0312 - Mumienfluch
und von Château Montagne geflohen ist!« klang die ölige Stimme des Dämons. »Ich hätte ihn gehabt, wenn du und dein Freund mir damals nicht dazwischen gekommen wärt« [5]
»Diesmal wird es dir nicht gelingen, den Skelettkriegern zu entkommen!«
»Leonardo de Montagne!« keuchte Michael Ullich. »Zamorras verfluchter Ahnherr, den die Hölle ausgespien hat, weil er selbst für die Teufel zu bösartig war?«
»Ganz richtig!« nickte de Montagne. »Doch ich bin wieder dorthin zurück gekehrt und residiere seit dieser Zeit auf dem Thron der Finsternis, nachdem ich über meinen Gegner Asmodis triumphieren konnte.«
»Packt ihn« Die letzten Worte waren ein Befehl an die Skelettkrieger.
Bevor Michael Ullich noch Gegenwehr versuchen konnte, hatten sich mindestens fünf Skelette über ihn gestürzt. Sie trugen Uniformen und Rüstungen verschiedener historischer Epochen. Der zerrissene Pelz und der Helm mit den mächtigen Stierhörnern zeigte, daß das Gerippe einst als Wikinger auf Fahrt gegangen war. Die blauen Fragmente einer Uniform mit der Kokarde zeigte einen Soldaten der großen Armee, mit der Napoleon Bonaparte nach Rußland zog.
Das fragmentarische Ledertuch um die Lenden und die abgeknickte Feder im Stirnband wies einen Krieger der Sioux-Indianer aus, der in der ersten Angriffswelle am Little Bighorn gefallen war. Neben ihm in einem brüchigen Lederkoller, den mit Grünspan überzogene Metallbeschläge zusammenhielt, war ein Legionär aus den Tagen des römischen Kaisers Trajan. Der fünfte Krieger, der Michael Ullich attackierte, war einst mit Hernado Cortez nach Mexico gezogen und dort auf den Stufen der Sonnenpyramide gegen die Krieger Montezumas kämpfend gefallen.
Michael Ullich hatte keine Chance. Zwar waren es Skelette - doch in ihrem Leben waren es Kämpfer gewesen, die kein Pardon kannten. Michael Ullich spürte, wie sie ihm das Hemd vom Leibe fetzten und ihn mit den Stoffstreifen fesselten. Nur die hautenge Jeans, die er trug, konnten die Knochenfinger nicht zerreißen.
Während sich Michael Ullich herumrollte und versuchte, seine Bande zu zerreißen, warfen sich die Skelettkrieger auf die aufkreischende Gwendolyn Wilson. Das Mädchen, gerade aus der Ohnmacht erwacht, war schreckensstarr, als sie die Horrorwesen sah. An Gegenwehr dachte sie nicht. Mit den Resten, die von Michael Ullichs Hemd übrig gebieben waren, wurde auch sie gefesselt.
Ihre Lippen bibberten unartikulierte Worte, während Michael Ullich eine Verwünschung nach der anderen ausstieß. Aber das lockerte seine Fesseln auch nicht. Mit hämischem Grinsen sah Leonardo de Montagne, wie ihm dicke Schweißtropfen vor Anstrengung über die Stirn rollten.
»Spare diese Kraft für den Todeskampf, blonder Jüngling!« sagte der Dämon dann mit fast freundlicher Stimme. »Wenn Zamorra den Weg hierher gefunden hat, mußt du vor Schmerzen brüllen und schreien, damit er deine Stimme hört und in die Falle tappt. Ich selbst werde dafür sorgen, daß er den Weg hierher findet. Und dann habe ich ihn!«
»Was immer du mit mir tust!« knirschte Michael Ullich trotzig. »Du wirst mir keinen Laut des Schmerzes entlocken können!«
»Einige meiner Skelettkrieger haben recht gute Erfahrungen, wie man Menschen zum Heden bringt!« sagte Leonardo de Montagne boshaft. »Die sind so geschickt, daß du mehrere Tage hindurch unerträgliche Qualen erdulden mußt, ohne daß sich der Tod deiner erbarmt. Außerdem habe ich als Fürst der Finsternis Dämonen unter meinem Befehl, die dir diese Schmerzen eingeben, ohne daß dein Körper verletzt wird. Dein Hirn signalisiert Schmerzen, die du spürst. Doch dein Körper bleibt unbeschädigt. Du hast das Gefühl, als würde man dir ein Bein abtrennen. Der rasende Schmerz ist da - aber das Bein ist noch dran. Nur der Schmerz und die Qual -und die währen ewig, wenn ich es so will. Du wirst schreien, Michael Ullich. Glaube mir, du wirst!«
Michael Ullich sagte nichts mehr. Er ließ es sogar willig geschehen, daß einer der Skelettkrieger ihm die Scheide mit dem Schwert von der Schulter riß und achtlos zu Boden fallen ließ. Die Waffe schien im hohen Gras zu versinken.
»Bitte, Sir. Ich habe nichts getan und habe auch nichts gegen Sie!« wimmerte Gwendolyn Wilson. »Bitte lassen Sie mich gehen!«
»Aber wer wird sich denn von so einem netten Wesen, wie ich es bin, so schnell trennen wollen?« fragte Leonardo de Montagne süffisant. »Dazu kommt, daß ich dich noch brauche, meine Schöne. Genauer genommen
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