0311a - Mörderjagd im Helikopter
Männern an Bord des Bootes ein. Bei der Ausfahrt waren es nur noch vier.«
»Wo sind die übrigen geblieben?«
»Einige Zeit hielten sie sich in einem der Lagerschuppen auf. An Gepäck hatten sie so gut wie nichts bei sich. Nur ein paar Körbe mit Deckeln. Was danach aus ihnen wurde, weiß ich nicht.«
»Von wem habt ihr das Haschisch bekommen, Vivion?«
»Von einem der vier Männer, die wieder zur ›Spika‹ hinausfuhren. Wir mußten schnell zugreifen. Deshalb waren wir auch gezwungen, Mort Tenning die wahnsinnig hohen Zinsen für das geliehene Geld zu garantieren.«
»Und wenn ihr Tenning nichts zurückbezahlt hättet, was wäre dann passiert?« meinte mein Freund.
»Das wagt keiner«, klärte Mel Vivion uns auf. »Mort hat seine eigene Schlägergarde. Wir wären unseres Lebens nicht mehr froh geworden. Zumindest hätte er die ›Daphne‹ in Brand gesetzt oder gesprengt.«
Aus dem Burschen war nichts mehr herauszuholen. Ich ließ ihn zum Polizeiboot hinüberbringen. Auf dem Rückweg brachten zwei Beamte von Powells Besatzung Dave Hawker mit.
»Dein Freund Vivion hat gesungen«, wandte ich mich an den schlaksigen Hawker, dessen Klejder noch nicht getrocknet waren.
»Mit dieser Tour könnt ihr mich nicht hereinlegen, G-men«, knurrte Hawker.
Ich tischte ihm Einzelheiten aus Vivions Geständnis auf. Dave wurde grau im Gesicht. Die Haut spannte sich über den Wangenknochen, als er verbissen die Lippen aufeinanderpreßte.
»Mel Vivion wird vielleicht vor Gericht einige Vergünstigungen zu erwarten haben, Dave«, sagte ich.
»Wir wollen von dir nur den Namen des Mannes aus Manhattan wissen, dem du den Schnee geliefert hast.«
»Er hat keinen Namen«, sagte Dave.
»Du kennst ihn doch von früher her, wie uns Mel sagte«, bohrte ich weiter. »Natürlich«, brummte er unzufrieden. »Dann weißt du auch, wie er heißt.«
»›Die Narbe‹!« stieß er unwirsch aus.
»Wie?«
»Wir nannten ihn ›Die Narbe‹. Du solltest dir die Ohren ausspülen lassen, G-man.«
»Und warum hieß er so?«
»Weil er eine Narbe hat. Sie zieht sich vom rechten Ohr am Unterkieferknochen entlang bis zur Kinnspitze.«
»Wo willst du ›Die Narbe‹ morgen treffen, um die zweite Sendung zu liefern?«
Er stockte.
»Na los, red schon!« forderte Phil ihn auf.
Er senkte den Kopf. Von dem aggressiven Dave Hawker blieb nicht mehr viel übrig. »Um sechs auf dem Fulton-Fischmarkt am Stand, der direkt an der Beekman Street liegt«, murmelte er mit der Stimme eines Menschen, der sich resignierend in sein Schicksal ergeben hatte. »Der Stand hat eine rote Markise«, fügte er hinzu.
»Dann werden wir morgen dort eingelegte Heringe kaufen«, wandte ich mich an Phil.
»›Die Narbe‹ verkauft keinen Fisch«, klärte uns Hawker ungefragt auf. »Er wartet dort nur auf mich.«
***
Es war gegen Abend, Phil und ich waren aus Lobster Bay zurückgekommen. Mel Vivion und Dave Hawker saßen in Untersuchungshaft. Das Rauschgift befand sich in den Händen des FBI. Morrisons Polizeiaufgebot hatte in dem kleinen Fischerort die Red Star-Bande lahmgelegt und die Haupträdelsführer festgenommen.
Wir saßen in Mr. Highs Office.
Der Chef hatte genauso gehandelt, wie wir es angenommen hatten. In den Spätausgaben der Zeitungen erschienen Berichte über die beiden mysteriösen Bookie-Morde.
»Wir brauchen die Reaktion auf diese Berichte nicht abzuwarten«, sagte Mr. High. »Ich habe heute nachmittag Besuch gehabt. Kay Starr ist einer der angesehenen Buchmacher unserer Stadt. Er hat einen Erpresserbrief vom ›Schwarzen Adler‹ erhalten. Den Text kennt ihr ja bereits. Kay Starr soll heute abend um acht seinen Chrysler mit der Geldtasche unter der Brooklyn-Brücke auf der Manhattan-Seite parken.«
»Genau wie bei den anderen«, unterbrach ich. »Und was wird Kay Starr tun?«
»Wir haben bereits alles vorbereitet. Starr fährt gegen acht zum Parkplatz an der Brücke und stellt seinen Wagen dort ab. Auf dem Beifahrersitz liegt die Tasche.«
»Mit dem Geld?« fragte Phil verwundert.
»Sie enthält alte Zeitungen.«
»War das Ihre Idee, Chef?« erkundigte ich mich.
»Nein, sie kommt von Kay Starr. Er will auf keinen Fall das Risiko eingehen, Geld zu verlieren. Ich habe darauf hingewiesen, daß dieser Trick sein Leben kosten könnte. Kay Starr gehört zu den mutigen Menschen. Er ließ sich durch die Drohung des ›Schwarzen Adlers‹ und meinen Einwand nicht abschrecken. Wir könnten den ›Schwarzen Adler‹ heute abend fangen. Ihr werdet das
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