0317 - Okastras Grusel-Keller
100.«
Glenda legte den Kopf zurück und lachte. »Wie sieht das denn aus, Geisterjäger?«
»Soll ich es dir zeigen?«
»Wenn du willst.«
Ich beugte mich nach rechts hinüber. Plötzlich lag mein Arm auf ihrer Schulter, so daß ich Glenda herumdrehen konnte. Dicht sah ich ihren Mund vor mir. Die Lippen öffneten sich bereits.
Wenn das keine Aufforderung war…
Sekunden später spürte ich sie. Und ich bewies Glenda mit diesem Kuß, wie wach mich der Mokka gemacht hatte. Als wir uns lösten, waren wir beide ein wenig atemlos.
Unsere Augen glänzten. Das lag nicht nur an den Getränken.
»Nun?« fragte ich.
»Tatsächlich, der Mokka scheint es in sich zu haben.«
»Das geht sogar noch weiter.«
Glenda nahm meine Hand. »Wie weit denn?«
Ich ging auf das Spiel ein und wiegte den Kopf. »Kommt darauf an, wieviel Zeit wir haben.«
»Wenn es nach mir geht, jede Menge.«
»Auch ich habe nichts zu versäumen.«
»Dann nimm noch einen Schluck Mokka.« Glenda schwang die Beine hoch und legte sie auf die Couch. Daß dabei ihr Rock hochrutschte, störte sie nicht weiter.
Meine Sekretärin, eigentlich war Glenda mehr als das, trug sehr feine Strumpfhosen. So dünn, daß sie sich kaum von ihrer Haut abhoben. Ich schaute auf die Knie, und Glenda erinnerte mich wieder an den Mokka.
Bevor er kalt wurde, wollte ich ihn trinken. Danach mußte ich die Kassette wechseln. Der Zauber des langen Augenblicks war ein wenig verflogen.
Ich sorgte dafür, daß er zurückkehrte, und Glenda hatte auch nichts dagegen. Alles lief glatt, sogar die zweite Flasche Rotwein öffnete ich ohne Schwierigkeiten.
Der Mokka hatte gewärmt, der Wein brachte ebenfalls das Blut in Wallung, hinzu kam bei mir Glendas Nähe, so daß uns zwangsläufig zu warm wurde.
Es war Glenda, die den Vorschlag machte, alles Beengende auszuziehen.
Danach glich ihre Frisur einem Schnitt, durch den ein Orkan gefahren war.
»Dagegen habe ich nichts.«
»Hilfst du mir, John?« fragte sie, wobei ich ihre Zungenspitze an meinem Ohrläppchen spürte.
Sehr gern half ich ihr. Und nicht nur das. Wir halfen uns gegenseitig.
Zum Glück war die Couch groß genug. Sie bot uns beiden Platz. Es brannten nur mehr zwei Kerzen. In den Gläsern funkelte der Wein, dazu die Klaviermusik im Hintergrund. Es war eine Stimmung, die man kaum beschreiben kann. Glenda lag auf dem Rücken. Mit dem rechten Zeigefinger zeichnete ich die Umrisse ihrer Figur nach.
Auf ihren Lippen sah ich das Lächeln. Gleichzeitig streckte sie mir beide Arme entgegen, und ich wußte genau, was sie mit dieser Geste andeuten wollte.
Nur zu gern nahm ich die Aufforderung an. Wir sanken uns in die Arme, und dann gab es nichts mehr um uns herum. Wir waren völlig wehrlos und überließen uns nur unseren Gefühlen.
Es war nicht das erste Mal, daß wir miteinander schliefen, aber diesmal genossen wir es wohl mehr.
Später tranken wir Wein. Ich hatte eine Decke geholt. Mehr liegend als sitzend hatten wir es uns auf der Couch bequem gemacht. Manchmal, wenn ich Glenda anschaute, hatte ich das Gefühl, als würden ihre Pupillen ebenso glänzen wie die Flüssigkeit im Glas.
»Wie spät haben wir es denn?« fragte ich nach einer Weile.
Glenda winkte ab. »Zeit genug.«
»Dann schickst du mich nicht nach Hause?« Ich tat sehr überrascht.
»Hast du damit gerechnet, John?«
»Eigentlich nicht.«
»Na bitte.« Sie hob die bloßen Schultern. Für einen Moment bildete sich darauf eine Gänsehaut. Als ich sie mit meinen Lippen berührte, spürte ich noch immer die Wärme.
Glendas Hand strich über meinen Rücken. »Uns bleibt noch die ganze Nacht. Morgen ist Sonntag, wir können in Ruhe frühstücken, wieder einen normalen Kaffee trinken und im Hyde Park oder an der Themse einen Bummel machen. Oder hast du dich verabredet?«
»Nein, mit wem?«
Glenda lachte hell. »Schließlich bist du ein freier Mensch. Und wenn es nur mit Suko gewesen ist.«
»Er weiß nicht, wo ich bin. Ich weiß nicht, wie er den Sonntag verbringen will. Wir sind wirklich frei.«
»Das ist gut.«
Ich drückte mich wieder hoch und griff zum Weinglas. Die Kerzen waren schon weit heruntergebrannt.
Ein Glas reichte ich Glenda. Dann stießen wir an.
Plötzlich zerstörte das Telefonläuten unsere Stimmung.
»Höre ich richtig?« fragte ich.
Glenda nickte. »Leider.«
»Erwartest du Besuch?«
»Der ist schon gekommen.«
Ich hob die Schultern. »Dann heb doch ab.«
»Nein«, erwiderte Glenda. »Nicht jetzt.« Sie trommelte mit der
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