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0312 - Mumienfluch

0312 - Mumienfluch

Titel: 0312 - Mumienfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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aufgehenden Sonne. Denn der Flug über das Mittelmeer hatte einige Stunden gedauert. Das Licht des vollen Mondes hatte sie die Dinge an den Ufern des Nils erkennen lassen, die notwendig waren, um sich zu orienteren.
    »An welcher Seite des Nils willst du abgesetzt werden, mein Freund?« fragte der Dschinn. »Denn auch ein Dschinn wird müde und mich verlassen allmählich die Kräfte; Wenn die Winde ihre Kraft ausgetobt haben, dann schweigen sie und Stille kommt auf!«
    »Ich weiß es nicht!« sagte Zamorra. »Am Besten in der Nähe der Stadt. Dort werde ich… !«
    Professor Zamorra brach ab. Denn in diesem Moment drang ein verzweifelter Hilfeschrei vom anderen Nilufer zu ihm herüber.
    Ein Hilferuf in deutscher Sprache und mit leichtem Frankfurter Akzent.
    »Hilf mir, Asfar!« sagte Professor Zamorra. »Carsten Möbius ist in Gefahr. Du kennst ihn wohl denn auch, er hat seinen Teil dazu beigetragen, daß Amun-Re dich frei geben mußte!«
    »Es ist der junge Mann mit den langen Haaren!« ließ sich der Dschinn vernehmen. »Ich weiß, was ich ihm verdanke!«
    »Er befindet sich in tödlicher Gefahr. Eine Gefahr, die ich noch nicht kenne. Geh tiefer, daß ich ihn finden kann. Und dann höre auf das, was ich dir sage, Asfar!«
    »Ich unterwerfe mich deinem Willen, Zamorra!« erklärte das Geisterwesen. Dann spürte Professor Zamorra, wie er vom Wüstenwind getragen ungefähr zehn Meter über den Wüstenboden hinweg raste.
    »Der Schrei kam von dort!« wies Professor Zamorra die Richtung. »Da… ich erkenne etwas. Ein dürres, schwarzes Wesen, das einen lebendigen Menschen mit den Armen emporstemmt. Es ist nur noch wenige Schritte vom Ufer des Nils entfernt. Wir müssen eilen, Asfar. Die Zeit eines Herzschlages ist kostbar. Denn sonst kommen wir zu spät!«
    »Ich tue nach meinen Kräften!« gab der Dschinn zurück.
    »Dann handele jetzt, wie ich es wünsche!« sagte der Meister des Übersinnlichen. »Denn ich werde jetzt versuchen, Carsten vor dem sicheren Tode zu retten!«
    ***
    »Loslassen, du in Windeln gewickeltes Knochengerüst!« brüllte Carsten Möbius. »Du kannst mich doch nicht den Krokodilen vorwerfen wollen. Hab doch mal ein Herz für Tiere. Micha behauptet immer, daß ich mächtig zäh wäre, wenn es ums Geldausgeben ginge. Ich bin vollständig sicher, daß die Biester heute keinen ›Millionärssohn al la carte‹ auf dem Menü-Plan haben. Die leben jetzt bestimmt Diät und bevorzugen ›Mumie blau‹. Laß mich gehen und ich spendiere einen Schnaps, daß du diesen Zustand erreichst!«
    Die Mumie gab keinen Laut von sich. Wie ein aufgezogenes Uhrwerk stampfte sie dem Nil entgegen. Mit unvorstellbarer Kraft stemmte sie auf dem ganzen Weg den Körper des Jungen empor. Obwohl sich Carsten Möbius aufbäumte und verzweifelt wehrte, gelang es ihm nicht, sich aus dem Griff zu winden. Sein schlanker Oberkörper drehte sich wie eine Schlange, und seine Beine strampelten, um die Mumie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Doch das Nefru-Wesen schritt unbeirrbar voran.
    Dem Jungen war klar, daß hier weder ein englischer noch ein deutscher Hilferuf richtig verstanden wurde. Darum benutzte er das Wort »Hilfe« nur manchmal zwischen den Worten, die er der Mumie zurief. Bezeichnend für ihn und Michael Ullich war, daß sie gerade in den lebensgefährlichen Momenten einen ungewöhnlichen Humor entwickelten, der ihnen selbst meistens gar nicht klar wurde. Und weil nach menschlichem Ermessen seine Lebensspanne nur noch sehr kurz war, klopfte Carsten Möbius Sprüche als gelte es, die Mumie zum Lachen zu bringen und dadurch sein Leben zu retten.
    Doch die Worte brüllte der Junge so laut es ging. Vielleicht hörte ihn ja doch jemand der es wagte, ihn zu retten.
    Günstig wehende Winde vom Nil hatten einen Teil dieser Worte zu Professor Zamorra hinüber geweht, denn Asfar, der Wüsten-Dschinn, raste im Sturzflug herab.
    Doch das wußte Carsten Möbius natürlich nicht. Der bemerkte zu seinem Entsetzen, daß die Mumie plötzlich den Schritt verhielt, weil auf der anderen Seite die Uferböschung des Nil steil abfiel. Mit gefesselten Händen war es unmöglich, hinaufzuklettern. Die Krokodile, die Carsten Möbius ins Wasser gleiten sah und die pfeilschnell in ihre Richtung zuschossen, waren bestimmt viel schneller.
    »Ich habe Feuerbestattung verlangt und kein Seemannsgrab!« schrie Carsten Möbius, als gelte es, die letzten Sekunden des Lebens durch diese Art von Galgenhumor noch zu verlängern. »Außerdem hat der

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