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0315 - Der Mörder

0315 - Der Mörder

Titel: 0315 - Der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder
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und erschrocken ließ er die Kanone sinken.
    »Ich… ich dachte an Einbrecher«, stotterte er.
    Phil legte ihm die Hand auf die Brust und schob ihn in den Raum hinein. Die Tür führte direkt hinter die Theke des Inn. Der Laden war dunkel und völlig leer. Nur über der Bar brannte eine einzelne Lampe.
    »Wo ist Stowe?«, fragte ich.
    Der Barkeeper verdrehte die Augen, öffnete den Mund, brachte aber keinen Ton heraus. Phil nahm ihm gemächlich den Revolver aus der Hand.
    »Ist Stowe hier?«
    »N… nein«, sägte er kläglich.
    Ich schob Phil ein wenig zur Seite und ging auf den Mann zu. Er wich rückwärts aus, aber das Flaschenregal stoppte ihn.
    »Hat Stowe vor etwa zwanzig Minuten von hier angerufen?« .
    Er schüttelte stumm den Kopf.
    Ich packte ihn mit der linken Hand am Hemdkragen.
    »Pass gut auf, mein Junge! Du wirst jetzt die Wahrheit sagen. Wann hast du Stowe zum letzten Mal gesehen?«
    »Gestern«, stammelte er.
    »Danach nicht mehr?«
    »Nein, er ließ mir nur Bescheid sagen, ich solle das Inn he.ute nicht öffnen.«
    »Wann sagte er dir Bescheid?«
    »Heute Morgen - ungefähr um zehn Uhr!«
    Ich pfiff durch die Zähne. Vor rund zwei Stunden wollte Stowe mit dem Mörder telefoniert haben, aber schon am Vormittag hatte er befohlen, die Kneipe nicht zu öffnen.
    Ich ließ den Keeper los und wandte mich an Phil.
    »Der Henker mag wissen, welches Spiel Stowe angefangen hat, aber jedenfalls spielt er falsch. Er hat uns angelogen, aber ich weiß nicht, aus welchem Grund er gelogen hat.«
    Ich drehte mich wieder zu dem Keeper um, und es muss wohl eine heftige Bewegung gewesen sein, denn der Mann zuckte zusammen.
    »Hast du den Mörder je hier gesehen?«
    Heftig schüttelte er den Kopf.
    »Wenn Stowe einen Mann treffen will, den kein anderer sehen soll, wohin wird er ihn bestellen?«
    »Vielleicht in seine Wohnung… oder…« Er stockte.
    »Oder?«
    »36. Pier«, stammelte er mit schon enger Kehle.
    »Wo genau?«
    »Die alte Bürobaracke am Pierkopf, sie gehört Dan!«
    Ich ließ den Jungen los.
    »Telefon?«
    Er zeigte auf die Nische der Theke, wo der Apparat stand. Ich wählte die FBI-Nummer.
    »Schickt einen Mann in die Vandam Street, Soft & Hard Inn. Er hat nichts anderes zu tun, als einen Burschen im Auge zu behalten.«
    »Okay, Jerry«, antwortete der Beamte in der Einsatzleitung. »Er startet sofort.«
    Ich kaufte mir den Mann zum dritten- und letzten Mal.
    »In fünf Minuten taucht hier ein G-man auf, der sich deiner annimmt, Freund. Ich rate dir gut, während dieser fünf Minuten die Hände in den Schoß zu legen und brav zu warten. Wenn du versuchen solltest, Stowe auf irgendeine Weise zu warnen oder selbst zu türmen, geht es dir schlecht. Meinetwegen trink auch ’nen Schluck auf den Schreck, aber rühr dich nicht von der Stelle.«
    Ich wusste, dass ich den Burschen allein lassen konnte. Handlangertypen seiner Sorte wagen keine Auflehnung.
    »Zum 36. Pier?«, fragte Phil draußen.
    »Klar! Wir verzichten auf den Wagen. Es ist nahe genug, und wenn wir im Wagen anrollen, machen wir nur unnötigen Krach.«
    Wir legten ein ziemliches Tempo vor.
    »Hast du eine Ahnung, was Stowe beabsichtigt?«
    »Uns in irgendeiner Form reinzulegen. Er hat uns am Telefon Märchen erzählt. Wir werden sehen.«
    Wir benutzten einen der Tunnel unter dem West Side Highway und erreichten das eigentliche Hafengebiet in Höhe des 38. Piers. Der grelle Betrieb der Vandam Street blieb zurück. Zwar heulten in der Ferne Schlepper, rasselten Kräne, schwankten Bogenlampen, aber auf dem 36. Pier war es still. Das Licht der wenigen Lampen spiegelte sich in den Pfützen auf dem zerfahrenen Pflaster. Die Kräne streckten ihre Arme gespenstisch in den Nachthimmel, und wie die Wände unheimlicher Festungen ragten die Mauern der fensterlosen Lagerhäuser.
    Wir hielten uns im Schatten der Mauern, erreichten das Kopfende des Piers. Vor uns lag ein niedriges, primitives Gebäude, und aus zwei Fenstern schimmerte gelbes Licht. Zwischen beiden Fenstern befand sich eine Tür, die, vom Nachtwind bewegt, langsam aufknarrte.
    Wie auf Kommando zogen Phil und ich die 38er-Kanonen. Seit der Geschichte auf dem Dach in der Vestry Street trug ich das Halfter rechts und benutzte die linke Hand.
    Der Raum war primitiv eingerichtet, nur mit ein paar Stühlen, einem Schrank, einem Tisch und einer Pritsche. An einem Garderobenhaken hing ein Mantel, dessen Ärmel sich leise bewegten.
    Auf einem der Stühle saß, das Gesicht der Tür zugewandt, Dan Stowe.

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