0317 - Okastras Grusel-Keller
so aus, als wollte er ebenfalls seine Kanone ziehen.
»Aber sehr vorsichtig«, erklärte ich ihm, wobei ich ihn in die Mündung der Beretta schauen ließ.
Er zuckte zusammen, hob die Schulter, wischte mit dem linken Handrücken das Blut von seiner Oberlippe und zog mit spitzen Fingern seiner rechten Hand die Pistole hervor.
Es war ebenfalls eine Armee-Waffe. Sie glich der ersten aufs Haar…
Als sie zu Boden polterte, atmete ich auf, löste mich von meinem Platz und baute mich so auf, daß ich beide Killer im Auge behalten konnte.
Ich schätzte sie als Basken ein, die einer Terrorgruppe angehörten. Das war ein heißes Eisen. Mir reichten schon meine Dämonen und all ihr schauriges Umfeld, deshalb wollte ich mit den Basken und deren Terrorkommandos nicht unbedingt in Konflikt geraten.
Wie mir allerdings schien, ließ es sich in diesem Fall nicht mehr vermeiden.
Besonders der Kerl, der vom Lauf der Beretta erwischt worden war, betrachtete mich mit haßerfüllten Blicken. Wahrscheinlich malte er sich bereits aus, wie er mich umbringen würde.
Ich fragte sie. »Habt ihr Henry Darwood getötet?«
Der Kerl neben Claudia begann zu lachen. Er freute sich diebisch, obwohl er die Mündung nach wie vor an seinem Ohr spürte. »Ihr seid verrückt«, radebrechte er. »Völlig verrückt. Wir haben ihn nicht erschossen. Wir bekamen ihn nicht einmal zu Gesicht. Aber wenn wir ihn gesehen hätten, verdammt, wir hätten es getan.«
»Und weshalb?« zischte Claudia.
»Er war gefährlich, verdammt gefährlich sogar. Er hätte uns hochgehen lassen können, denn er hatte etwas entdeckt, vor dem er lieber die Augen hätte verschließen sollen. Jetzt ist er tot…«
»Und weshalb seid ihr hier?« fragte ich.
»Claudia ist seine Schwester. Kann doch sein, daß er ihr etwas gesagt hat - oder?«
»Ich weiß nichts, ihr Hunde!« zischte die Frau. »Überhaupt nichts. Aber vielleicht werde ich etwas erfahren, und dann seid ihr dran.«
Der Mann, der die Mündung an seinem Ohr spürte, behielt die Nerven.
Er war eiskalt. »Sie bewegen sich hier auf einem fremden und sehr gefährlichen Territorium. Hüten Sie Ihre Zunge! Mich können Sie töten, meinen Partner auch, aber es werden Hunderte hinter uns stehen, die eine Frau wie Sie mit Vergnügen steinigen. Für einen Moment können Sie gewinnen, auf die Dauer gesehen nur verlieren.«
Da hatte der Mann im Prinzip recht. Wir bewegten uns tatsächlich auf schwankenden Planken.
Aber ich wollte noch etwas wissen. »Wer von euch hat den Schädel des Toten nach London geschickt?« Bei dieser Frage behielt ich die Basken im Auge.
Und beide reagierten gleich. Sie schauten mich ungläubig an. Wenn sie nicht wirklich exzellente Schauspieler waren, dann hatten sie tatsächlich nichts mit der Sache zu tun, denn ihre Blicke sprachen gewissermaßen Bände.
»Wieso Schädel?« fragte der Kerl mit der blutenden Nase. »Ich hätte gern deinen.«
Ich ging nicht darauf ein, sondern wandte mich an den zweiten Basken. »Antworten Sie!«
»Wir wissen nichts davon!«
Hatte er recht? Claudia Darwood nagte auf ihrer Lippe. Dann hob sie plötzlich die Schultern und nahm auch die Waffenmündung vom Ohr des Mannes.
Sie ging zurück. »Ich weiß es nicht!« flüsterte sie. »Verflixt, ich weiß es einfach nicht…«
»Wir werden gehen!«
Sollte ich sie lassen? Ja, die Basken spielten hier keine Rolle. Ihr Aktionsgebiet war ein anderes, auch wenn sie unter Umständen das auslösende Moment gewesen waren.
Ich ließ sie laufen.
Sie gingen, und an der Tür drehte sich der Kerl mit blutender Nase noch einmal um. Was er mir zuzischte, verstand ich nicht. Doch die Worte hörten sich drohend an.
Claudia Darwood und ich blieben allein zurück. Ich schloß die Tür.
Als ich mich umdrehte, hatte Claudia ihre Bluse völlig ausgezogen. Ein knapper BH bedeckte ihren Oberkörper. Sie öffnete den Koffer, wandte mir den Rücken zu, und ich hörte sie leise schluchzen.
Jetzt kam der Schock.
Im Koffer befand sich nicht nur Kleidung, auch eine kleine Reiseapotheke. Aus ihr holte ich Pflaster und klebte es über die Schramme an Claudias Oberarm.
Anschließend zog sie einen schwarzen Pullover über, schneuzte ihre Nase und fuhr mit zehn Fingern durch ihr Haar. »Dann muß ich mich bei Ihnen wohl bedanken.«
Ich winkte ab.
»Wie heißen Sie eigentlich?«
Ich sagte meinen Namen und fügte auch den Beruf hinzu.
»Und Sie sind wegen mir in dieses gottverlassene Bergnest gekommen, John?«
»So sieht es aus. Aber
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