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0313 - Die Mumien kommen

0313 - Die Mumien kommen

Titel: 0313 - Die Mumien kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Antwort. Sie bestand nur aus einem Wort.
    »Weg!«
    Der Motor lief im Leerlauf. Die gelben Lichtlanzen der Scheinwerfer stachen in die immer dunkler werdende Dämmerung und verloren sich in der Ferne. Auf dem dünnen Wintergras am Straßenrand glitzerte das Eis.
    »Wollen Sie bis zum nächsten Ort?« erkundigte ich mich. »Dahin kann ich Sie gern mitnehmen.«
    »Ja.«
    Wieder nur ein Wort. Dieser Mann war wirklich eigenartig. Ich kam mit ihm überhaupt nicht zurecht, hob die Schultern und legte den ersten Gang ein, um zu starten.
    Irgend etwas war mit dem Kerl, das merkte ich. Hier saß kein normaler Mensch neben mir. Als Monster konnte ich ihn zwar nicht direkt bezeichnen, aber wenn der Junge ihn tatsächlich gesehen hatte, war es für ihn leicht, auf den Gedanken zu kommen, einen Unheimlichen vor sich zu haben.
    Langsam rollte der Bentley an. Ich sprach in den nächsten Sekunden kein Wort, beobachtete meinen unheimlichen Beifahrer jedoch aus den Augenwinkeln.
    Er saß wie eine Puppe neben mir. Sein Gesicht war glatt, in seinen Zügen rührte sich auch nichts. Die Haut blieb straff, der Mund zusammengepresst, und an seinem Hals hatten sich scharf die Falten eingegraben. Das Haar zeigte eine dunkelgraue Farbe.
    So rollten wir weiter.
    Der Mann tat nichts. Ein seltsames Schweigen stand zwischen uns.
    Auch das war nicht normal, denn Anhalter verspürten oft genug das Bedürfnis zu reden.
    Nicht bei diesem. Wie eine Puppe saß er da und starrte durch die Frontscheibe.
    Das Gebläse blies warme Luft gegen die Scheibe. Sie war eisfrei und auch nicht beschlagen. Die Lichter, die ich vor wenigen Minuten noch rechts von mir gesehen hatte, befanden sich jetzt vor mir und wirkten wie vom Himmel herabgestürzte Sterne.
    Natürlich war ich gespannt auf das Ziel des seltsamen Anhalters.
    Dass er sich von mir nur durch die Gegend kutschieren lassen wollte, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
    Er tat nichts. Das heißt, er redete nicht, aber er handelte auf seine Art und Weise.
    Plötzlich hob er den rechten Arm. Das geschah nicht mehr bedächtig, sondern ziemlich schnell. Seine Finger stießen an einer Stelle dicht unter dem Haaransatz gegen den Kopf. Was sie dort zu suchen hatten, erfuhr ich zwei Sekunden später, und es schockierte mich.
    Der unheimliche Anhalter brachte es tatsächlich fertig und riss seine Haut ab, als wäre sie dünnes Papier…
    ***
    »Leer!«
    Der rothaarige Ire McPenny hatte die Worte gesprochen, nahm die Bierflasche und legte sie flach auf den Tisch.
    »Na und?«
    »Hol Nachschub, Dean!«
    Dean Driffel zog die Nase hoch und deutete in die Runde. »Das war die letzte.«
    McPenny, der bisher auf die leere Flasche gestarrt hatte, runzelte die Stirn, als er den Kopf hob. »Sag mal, willst du mich hier vergackeiern?«
    »Es war die letzte.«
    »Hol eine neue.«
    »McPenny, ich habe dir gesagt…«
    Der Ire unterbrach seinen Kollegen, indem er mit der Faust auf den schmalen Tisch schlug. »Verdammte Hacke, wenn ich dir sage, dass ich Bier haben will, dann meine ich das auch so. Wenn es schon keinen Whisky gibt, dann wenigstens dieses Gesöff.« Er wischte über seine Lippen. »Anders ist dieses beknackte Leben doch gar nicht auszuhalten. Oder macht es dir Spaß, die Nächte in der Baubude zu verbringen?«
    Driffel schüttelte den Kopf. »Nein, bestimmt nicht. Es macht keinen Spaß.«
    »Wie schlau du bist«, höhnte McPenny. Er wischte die Flasche mit einer Handbewegung vom Tisch. Sie fiel auf die Bohlen, wo sie weiterrollte, aber nicht zerbrach. »Du siehst also, dass uns das Leben hier keinen Spaß macht. Und wenn man keinen Spaß hat, muss man sich eben welchen machen – oder?« Er stierte Driffel nach dieser Frage so zwingend an, als wollte er den Kollegen mit seinem Blick durchbohren.
    ***
    Und Dean wusste Bescheid. Wenn sein Kollege so redete, war immer etwas im Busch. Dann stand er kurz vor der Explosion. Das Wort Jähzorn traf auf McPenny besonders zu. Driffel arbeitete über drei Jahre mit ihm zusammen. Er kannte nicht einmal den Vornamen, aber er wusste, wie hinterlistig und gleichzeitig jähzornig dieser Mann sein konnte. Wenn er sein Bier jetzt nicht bekam, würde er durchdrehen, und das konnte für Dean mit einem Aufenthalt im Krankenhaus enden.
    McPenny, du hast ein Gesicht wie ein Feuermelder. Direkt zum Einschlagen! Das hatte der Vorarbeiter mal gesagt, der einzige, der sich das bei dem Iren erlauben konnte.
    Und so ungefähr sah McPenny auch aus. Nicht allein sein Haar war rot,

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