0314 - Die schwarze Macht
daß sie nicht rechtzeitig von der Wolke oder dem artverwandten anderen Schwarz, das über die Geist-Ebene kam, blockiert werden konnte.
Das FLAMMENSCHWERT, das sie erst vor kurzem gegen den Blutgrafen eingesetzt hatte? Nein, es schied aus. Sie konnte es nicht bewußt steuern, und es war unwahrscheinlich, daß es zweimal so kurz hintereinander aktiv wurde. Sie dachte an eine andere, ganz besondere Zauberformel. Damit mußte sie die schwarze Wolke wie in einem Netz einfangen. Zumindest so lange, bis das Flugzeug draußen war.
Was dann kam, mußte sich einfach zeigen.
Sie gestand sich innerlich ein, daß sie Angst hatte. Sie wußte nicht, wie sie die Wolke einschätzen sollte. War diese wirklich etwas Lebendes, oder täuschten sie sich alle? Vielleicht wurde sie nur ferngesteuert…
Nicole ging nach unten. Gryf blieb oben, kehrte ins Cockpit zurück. Von dort aus sprach er über Funk mit den Leuten in den Schutzanzügen. Die rührten sich nicht von der Stelle. Warum nicht? fragte sich Nicole. Lassen sie sich nicht überzeugen?
Sie selbst ging langsam auf die Rückwand des Hangars zu. Immer wieder sah sie sich nach der schwebenden Wolke um. Das schwarze Ding reagierte nicht.
Endlich kam Bewegung in die Schutzanzugträger. Sie bewegten sich zum großen Tor. Da hatte Nicole die Rückwand schon fast erreicht. Sie sah eine kleine Sicherheitstür, die aber verriegelt war. Keine Chance, da hinaus zu kommen. Aber vielleicht eine Rückversicherung für später…?
Nicole atmete tief durch.
Die Motoren der ALBATROS liefen an. Langsam, schwerfällig, drehte sich die Maschine. Der Hangar war gerade eben groß genug, um das Manöver zu ermöglichen. Heißluft peitschte Nicole entgegen, als die Düsen kurz in ihre Richtung zeigten. Dann war die ALBATROS bereit zum Losrollen.
Die Hitze, die von den Düsen her strahlte, war unangenehm. Nicole hatte damit nicht gerechnet, die Piloten auch nicht daran gedacht.
Im Normalbetrieb stand ja auch niemals jemand hinter dem startenden Jet!
Trotzdem – Nicole war bereit. Die Heißluft würde sie nicht umbringen. Der Feuerstrahl, falls einer kam, würde sie nicht mehr erreichen.
Sie hob die Hände, berührte das Amulett. Es mußte einem Magneten gleich auf die schwarze Wolke wirken. Nicole versuchte es zu aktivieren. Sie spürte ein undeutliches Vibrieren. Das Amulett war da, aber seine Kraft kam nicht richtig durch. Sie wurde behindert.
Deshalb mußte Merlins Machtspruch helfen. Und dann mußte Nicole hypnotische Kraft auf die Wolke abstrahlen und sie zu sich zwingen!
Ihre Lippen formten den Spruch.
»Anal’h natrac’h – ut vas bethat – doc’h nyell yenvvé…«
Und Merlins Stern reagierte!
Die Kraft des Amuletts entfaltete sich mit Urgewalt, aber es war nur ein Bruchteil dessen, was sonst freigesetzt werden konnte. Das Schwarze hemmt immer noch.
»Komm!« schrie Nicole und winkte heftig.
Die Hangartore glitten auf. Die Triebwerke der ALBATROS brüllten auf. Ein Sturm riß Nicole fast von den Beinen. Menschen rannten. Der mächtige Druckkörper des zweistrahligen Jets ruckte mit Urgewalt an, nach draußen. Und die schwarze Wolke glitt auf Nicole zu, wie gewünscht! Die Suggestivkraft, die in ihrem Befehl lag, wirkte!
Schon war die ALBATROS halb draußen, als die Tore sich wieder zu schließen begannen! Und die schwarze Wolke näherte sich weiter Nicole, war nur noch ein paar Meter entfernt!
Ich schaffe es, dachte Nicole. Ich schaffe es, ich schaffe es! Sie bleibt hier!
Noch einen Meter! Die schwarze Wolke schien nicht zu wissen, daß auf der anderen Seite ein breiter Spalt war, durch den gerade das Heckleitwerk glitt!
Plötzlich sprang tierische Angst in Nicole auf. Angst vor der Wolke! Worauf hatte sie sich wirklich eingelassen? Konnte sie die Berührung mit der Schwärze denn überhaupt ertragen?
Die Angst in ihr wurde übergroß und löschte alles andere aus!
Noch einen Meter Abstand zwischen den zugleitenden Toren!
Und diese Angst, die sie um den Verstand bringen wollte! Sie schrie –Und etwas zerbrach. Die Wolke verharrte jäh.
Noch 20 Zentimeter zu Nicole! Noch einen halben Meter Torbreite!
Da raste die Wolke durch die Luft zurück!
Raste wie ein Blitz auf die Öffnung zu und glitt hindurch! Ein langer schwarzer Schlauch, der hinaus ins Freie schoß und rasend schnell aufstieg, dem Himmel entgegen! Das Tor schloß sich zu spät.
Die Teile knallten dumpf dröhnend gegeneinander, als der Rest der schwarzen Wolke gerade hindurchgezischt war.
»O nein«,
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