0311 - Duell in der Hölle
dich einlegen, falls du wieder mal einen Auftrag verhunzt.«
Zwischen Wang und Eysenbeiß bestand eine starke Rivalität. Obgleich sie beide auf derselben Seite standen und demselben Herrn dienten, versuchte doch einer den anderen auszustechen. Wang hatte dabei die älteren Rechte, weil er zuerst an Leonardos Seite gelangt war. Aber Eysenbeiß war ehrgeizig. Er wollte Wang kaltstellen. Es konnte nur eine rechte Hand des Montagne geben, und die wollte er sein.
Aber Wang kannte seinen Wert.
Mit seinem Wort hatte er Eysenbeiß an einer empfindlichen Stelle gepackt. Der hatte erst unlängst versagt und sich einen bösen Rüffel eingefangen. Er war nur deshalb für sein Versagen nicht bestraft worden, weil es ihm gelungen war, Inspektor Kerr, den druidischen Mitarbeiter der Zamorra-Crew, zu ermorden. [1] Eysenbeiß reagierte jetzt auch prompt. Er schwang seinen Prydo, seine magische Zauberwaffe und gleichzeitig Verstärker seiner Parakräfte, gegen Wang, und es hätte ihm auch absolut nichts ausgemacht, den Mongolen damit zu töten. Aber noch bevor er den Prydo aktivieren konnte, sah er das schwarze Schwert an seiner Kehle. Es vibrierte und fieberte nach seiner Seele.
Und auch Eysenbeiß war nicht unsterblich.
Wang lächelte mit der eisigen Höflichkeit des Asiaten. Er sagte nichts, sah Eysenbeiß nur stumm an.
Der gab auf, senkte den Prydo. »Eines Tages«, knurrte er giftig, »eines Tages bist du einmal nicht schnell genug, schlitzäugiger Hund.«
»Man wird sehen«, sagte Wang und ließ das Schwert wieder in die Scheide gleiten. Auch diese Bewegung war wieder so schnell, daß man sie mit dem bloßen Auge kaum verfolgen konnte. Jahrzehntelanges eisernes Training lag dieser enormen Schnelligkeit zugrunde, und auch jetzt gab es keinen Tag, an dem sich Wang nicht viele Stunden lang im Kampf übte.
Da flog sein Kopf herum.
Auch Eysenbeiß sah es.
In der Tiefe des Tores tat sich etwas. Es wurde von der anderen Seite her geöffnet und benutzt. Jemand kam.
Asmodis?
Schon hatte Wang das Schwert wieder in der Hand, um dem ahnungslosen Asmodis mit einem einzigen Streich das Haupt von den Schultern zu trennen. Aber dann stoppte er die blitzschnelle Bewegung wieder.
Die Schwertklinge zuckte und heulte seelenhungrig nur wenige Zentimeter vor der Kehle eines rothaarigen Mädchens.
***
Asmodis spielte Voyeur. Über eine kleine Kristallkugel beobachtete er das Mädchen, das er in der Discothek aufgegabelt und in seine Villa gebracht hatte. Das Mädchen war genau richtig, ein- Werkzeug daraus zu formen. Des Teufels Liebeszauber wirkte wieder einmal.
Damon-Asmodis wirkte in diesem Moment äußerst menschlich, als er das Mädchen im Bad wie auf einem Fernsehschirm und jede Bewegung des schlanken Körpers genoß. Die roten Haare, die Hexenhaare, hatten ihn auf Janice Brendon aufmerksam gemacht. Sie besaß potentielle Anlagen, derer sie sich aber nicht bewußt war. Ihre Parakräfte waren noch niemals geweckt worden.
Asmodis aber hatte sie erkannt, und er war gewillt, sie zu wecken. Er wollte aus Janice Brendon eine Hexe machen. Und wenn er dabei auch ein wenig menschliches Vergnügen hatte, sollte es daran wirklich nicht scheitern.
Nur kurz dachte er daran, daß erst vor kurzem eine Hexe ihm fast zum Verhängnis geworden wäre. Janice Brown hatte sie geheißen, und Leonardo hatte ihre Seele zu einer nicht entschärfbaren Zeitbombe gemacht, die er in die Hölle geschickt hatte. Erst ausgerechnet Professor Zamorra, Nicole Duval und dem FLAMMENSCHWERT war es gelungen, diese Bombe im buchstäblichen allerletzten Augenblick unschädlich zu machen.
Janice Brendon war keine Janice Brown. Brendon mußte erst zur Hexe gemacht werden, und Asmodis freute sich schon darauf, während er das nackte Mädchen beobachtete.
Dies war wieder mal einer seiner berühmten Alleingänge. In den Höllenklüften gab es nichts für ihn zu tun. Seit der Kampf gegen die DYNASTIE DER EWIGEN begonnen hatte, war Asmodis aus der Hölle verschwunden. Offiziell war er vom Höllenkaiser LUZIFER geächtet und verstoßen worden, aber nur, damit er gewissermaßen als Geheimagent ungestörter agieren konnte. Und wieder hatte er Seite an Seite mit seinem Gegner Zamorra gekämpft. In den Felsen von Ash’Naduur endlich hatte er den Erhabenen der DYNASTIE austricksen können. Genauer gesagt, waren es Zamorra, Pater Aurelian und Ted Ewigk gewesen, aber mit dieser Genauigkeit nahm es Asmodis nicht so ganz genau. Zudem rechnete er es sich selbst an, die Vorarbeit
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