicht eine Möglichkeit nennen, wie wir ihn aus dieser Falle befreien.«
»Daran glaubst du doch selbst nicht, Sheila.«
»Ich hoffe es wenigstens.« Sheila senkte den Blick. Sie wußte ja, daß sie sich auf irgendeine Weise selbst etwas vormachte, aber sie wollte es einfach nicht wahrhaben.
Beide Frauen befanden sich in der gleichen Lage, denn beide zitterten um ihre Männer. Nur hatte sich Shao besser in der Gewalt. Es war vielleicht Mentalitätssache, denn sie, die Chinesin, war es von Kind auf gewöhnt, Gefühle nicht so stark zu zeigen, sondern mehr zu unterdrücken.
Anders Sheila. Wie stark sie litt, war ihr auch äußerlich anzusehen, denn sie machte einen erschöpften bis deprimierten Eindruck, als sie so auf der Kante des Sessels saß und dumpf vor sich hinstarrte.
»Soll ich uns einen Tee machen?« fragte Shao.
»Ist mir gleich.«
»Er wird uns beiden guttun«, sagte die Chinesin, verließ das Zimmer und schritt in Richtung Küche. Aus Johnnys Zimmer, dessen Tür offenstand, hörte sie die tiefen Atemzüge des Jungen. Nadine hatte sich wieder zurückgezogen, um Wache zu halten. Auch die Wölfin vernahm Shaos Schritte, huschte zur Tür und schaute durch den Spalt. Im Vorbeigehen sah Sukos Freundin das Funkeln der Augen.
Sie lächelte knapp, betrat die Küche, machte Licht und setzte Wasser auf.
Shao war bei den Conollys wie zu Hause. Sie wußte, wo alles stand und bewegte sich frei und ungezwungen. Sehr rasch wurde die Schnellkochplatte warm. Shao vernahm das Summen des Wassers, wartete noch einen Moment und nahm den Kessel von der Platte, bevor das Wasser anfing zu kochen. Den Tee hatte sie bereits in die Kanne gehängt. Damit es schneller ging, nahm sie einen Beutel.
Während sie das Wasser einfüllte, färbte
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