0314 - Die schwarze Macht
Asmodis ihn direkt belog. Er wich einer Antwort höchstens aus und umschrieb die Wahrheit. Aber dieses klare Nein war eine eindeutige Antwort.
»Und? Warum bist du nun hier? War sie eine von deinen Hexen, die du nun rächen willst?«
Asmodis schüttelte den Kopf. Er begann seine Gestalt zu verändern und menschlicher zu werden.
»Merlin, unser gemeinsamer Freund, schickt mich«, sagte er.
»Vielleicht weil er dich nicht erreichen konnte, vielleicht wollte er auch nur ein paar Stunden vor mir Ruhe haben. Aber jetzt, da du dich mit der Sache befaßt, kann ich ja gehen. Mir gefällt es hier ohnehin herzlich wenig.« Er wandte sich um, aber Zamorra sprang auf und hielt ihn zurück. »Das könnte dir so passen, Asmodis«, sagte er.
»Du bleibst hier!«
»Das bestimmst nicht du«, erwiderte Asmodis trocken. »Du darfst mich übrigens Sid Amos nennen. Das klingt irgendwie angepaßter.«
»Erzähle mir, was geschehen ist«, verlangte Zamorra.
»Seit wir uns in Ash’Naduur trennten? Das wird aber eine verdammt lange Geschichte…«
»Du weißt genau, was ich meine«, drängte Zamorra.
»Schon gut«, knurrte Sid Amos. »Es sind Tore geöffnet worden. Mindestens zwei bisher, und durch diese zwei strömt das Schwarze hier… das, in dem wir stecken und in dem sich eine Welt bildet … zur Erde. Und dort blockiert es Magie. Vornehmlich die Weiße, aber auch die Schwarze ist betroffen. Wenn noch ein paar Tore geöffnet werden, wird es keine Magie mehr geben. Absolut keine Weiße, und von der Schwarzen … nun, für ein paar Zaubertricks wie Kerzenanzünden durch Fingerschnipsen wird es gerade reichen. Merlin fürchtet, daß das wenige langen wird, seine Streiter und ihn zu überrollen, und deshalb hat er mich hierher geschickt. Er hat übrigens einen lausig schlechten Wein in seinem Burgkeller. Das Zeugs schmeckt scheußlicher als alles, was ich kenne. Ich werde mich mal bei dir einladen und deine Vorräte plündern …«
Zamorra seufzte. Ein Teufel, der nassauerte, fehlte ihm gerade noch! Und daß unmittelbar vor ihnen eine Tote lag, berührte Asmodis überhaupt nicht! Er mußte das Gemüt eines Fleischerhundes besitzen.
Teufel bleibt Teufel, dachte Zamorra. Auch wenn er die Seiten wechselt – wenn er sie wirklich gewechselt hat…
»Du weißt mehr als ich«, sagte Zamorra. »Und Leonardo soll dich holen, wenn du nicht bald flüssiger und allgemeinverständlicher berichtest. Zum Mitschreiben, verstanden?«
»Verstanden und gehört, du schreist laut genug für zwei«, sagte Sid Amos. »Wir haben den Verdacht, daß die MÄCHTIGEN einen Großangriff durch diese Tore planen. Sie schicken das Schwarze voraus, oder sie bringen es mit, wenn sie kommen, um den gegnerischen Widerstand sofort zu ersticken. Sie benutzen dabei ein entstandenes Vakuum. Das hier, wo sich die Schattenstadt aus dem Schwarzen bildet und zur Welt wird, war früher einmal Leonardos Fluchtdimension, die so großzügig zerstört wurde.«
»Deshalb kommt mir etwas daran bekannt vor«, murmelte Zamorra betroffen. »Etwas vom Charakter einer Welt bleibt also auch bei einer völligen Auflösung immer zurück.«
Sid Amos nickte.
»Das Schwarze, sagst du, neutralisiert also Magie…«
»Es neutralisiert sie nicht nur, es blockiert sie förmlich. Es ist aggressiv«, sagte Sid Amos.
»Dann, mein Lieber, verstehe ich nicht, warum du hier bist. Ich kenne dich. Ohne Rückendeckung begibst du dich nirgendwo hin. Und wenn deine Magie blockiert wird, dann läßt du dich nicht hier sehen. Da stimmt was nicht, Assy! Du erzählst…«
»Nun warte doch«, sagte Asmodis. »Wenn man in dem Zeug drinsteckt, kann man Magie benutzen. Nicht aber, wenn man davon angegriffen wird, also draußen ist. Und wir sind beide drinnen, durch irgend welche Tore hereingekommen. Meines hat sich wieder geschlossen. Du brauchst also gar nicht danach zu fragen. Merlin besaß nicht die Kraft, es für längere Zeit offenzuhalten. Und wie kamst du herein?«
»Ich bin aus einem Flugzeug gezerrt worden«, erzählte Zamorra seine Story.
Irgendwie war es grotesk. Da standen sich zwei Wesen gegenüber, die seit Anbeginn ihres Denkens einander bekämpft hatten, und unterhielten sich!
»Hm«, sagte Asmodis. »Dann ist es also dieser John Todd, gegen den ich kämpfte. Langsam wird ein Bild aus den Puzzleteilen. Aber wer ist John Todd? Ein MÄCHTIGER nicht. Er arbeitet nur in ihrem Sinne. Ein Werkzeug vielleicht…«
»Auf jeden Fall ein Gegner«, sagte eine Stimme aus der Schwärze hinter
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