0312 - Ihn peitschte die Angst
Quincey hinter ihm, die Treppe hochzukommen, ohne daß es zu Unfällen gekommen wäre.
Es gab tatsächlich nur eine einzige dunkelbraune Tür, von der die Farbe in großen Blasen absprang.
»Hämmern Sie einfach mal mit der Faust dagegen«, riet Quincey. »Eine andere Möglichkeit, sich hier bemerkbar zu machen, gibt es nicht.«
»Wenn Sie meinen«, sagte Phil, holte aus und knallte die Faust gegen die Tür. Die Tür wackelte, der Türrahmen bebte, die Wand vibrierte, und von der Decke kam eine Wolke von Mörtelstaub.
Phil mußte husten. Er war erschrocken von dem Resultat seines Schlages. Aber schon flog die Tür vor ihm auf, und auf der Schwelle erschien jemand, der zunächst wie ein leibhaftiger Gorilla wirkte. Die leicht vorgebeugte massige Gestalt, die tief herabhängenden Arme und die flach zurückfliehende Stirn mit der vorragenden Mundpartie, alles wirkte wie aus dem Urwald.
»Ich kaufe nichts!« röhrte das Gebirge von einem Mann.
Phil tippte mit dem Zeigefinger an die Hutkrempe und sagte höflich:
»Guten Tag! Ich suche Al…«
Weiter kam er nicht. Denn der Gorilla hatte ihm mit wirklich affenartiger Geschwindigkeit die linke Faust so kunstgerecht gegen das Brustbein gedonnert, daß Phil zwei Schritte rückwärts taumelte, sich am Treppengeländer festzuhalten versuchte, dabei aber lediglich ein Stück Holz herausriß, das so wurmstichig war, daß der Mehlstaub nur so aus allen Löchern lief — und wenn die Wand nicht gewesen wäre, hätte Phil wohl die Treppe im Rückwärtsgang genommen. So aber dröhnte er gegen die Wand, löste eine neue dichtere Wolke von Mörtelstaub aus und hustete bellend.
Der dicke Quincey stand abseits und schien unbeteiligt zu sein. Er betrachtete abwechselnd Phil und den Gorilla. Der schien mit seinem Schlag zufrieden zu sein, denn er lachte grunzend.
»Okay!« sagte Phil, »ganz nach Wunsch!«
Er trat zwei Schritte von der Wand weg und schien nur mit seinem staubbedeckten Anzug beschäftigt zu sein. Er klopfte sich den Staub von der linken Schulter, von der rechten Schulter und endlich von den Rockaufschlägen. Aber mitten in dieser friedlichen Beschäftigung, wie der berühmte Blitz aus heiterem Himmel, huschten seine Füßr vor, es gab einen starken Luftzug und zwei schnelle Bewegungen — und der Gorilla ging brav und ebenso rasch rückwärts, wie es Phil zuvor getan hatte. Da es aber hinter der Tür einen langen finsteren Flur gab, konnte ihn nichts aufhalten, und er landete mit einem beachtlichen Krach auf der Stelle, auf der Menschen zu sitzen pflegen.
»Sonst noch was?« fragte Phil.
Aus dem finsteren Flur kam ein urgewaltiges Schnaufen. Röhren und Prusten. Dann tauchte der Gorilla aus der Finsternis wieder auf. Er hielt Phil die Hand hin.
»Donnerwetter!« grunzte er. »Himmel, war das ein Schlag, Mister. Kommen Sie herein, mein Freund! Ein Glas Milch müssen Sie mit mir zusammen trinken. Oder wie wäre es mit einem Glas Orangensaft? Sind Sie ein Kollege, was? Preisboxer, nicht wahr?«
Phil begriff. Er drehte sich um. Der dicke Quincey stand auf dem Treppenabsatz vor der Tür. Er klopfte sich den Staub vom Anzug und blickte unschuldig, als könne er kein Wässerchen trüben.
»Wissen Sie, Decker«, sagte er so nebenbei, »ich wollte immer schon mal wissen, ob das Gerede von den G-men stimmt.«
»Hoffentlich habe ich Sie nicht enttäuscht«, sagte Phil.
Quincey schüttelte ernst den Kopf.
»O nein«, antwortete er. »Das kann man wirklich nicht sagen.«
Phil wandte sich wieder an den Preisboxer.
»Tut mir leid«, sagte er. »Ich habe keine Zeit. Ich suche Al Forster. Er hat doch mal hier gewohnt.«
Der Gorilla zog seine buschigen Brauen hoch.
»Forster?« wiederholte er. »Al Forster?«
»Tinten-Al«, sagte Phil.
»Ach so! Ja, der hat hier gewohnt. Aber vor ungefähr drei Monaten ist er ausgezogen. Seine Bude hier war ihm wohl nicht mehr fein genug. Hatte wohl was Besseres, der Angeber. Haben Sie Geld von ihm zu kriegen?«
»Ja«, nickte Phil.
»Großartig«, grinste der Gorilla. »Das ist großartig, bei Ihrem Schlag! Tippen Sie eins von mir mit drauf. Mir schuldet er auch noch zwei Dollar für die Miete.«
»Vorher müßte ich ihn erst einmal gefunden haben«, sagte Phil. »Haben Sie keine Ahnung, wo er steckt?«
»Also wo er wohnt, das kann ich nicht direkt sagen. Aber um die Zeit finden Sie ihn bestimmt in Prights Billardsalon in der Fulton Street.«
»Sie sind ein Gentleman«, sagte Phil schlicht und bot dem Gorilla die Hand.
»Sie
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