0318 - Auf der Straße des Grauens
Grund für sie, mich rauszuwerfen und vorläufig bin ich auf ihre Moneten noch angewiesen, obwohl sie mich kurzhält.«
»Schenken Sie sich Ihre Story, Rapp. Privatgeschichten interessieren uns nicht.«
»Schon gut, G-man. Ich sage es Ihnen nur, damit Sie mir keinen Ärger machen. Polizisten müssen diskret sein. Werden Sie Lil verhören?«
»Wenn es notwendig sein sollte, dann ja.«
»Glauben Sie, dass es nicht mehr notwendig sein wird?«
Ich zuckte die Schultern.
Er sah mich mit einem unruhigen Blick an.
»Glauben Sie, dass Sie herausfinden können, wem der Wagen gehört, den der Kerl fuhr, als er Eleonor abkassierte?«
»Wenn Mrs. McLean den Wagen richtig identifiziert hat, dann vielleicht.«
»Es gibt nicht viele Bentleys in den Staaten.«
»Wahrscheinlich nicht.«
Er fuhr sich mit dem Finger zwischen Hals und Kragen.
»Und wenn Eleonor den Schlitten nicht richtig erkannt hat?«
»Das wird sich herausstellen, Mister Rapp.«
»Na ja, ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Glück bei der Jagd. Bringen Sie die Juwelen möglichst schnell zurück! Solange sie ihr Glitzerzeug nicht wieder besitzt, wird sie ungenießbar sein. Außerdem könnte sie auf die Idee kommen, mit ihren Dollars noch sparsamer umzugehen, um sich neuen Schmuck kaufen zu können. Ich habe es dann auszubaden.«
Er öffnete uns die Tür.
»Da Sie ohnedies über Familienverhältnisse sprechen, können Sie uns auch über die Beziehungen zwischen Mrs. Mc-Lean und ihrer Nichte informieren.«
Er grinste. »Haben Sie nicht gemerkt, dass beide wie Hund und Katze sind?«
»Warum können sie sich nicht leiden?«
Sein Grinsen wurde noch breiter.
»Daran ist der alte McLean schuld. Machte ein Testament, bevor er starb, übertrug seiner Frau zwar die Nutznießung, bestimmte aber, dass das eigentliche Vermögen nach Eleonors Tod der Nichte zufällt. Das gilt auch für den Fall, dass Eleonor sich wieder verheiraten würde. Klar, dass Eleonor glaubt, Jane warte nur auf ihren Tod. Eine Zeit lang hatte sie sogar Angst, Jane könnte sie vergiften.«
»Reisen Sie unter diesen Umständen nicht auf dem falschen Dampfer, Mister Rapp?«
Er war so abgebrüht, dass er den Satz nicht einmal als Beleidigung empfand.
»Was soll ich machen? Die Kleine kann mich nicht riechen. Also muss ich mir Sorgen um Eleonors Gesundheit machen.«
»Was hältst du von Rapp?«, fragte ich Phil, als wir in meinem Jaguar saßen.
»Ich traue dem Burschen nicht weiter über den Weg, als ich einen Elefanten werfen kann«, antwortete Phil.
Ich lachte. »Bin ganz deiner Meinung.«
Ich fuhr zum Hauptquartier zurück. Phil vertiefte sich unterwegs in den Bentley-Prospekt.
»Wenn siebzig Prozent von den Angaben stimmen, die sie hier machen, fährst du eine lahme Krähe, Jerry«, sagte er. »Sie attestieren dem Wagen glatte einhundertundsechzig Meilen in der Stunde. Ich denke, sie übertreiben.«
»Engländer übertreiben nie.«
Phil gab einen Knurrlaut von sich. Er schien nicht einverstanden.
»Den Wendekreis geben sie mit 11 Yards an.«
»Der Jaguar braucht auch nicht mehr Platz.«
»Er soll in fünfundzwanzig Sekunden auf hundert Meilen beschleunigen.«
»Das kommt auf den Fahrer an. Wenn es sein muss, schaffe ich es in zwanzig Sekunden.«
Phil warf mir einen Seitenblick zu.
»Du bist kein Engländer, wie?«, fragte er grinsend.
***
Auch in einer Stadt wie New York gibt es nur ein paar Autohändler, die so verrückte Superschlitten wie einen schwarzen Bentley importieren. Alles in allem stellten wir fest, dass es siebzehn Wagen in zwei Jahren waren, und davon waren nur zwei Wagen schwarz gewesen.
Zur Vorsicht gingen wir allen siebzehn Wagen nach. Bis auf drei befanden sie sich in den Händen ehrenwerter, wenn auch ein wenig verrückten Leuten, hauptsächlich von Bühne und Film.
Der Verbleib von drei Wagen ließ sich auf Anhieb nicht ermitteln. Unter diesen drei Schlitten befanden sich zwei schwarze.
Immerhin hatten wir innerhalb von vierundzwanzig Stunden geklärt, dass ein grüner Bentley auf dem Hof des Finanzamtes stand, weil sein Besitzer gewisse Steuern nicht bezahlt hatte.
Ein zweiter Wagen, einer der beiden schwarzen, existierte nicht mehr, ebenso wenig wie der Mann, der ihn gekauft hatte. Wenn ein Einhundertsechzig-Meilen-Auto und ein Brückenpfeiler ein Duell miteinander haben, gewinnt der Brückenpfeiler.
Der Besitzer des dritten, ebenfalls schwarz lackierten Bentleys, wohnte in einer Villa am Parkway. Er war so vornehm, dass wir nur seinen Sekretär
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