0315 - Der Mörder
los!«
»Pass auf, G-man! Gestern habt ihr Celia laufen lassen, und heute Nachmittag saß ich mit ihr in ihrer Wohnung. Wir tranken ’ne Tasse Kaffee zusammen, sozusagen als Wiedersehensfeier, als das Telefon schrillte. Celia ging ran und wurde leichenblass, als der Mann am anderen Ende seinen Namen nannte. Der Mörder war an der Strippe.«
Er machte eine erwartungsvolle Pause, aber da ich schwieg, fuhr er fort: »Im Grunde genommen ist es nicht erstaunlich, dass er Celia anrief. Ihren Namen kannte er ja, Weißt du, was ich tat, G-man?«
»Keine Ahnung«, brummte ich.
»Ich nahm ihr den Hörer aus der Hand und sagte: ›Häng nicht ein, Crude. Ich kann dir helfen, und ich weiß, dass es dir dreckig geht.‹ Er antwortete zuerst nicht, aber er hängte auch nicht auf, und dann erzählte ich ihm, dass ich ihn brauchen könnte.«
»Hast du ihm das nicht schon einmal erzählt?«
»Wenn du immer noch die Story glaubst, die dir Harkort eingeblasen hat, dass der Mörder für mich arbeiten solle, dann reden wir besser nicht weiter«, schrie er, aber er unterbrach die Verbindung nicht. »Harkort ist ein dreckiger Lügner, und ich werde euch beweisen, dass er lügt, indem ich euch den Mörder liefere.«
»Sprich weiter, Stowe«, sagte ich ruhig. Phil hielt längst den zweiten Hörer am Ohr und folgte dem Gespräch mit gespannter Aufmerksamkeit.
»Okay, ich machte ihm ein paar verschwommene Angebote«, fuhr der Hafengangster fort, »und schließlich antwortete er, er wolle es sich überlegen. Ich versuchte, eine feste Verabredung mit ihm zu treffen, aber er ließ sich nicht darauf ein. Schließlich sagte er, ich solle im Soft & Hard Inn auf ihn warten. Er würde irgendwann im Laufe der Nacht dort auftauchen.«
»Von wo telefonierst du, Stowe?«
»Von dem Inn! Ich sitze hier und warte auf ihn.«
»In Ordnung! Wir kommen und helfen warten!«
»Hör zu, G-man! Ich glaube, das wäre falsch. Der Mörder ist misstrauisch wie ein angeschossenes Tier. Wenn er den geringsten Verdacht schöpft, wird er nicht auf tauchen. Ich habe alle Vorbereitungen getroffen, dass nichts schiefgehen kann. Das Inn wird nicht geöffnet, aber ich sorge dafür, dass einer meiner Leute euch benachrichtigen kann, sobald der Mörder gekommen ist. Mag sein, dass er erst um Mitternacht oder noch später auftaucht, aber jedenfalls kann ich ihn so lange festhalten, dass ihr in aller Ruhe anrücken könnt.«
»Keine Angst um dein Leben, Stowe? Der Mörder schießt schnell.«
Er lachte verächtlich. »Ich heiße nicht William Harkort. Mir fällt das Herz nicht in die Hose, wenn mir ein Junge mit ’ner Kanone unter der Achsel gegenübersitzt.«
»Ist Celia Seado mit allem einverstanden?«
»Klar«, trompetete er. »Sie hatte ja keine Ahnung, welchem Typ sie da in die Finger gefallen war.«
»Wir sind einverstanden, Stowe«, sagte ich. »Wir Warten auf den Anruf deines Mannes.«
»Also - okay. Ich warte hier in dem Inn auf den Kerl. Ihr werdet angerufen, sobald er erschienen ist, und dann kommt ihr.« Sorgfältig wiederholte er die Abmachung.
»Genau!«
Ein Augenblick des Zögerns entstand. Dann sagte Dan Stowe mit einer gewissen Würde: »Ich hoffe, ihr bekommt eine bessere Meinung von mir, wenn wir diese Sache durchgestanden haben.«
»Mit Sicherheit, Stowe«, antwortete ich und legte auf.
***
Wir ließen unseren Wagen eine Querstraße vor der Vandam Street stehen und legten den Rest des Weges zu Fuß zurück.
Die enge Vandam Street wimmelte von Menschen, meistens Matrosen auf der Suche nach einem bisschen Spaß.
Die Kaschemmen in der Straße lockten mit allerdings spärlichen Neonreklamen die Gäste an.
Die Neonröhren über dem Eingang zum Soft & Hard Inn leuchteten nicht. Ein Rollgitter war vor dem Eingang heruntergelassen.
Phil und ich wechselten einen Blick.
»Rein müssen wir«, sagte ich.
Neben dem Inn gab es einen Hauseingang, der zu den Wohnungen in der ersten und zweiten Etage des Hauses führte.
Wir gingen hinein und stellten fest, dass es in dem Hausflur eine Tür gab, die, nach der Lage zu urteilen, auch in die Kneipe führen musste.
Bevor Phil sie öffnen konnte, wurde sie von innen aufgerissen, und ein Mann brüllte »Hoch mit den Pfoten, ihr Lumpen!«
Der Kerl, der uns einen schweren Revolver unter die Nasen hielt, war ohne Jacke. Ich erkannte im trüben Licht der Flurbeleuchtung das lange, faltige Gesicht des Mannes, der bei unserem ersten Besuch hinter der Theke der Kaschemme hantiert hatte.
Auch er erkannte uns,
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