0313 - Ein gefährlicher Job
aus, drehte mich auf die andere Seite und schlief ein.
Als ich aufwachte, war es drei Uhr nachmittags. Von draußen wurde gegen die Tür gehämmert.
Ich sprang von der Couch und zog die 38er.
»Wer ist da?«
»Ich bin’s, Lovy. Mach auf, Rod!«
Lovy war einer von den Rackett-Leuten. Wie ich, arbeitete er als Kassierer.
»Bist du allein?«
»Ja, selbstverständlich. Lass mich rein, Rod!«
Lovys Stimme klang selbst durch die Tür außerordentlich gedrückt.
Ich schloss auf, Lovy schob sich herein. Er war ein schiefschultriger, schmuddeliger Bursche, der sich zu selten wusch, aber von allen Burschen, die je für Big Boss gearbeitet hatten war er einer der harmlosesten.
»Mensch«, sagte er, als er die 38er in meiner Hand sah, »ich an deiner Stelle würde so etwas auf der Stelle in den Hudson werfen. Wenn die Bullen dich damit fassen, kriegst du gleich noch ein Jahr mehr.«
»Warum sollten sie mich fassen?«
Lovy riss die Augen auf.
»Hast du noch keine Ahnung, was in der Stadt los ist? Die Cops und die Jungs vom FBI spielen verrückt. Unser Bezirk wimmelt von Polizisten. Sie sprechen mit den Ladenbesitzern, um sie zu Zeugenaussagen zu bewegen. Sie machen ihnen klar, dass Big Boss tot ist, und dass sie nichts mehr zu befürchten haben.«
»Das haben sie schon öfter versucht.«
»Aber damals lebte der Boss noch. Harvest will ’ne Gegenaktion starten. Er hat mich und noch ein paar Jungs losgeschickt um alle zusammenzurufen, aber eine ganze Anzahl von unseren Leuten wollen nicht mitmachen. Es wird erzählt, die G-men hätten schon ein Dutzend Boys verhaftet.«
»Wo ist Laurens?«
»Im Stibbler Inn.«
»Okay, ich komme, aber erst muss ich mir den Bart aus dem Gesicht schaben.«
Lovy kam mir ins Badezimmer nach. Während der elektrische Rasierapparat summte, stöhnte er immer wieder: »Ich möchte mich am liebsten absetzen, Rod! Was hältst du davon? Ich habe eine alte Freundin in Iowa. Ich könnte vorläufig bei ihr bleiben, bis Gras über die Geschichte gewachsen ist.«
»Wirf nicht gleich die Flinte ins Korn«, lachte ich und wandte mich ihm zu.
Er musterte aufmerksam mein Gesicht.
»Hat du ’ne Schlägerei gehabt, Rod? Du hast ’ne Menge Beulen im Gesicht.«
»Habe mir gestern einen zu viel genehmigt und geriet mit ein paar Burschen aneinander. Gehen wir!«
***
Ich erwartete, in dem Hinterzimmer des Stibbler Inn eine Versammlung der Rackett-Gang zu finden, aber nur Laurens Harvest und Stanley Rullin saßen an dem großen Tisch und beide schnitten finstere Gesichter wie Börsenspekulanten, die soeben die Nachricht von einem zweiten Schwarzen Freitag erhalten haben.
»Bin ich der einzige, der den Kahn noch nicht verlassen hat?«, fragte ich.
»Besorge eine Mittagszeitung!«, befahl Harvest dem schiefen Lovy. »Irgendeine Ausgabe!«
»Hast du etwas von Rassallo gehört?«, fragte er mich, während Lovy aus der Tür wischte.
»Warum gerade ich? Harry und ich, wir waren uns nicht besonders grün.«
»Gerade deswegen?«, zischte Rullin wie eine giftgeschwollene Natter.
»Rassallo ist verschwunden«, erklärte Harvest, »und die Bullen kassierten heute in den frühen Morgenstunden fast alle Leute, die zu seinem Verein gehörten.«
Ich schob das Kinn vor.
»Soll das heißen, dass ihr mich verdächtigt, Harry an die Cops verpfiffen zu haben? Das ist Unsinn, und ihr wisst es. Ich kann ihn gar nicht verpfeifen. Ich weiß fast nichts über ihn. Ich habe für dich gearbeitet, nicht für ihn.«
Rullins knotige Mörderfinger trommelten auf die Tischplatte.
»Du hast nicht nur für Laurens gearbeitet, Rod Cann. Big Boss hatte dich für eine Spezialarbeit ausgesucht, und ich denke mir, du hattest deine Hände in noch anderen Sachen.«
Ich lachte. »Haltet ihr mich plötzlich für eine geheimnisvolle Persönlichkeit?«
Die Tür wurde aufgerissen, Lovy stürzte herein. Er schwenkte ein Zeitungsblatt.
»Chef!«, schrie er, »Harry Rassallo ist gekillt worden.«
Rullin riss ihm die Zeitung aus der Hand. Die beiden Gangster beugten sich darüber.
Sie brauchten nur eine Minute für die Lektüre. Dann sahen sie sich beide an, und Harvest sagte leise: »Verdammt!«
»Kann ich mal sehen?«, fragte ich ruhig und nahm Rullin das Blatt aus der Hand.
Es war eine Ausgabe der Night, einer Revolverzeitung, die hauptsächlich Meldungen und Berichte über Verbrechen brachte. Gleich auf der ersten Seite war das Foto des Thunderbird abgebildet. Zwei Polizisten standen neben dem Schlitten, und zwei Zivilisten,
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